Kampf dem Bus-Kollaps

Foto: epa/Claudio Peri
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ROM/HALLSTATT (dpa) - Die Touristensaison hat begonnen. Dicke Reisebusse werden dabei in vielen Orten zum Problem. Manche Städte verbannen sie nun komplett aus dem Zentrum. Doch schon verstopft etwas anderes die Straßen.

Turmhoch schieben sie sich durch die Stadt. Biegen um enge Kurven, rangieren. Hinter ihnen lautes Hupen. Sie parken, die Türen gehen auf. Reisegruppen ergießen sich auf den Bürgersteig, schieben sich zum Kolosseum. Manchmal lässt ein Busfahrer den Motor laufen, manchmal hält er ein Schwätzchen mit dem Kollegen eines anderen Busses. Es ist eine Szene aus Rom, die viele Bewohner zur Weißglut bringt. Sie regen sich seit Jahren über die Reisebusse auf, die Touristen in Massen zu den Sehenswürdigkeiten karren - und die auch andernorts Städte verstopfen.

Rom hat nun eine drastische Maßnahme ergriffen: Seit Anfang des Jahres dürfen überhaupt keine Reisebusse mehr durch das historische Zentrum fahren. Wenn sie die Menschen abladen wollen, dann an bestimmten Parkplätzen vor der Verbotszone. Dort kassiert die Stadt ab: Bis zu 30 Minuten Parken in der Zone vor dem Kolosseum oder dem Petersplatz kosten 240 Euro. Kosten, die am Ende auf die Reisenden umgeschlagen werden.

Es sei die Frage, ob «gepfefferte Einfahrtgebühren» die Probleme mit Touristenmassen lösen, sagt Nina Jaschke vom Bundesverband deutscher Omnibusunternehmer. Viel wichtiger sei die richtige Lenkung der Besucherströme. «Wenn man Busse ausschließt, dann wird oft vergessen, über Alternativen nachzudenken.» Es gehöre zum Service, dass man die Leute nicht zwei Kilometer vor dem Ziel absetze. Zum Beispiel für Menschen mit Behinderungen seien lange Gehwege ein Problem.

Proteste von Busunternehmern gegen Einfahrtverbote gab es nicht nur in Rom, sondern auch in Madrid. Dort dürfen Reisebusse zwar weiterhin in der Innenstadt fahren, sie dürfen im Zentrum aber nicht halten und Passagiere nicht überall ein- oder aussteigen lassen. «Es kann doch nicht sein, dass wir die Touristen in kilometerweiter Entfernung von ihren jeweiligen Hotels im Zentrum aussteigen lassen müssen. Viele haben viele Koffer, Kinder und Kinderwagen, einige sind sehr alt», klagte damals die Chefin eines Busunternehmens, Begoña Landa.

In Amsterdam sollen Touristen entweder mit den Öffentlichen in die Stadt kommen oder außerhalb des Grachtengürtels auf ein Boot umsteigen. Die Stadt habe gebeten, auf kleinere Fahrzeuge umzusteigen, erzählt Jaschke vom Omnibusverband. «Aber auch das verstopft Straßen.» Das Ganze sei «kontraproduktiv».

Aber nicht nur große Städte haben ein Bus-Problem. Beispiel Hallstatt in Österreich. Der Weltkulturerbe-Ort gehört zu den besonders überlaufenen Flecken. Mehr als eine Million Tagesgäste, viele davon aus Asien, schlendern alljährlich auf der gut einen Kilometer langen Seepromenade entlang. In Hallstatt selbst wohnen nur etwa 780 Menschen. Der Ort ist berühmt wegen des ältesten Salzbergwerks der Welt und wurde in China sogar detailgetreu nachgebaut. Seitdem zeigt die Besucherkurve steil nach oben. Ab nächstem Jahr will der Ort den Zustrom nun stark drosseln und die Zahl der Reisebusse deutlich verringern.

Busse dürfen den malerischen Ort am Hallstätter See nur noch anfahren, wenn sie vorher eines der begrenzt verfügbaren Tickets gekauft haben. Damit soll die Zahl der Busse, die in kurzer Zeit von 8000 auf rund 20 000 im Jahr gestiegen war, um rund ein Drittel verringert werden. Außerdem sollen die Gäste durch den Verkauf der Slots länger bleiben. «Unter 150 Minuten kann man Hallstatt nicht besuchen», sagt Bürgermeister Alexander Scheutz.

Speziell Bustouristen, die meist im Pulk und gern laut durch das Örtchen zögen, könnten zum Ärgernis werden. «Die Einwohner haben dann besonders das Gefühl, der Ort gehört einem nicht mehr selber», sagt der Kommunalpolitiker. Für die Anreise empfiehlt er ohnehin die Bahn. Die hält am gegenüberliegenden Seeufer, und ein Schiff bringt die Gäste nach Hallstatt. «Das ist sehr romantisch», meint der Bürgermeister.

In Rom steigen die Touristen mittlerweile zwar nicht auf romantische Schiffe um. Dafür auf Kleinbusse. Allerdings parken nun diese in Massen vor den Sehenswürdigkeiten und richten zum Teil noch mehr Chaos als die Reisebusse an.

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