"Callolo, Frau Wanselov von Hügelbügen ..."
"Wie bitte?"
"Das ist die Frau, die von Noy das Haus gegenüber gekauft hat, das vorher unserem verstorbenen Freund Bernd gehört hat."
"Ach, seit wann?"
"Sie ist vor zwei Wochen eingezogen."
"Allein?"
"Ja, sie ist Witwe, ihr Mann ist vor zwei Jahren von einem Motivwagen beim Rosenmontagsumzug in Köln überfahren worden und gestorben."
"Was du alles weißt."
"Sie kommt uns gleich besuchen."
"Warum?"
"Das wird sie uns schon erzählen."
Der Auftritt von Frau Wanselov von Hügelbügen hatte es in sich: Eine etwa fünfzigjährige Walküre mit einem Oberteil, der keine Konkurrenz fürchten musste, rauschte in unser Wohnzimmer, sah sich kurz um und erklärte mit einer Stimme, die einem Iwan Rebrov alle Ehre gemacht hätte: "Hier ist meine Heimat. Hier fühle ich mich zu Haus."
Dann ließ sie sich in einen Sessel plumpsen und brummte meine Herzallerliebste an:
"Schätzchen, hast du einen Whisky für Mutti?"
Nachdem ich mich von diesem unerwarteten Überfall einigermaßen erholt hatte, fragte ich sie: "Sie sind also die Mutti?"
"Ja, mein Schatz, ich bin sozusagen die Mutter der Kompanie."
Meine Herzallerliebste hatte inzwischen für sie einen doppelten Whisky eingegossen, den Frau wie hieß sie doch gleich? - Frau Wandemann-Hügelbügel? mit einem Schluck hinunterstürzte.
"Das Gleiche bitte noch mal", sagte sie und gab Nai das Glas zurück.
"Sie sind in unserer Siedlung neu, Frau"
"Sagn Se ruhig Erna, dat sagn se alle."
"Ja, als neue Mitbewohnerin in unserer Siedlung"
"Ich bin nie lange neu."
"Sie meinen?"
"Vor zwei Wochen bin ich hier eingezogen, inzwischen kennen mich alle, und ich kenne auch alle."
"Aber ich"
"Du bist der Letzte, mein Schatz", dröhnte sie und nahm den Whisky von meiner Herzallerliebsten entgegen.
"Deine Nai kenne ich ja schon länger. Sie hat mir alles über dich erzählt."
Dann prostete sie mir zu: "Also, auf gute Nachbarschaft, Carolus."
"Ja, zum Wohl", erwiderte ich, "im Moment habe ich nichts zum Anstoßen."
"Macht nichts, Kölle Alaaf!" Und schon war das Glas leer.
"Hat Ihr überraschender Besuch einen besonderen Grund?" fragte ich sie.
"Ja klar, als alte Kölnerin möchte ich hier gerne einen Karnevalsclub gründen, damit wir hier in der Fremde auch so etwas wie Heimat haben. Ich hoffe dabei sehr auf deine Unterstützung, Carolus. Du, als alter Düsseldorfer"
"In Düsseldorf bin ich nur geboren, aufgewachsen bin ich in Mainz."
"Helau, mein Lieber, dat is auch Karneval."
Meine Herzallerliebste schaute aus der halbgeöffneten Tür verunsichert zu.
Was hatte sie dieser Suffragette alles über mich erzählt?
"Morgen um 18 Uhr kommen wir alle zu einem ersten Vorbereitungstreffen im Gemeinschaftshaus zusammen. Du kommst doch auch oder?"
"Ich werde es versuchen."
"Ich bau auf dich, Carolus."
Sie gab meiner Nai zu verstehen, dass sie noch was zu trinken haben wollte, aber die zeigte ihr die leere Whisky-Flasche.
"Also dann, bis morgen."
Sie rauschte davon und hinterließ ein Wrack. Das war ich. Mein Gott! So einer Maschine war ich bisher noch nie ausgesetzt gewesen.
Meine Herzallerliebste geleitete unsere Besucherin an die Tür. Dann kam sie zu mir und schmiegte sich an mich: "Frau Wanselov, ich meine Erna, sie möchte, dass ich im Ballett mittanze, vielleicht sogar als Solistin. Das ist doch toll. Du machst doch auch mit, Callolo, oder?"
"Nicht ums Verrecken, Schatz", erwiderte ich. "Lieber folge ich ihrem verblichenen Gatten und stürze mich vor den nächsten Motivwagen. Ihr Mann hat bestimmt gewusst, was er tat."
Callolo und seine HerzallerliebsteIn 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.
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