Kasachstans Hauptstadt heisst neu Nursultan

Foto: epa/Stringer
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ASTANA (dpa) - Kasachstans langjähriger Präsident Nasarbajew hat die Macht an seinen Vertrauten übergeben - und bleibt trotzdem einflussreich. Kurz nach der Amtsübernahme gibt es eine bemerkenswerte Entscheidung.

Nach fast 30 Jahren hat das ölreiche Kasachstan einen neuen Präsidenten - und einen neuen Namen für die Hauptstadt Astana. Nursultan Nasarbajew übertrug am Mittwoch die Macht an seinen Vertrauten Kassym-Schomart Tokajew. Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte dazu. Die beiden Kammern des kasachischen Parlaments beschlossen kurz nach der Amtsübergabe, dass Astana in Nursultan umbenannt werden soll - der Vorname des langjährigen Präsidenten. Zudem wurde Nasarbajews Tochter Dariga Nasarbajewa einstimmig an die Spitze des Oberhauses gewählt. Sie ist damit die mächtigste Frau in der Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien.

Mit besonders großem Interesse blickt Russland auf den Machtwechsel. Er hoffe auf Kontinuität, sagte Kremlchef Wladimir Putin der Agentur Interfax zufolge. Er nannte Kasachstan den «engsten Verbündeten». Beide Länder gehören zu den treibenden Kräften der Eurasischen Wirtschaftsunion. Putin sieht in dem Bündnis ein ökonomisches Gegengewicht zur EU. Er würdigte die Arbeit Nasarbajews.

Dieser hatte am Dienstag in einer Ansprache an das Volk im Fernsehen seinen Rücktritt bekanntgegeben. Die Entscheidung habe er selbst getroffen, sagte er. Eigentlich war Nasarbajew als Vater der Nation auf Lebenszeit im Amt. Präsident war er seit dem 24. April 1990, aber schon davor als kommunistischer Parteichef an der Macht.

Sein Nachfolger Tokajew kündigte an, er wolle am bisherigen Kurs festhalten. Er werde sein Wissen und seine Erfahrung dafür einsetzen. Seine Amtszeit läuft im kommenden Jahr regulär ab. «Ich bin mir der Verantwortung der anstehenden Mission bewusst», sagte der frühere Ministerpräsident und Außenminister. Nasarbajews Meinung werde auch künftig bei strategischen Fragen außerordentlich wichtig sein.

Der frühere Präsident behält ohnehin als Sicherheitsratschef und Vorsitzender der Regierungspartei Nur Otan einen bedeutenden Teil der Macht. Seine älteste Tochter Nasarbajewa wird Chefin des Oberhauses und tritt die Nachfolge von Tokajew an. Auch die Bevölkerung soll den Namen Nasarbajew nicht so schnell vergessen. Sein Vorgänger hatte in seiner ersten Rede mit Blick auf die Namensänderung von Astana zu Nursultan gesagt: «Wir müssen den großen Namen verewigen.»

Im Eiltempo brachten die Parlamentarier den Vorschlag von Tokajew auf den Weg. Die Verfassungsänderung sei ohne Gegenstimme beschlossen worden, meldete die Staatsagentur Kazinform. Damit kann die aus dem Steppensand gestampfte Glitzermetropole mit ihren mehr als einer Million Einwohnern im Norden des Landes umbenannt werden. Astana heißt auf Kasachisch nur Hauptstadt. Das Nachbarland von China ist seit Jahrzehnten bekannt für seinen Personenkult um den inzwischen 78 Jahre alten Nasarbajew.

Anerkennung für seine Leistung kam auch aus Deutschland: Der Chef der Deutsch-Asiastischen Parlamentariergruppe, der CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Grund, sagte, Kasachstan habe unter dem langjährigen Präsidenten frühzeitig auf Atomwaffen verzichtet und internationale Abrüstungen und Kooperationen angeregt.

«Nahezu eine Million Menschen aus Kasachstan leben seit Jahren als Kasachstan-Deutsche bei uns», erklärte Grund. 200 000 Deutsche lebten in dem ölreichen Land in Zentralasien, mit dem Deutschland 2012 eine Partnerschaft auf den Gebieten Rohstoffe, Industrie und Technologie vereinbart habe.

Kritiker warfen Nasarbajew stets vor, er sei selbstherrlich, konzentriere die Macht in seinen Händen, platziere Familienmitglieder in einflussreiche Positionen. Er tue nichts gegen Korruption und lasse keine freien und fairen Wahlen in seinem Land zu.

Nach Nasarbajews Ansprache war es in dem Steppenstaat zu einem Ansturm auf die Wechselstuben gekommen. In den Städten Astana und Almaty sei die Nachfrage nach US-Dollar so groß gewesen, dass die Währung zum Teil nicht mehr verfügbar gewesen sei, meldete Interfax. In der Nacht zum Mittwoch habe sich die Lage aber wieder beruhigt.

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