Kehlmann-Stückin Wien uraufgeführt

Starautor Daniel Kehlmann. Foto: epa/Zoltan Balogh
Starautor Daniel Kehlmann. Foto: epa/Zoltan Balogh

WIEN (dpa) - Ein Schiff mit 937 Flüchtlingen, das nicht anlegen darf: Im Wiener Theater in der Josefstadt ist ein hochaktuelles Stück über Flucht und Migration aus der Feder von Starautor Daniel Kehlmann uraufgeführt worden. Das Ensemble brachte dabei am Donnerstagabend «Die Reise der Verlorenen» über Juden auf der Flucht vor den Nazis überzeugend auf die Bühne, seine Spannung erhält das Werk aber vor allem wegen Parallelen zur aktuellen Migrationsdebatte.

Im Mittelpunkt des Stücks steht das Motiv Egoismus: Das Flüchtlingsschiff ist auf dem Weg nach Kuba. Die Schiffsgesellschaft hat dort einen Minister geschmiert, um selbst viel Geld von den jüdischen Passagieren kassieren zu können. In Kuba blockiert jedoch der Präsident, dass die Juden tatsächlich an Land gehen - er will die nächste Wahl gewinnen. Ein Agent der Nazis auf dem Schiff muss wiederum alles dafür tun, dass das Schiff anlegt. Mit der Zeit entsteht so ein enges Konstrukt, getragen vom Verlangen nach Geld und Macht. Die 937 Flüchtlinge sind nur noch ein Spielball politischer und wirtschaftlicher Einflüsse.

«Die Reise der Verlorenen» ist bereits das dritte Auftragswerk, das Kehlmann für das Theater in der Josefstadt verfasst hat. Das von Janusz Kica für die Uraufführung inszenierte Stück basiert auf der wahren Geschichte der «St. Louis», die 1939 auf eine Irrfahrt geschickt wurde, um letztlich doch keinen sicheren Hafen für ihre Passagiere zu finden. Bei seiner Adaption für die Theaterbühne hat sich Kehlmann am Buch «Voyage of the Damned» von Gordon Thomas und Max Morgan-Witts orientiert.

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