Kaschmirkrise: Pakistan warnt vor Schweigen der Weltgemeinschaft

ISLAMABAD/NEU DELHI (dpa) - Pakistan warnt die internationale Gemeinschaft davor, in der Kaschmirkrise untätig zu bleiben. Es drohten heftige Reaktionen aus der muslimischen Welt. Indiens Premier hingegen glaubt, ihm sei ein historischer Schritt gelungen.

Angesichts steigender Spannungen in Kaschmir hat Pakistan die internationale Gemeinschaft erneut zum Handeln aufgerufen. Sollte sie im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs ein Massaker an Muslimen wie in Srebrenica zulassen, würde das Radikalisierung und eine Spirale der Gewalt in der muslimischen Welt auslösen, warnte der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan am Donnerstag auf Twitter.

Neu Delhi hatte der von ihr kontrollierten Kaschmir-Region vergangene Woche den Sonderstatus entzogen, der der Region eine eigene Verfassung und weitgehende Kompetenzen garantierte. Mit der Neuregelung will Neu Delhi das hauptsächlich von Muslimen bewohnte Gebiet stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Pakistan beansprucht das Gebiet auch und bezeichnete die Abschaffung des Status als «illegal».

Viele Menschen in Kaschmir lehnen die Änderung ab. Die indische Regierung hatte Soldaten in die Region geschickt, um Proteste zu verhindern und eine Ausgangssperre verhängt. Laut einem pakistanischen Behördenvertreter ist die größte Sorge Islamabads, was passiere, sobald die Ausgangssperre aufgehoben wird. «Wenn es hier zu Gewalt kommt, dann werden wir reagieren müssen», sagte der Behördenvertreter.

Die indische Polizei hatte am Mittwoch bestätigt, dass es Verletzte durch Schrotkugeln bei Demonstrationen gegen die Neuregelung gegeben hatte. Berichte über größere Proteste weist die Regierung weiter zurück. Dies können Journalisten wegen der eingeschränkten Bewegungsfreiheit vor Ort kaum überprüfen.

In Pakistan wurden am Donnerstag weitere Zeichen des Protests gegen Indiens Vorgehen gesetzt. An dem Tag, der auch Unabhängigkeitstag Indiens ist, wurde landesweit ein «Schwarzer Tag» abgehalten. Khan und viele weitere hochrangige pakistanische Politiker und Militärs schwärzten ihr Profilbild auf Twitter. In allen größeren Städten des Landes gab es Kundgebungen. Demonstranten zogen mit schwarzen Fahnen und Transparenten durch die Straßen, die die Schritte Indiens verurteilten.

Indiens Premier Narendra Modi hingegen verteidigte die Aberkennung des Sonderstatus am Donnerstag. Sie sei ein wichtiger Schritt, um Indien zu einen. «Der Geist von einer Nation, einer Verfassung, ist jetzt Realität geworden. Und Indien ist stolz darauf», erklärte Modi bei einer Rede zum indischen Unabhängigkeitstag in Neu Delhi. Ihm sei in weniger als 70 Tagen seiner zweiten Amtszeit gelungen, was Regierungen vor ihm in den mehr als 70 Jahren seit der Unabhängigkeit von Großbritannien nicht geschafft hätten.

Am Mittwoch hatte Khan in einer Rede im pakistanisch-kontrollierten Teil Kaschmirs gesagt, Modi habe einen strategischen Fehler begangen. Ihn werde die Entscheidung teuer zu stehen kommen.

Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über Kaschmir, zwei Kriege wurden deswegen bereits geführt. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China.

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Joerg Agner 16.08.19 15:58
Schwarze Fahnen ?
Hatte die Terrorgruppe IS nicht auch schwarze Fahnen dabei? Und überhaupt, es ist sicherlich nicht weise, wenn sich ein hinduistisches Land freiwillig ein mit Moslems bevölkertes Territorium einverleiben möchte. Sollten doch froh sein, wenn diese drausen sind.