Kataloniens Nationalfeiertag ohne Großdemonstration

Tausende von Menschen versammeln sich auf der Plaza de Espana in Barcelona. Foto: epa/Alberto Estevez
Tausende von Menschen versammeln sich auf der Plaza de Espana in Barcelona. Foto: epa/Alberto Estevez

BARCELONA: Die Corona-Pandemie hat an Kataloniens Nationalfeiertag den Separatisten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Statt der in früheren Jahren üblichen Großdemonstration mit Hunderttausenden Teilnehmern in Barcelona gab es am Freitag nur kleinere Kundgebungen. Selbst von diesen hatte die Vereinigung der Ärzte Barcelonas wegen der hohen Zahl an Corona-Infektionen abgeraten. Regionalpräsident Quim Torra legte am Denkmal des Verteidigers der Unabhängigkeit, Rafael Casanova, einen Kranz nieder.

Die sogenannte Diada wird jedes Jahr am 11. September begangen. Eher ungewöhnlich wird dabei eine eigene Niederlage gefeiert: An diesem Tag wurde 1714 Barcelona von den Truppen des spanischen Königs Philipp V. erobert, nachdem die Katalanen im Spanischen Erbfolgekrieg dessen Gegenspieler unterstützt hatten. Katalonien verlor damit seine Selbstverwaltung.

Die wirtschaftsstarke Region im Nordosten Spaniens ist in der Frage der Unabhängigkeit gespalten. Umfragen zufolge sind Befürworter und Gegner in etwa gleich stark. Die Zentralregierung in Madrid unter dem linken Ministerpräsidenten Pedro Sánchez ist gegen die Unabhängigkeit, will aber über mehr Autonomie mit sich reden lassen. Die rechte Opposition wirft ihm deshalb Verrat an Spanien vor. Sánchez ist als Chef einer Minderheitsregierung aber auch auf Stimmen kleinerer Unabhängigkeitsparteien im Parlament in Madrid angewiesen.

Neun Führer der Unabhängigkeitsbewegung sitzen wegen ihrer Rolle bei dem von der Justiz für illegal erklärten Unabhängigkeitsreferendum von 2017 langjährige Haftstrafen ab. Der eigentliche Anführer der Separatisten, der damalige Regionalpräsident Carles Puigdemont, entzog sich der spanischen Justiz, indem er sich 2017 rechtzeitig nach Belgien absetzte.

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