Kaffee mit bitterem Nachgeschmack

Kaffee mit bitterem Nachgeschmack

Einen saftigen Farang-Aufschlag bei der Kaffeebohnen-Bestellung reklamiert ein Leser:

Sehr geehrte Damen und Herren, ca. vor einem Monat brachten Sie eine Reportage über Payak Coffee. Wie andere Kommentatoren des Artikels war auch ich sehr interessiert. Ich komme aus der Gastro-Branche und hatte viel mit Kaffee zu tun. So nahm ich mit der Firma über Line Kontakt auf und es ergab sich eine sehr nette Kommunikation. Man unterbreitete mir ein schriftliches Angebot über 2 x 500-Gramm-Pakete Premium Kaffee (Bohnen) à 450 Baht plus 90 Baht Kurierkosten. Auf meine Nachfrage stand nur eine Sorte, wie im Bericht fotografiert, zur Verfügung. Die verschiedenen Röststufen – mild, medium und strong – standen nicht zur Auswahl. Ok, ich dachte mir, 900 Baht ist schon teuer für ein Kilogramm Kaffee, aber ich tue etwas Gutes. Ich überwies und zwei bis drei Tage später hatte ich die Ware. Der Kaffee schmeckte gut, war recht säurearm und hatte eine gute Crema.

Wir zogen deshalb in Betracht, demnächst die Kaffeeplantage zu besuchen – es sind ja so nette Leute (immerhin 12 Stunden Autofahrt). Um noch mehr Infos über die Firma herauszubekommen, recherchierte ich im Internet. Dabei stieß ich auf einen Bericht der „Bangkok Post“ vom April dieses Jahres und auf einen weiteren auf Thailändisch. Dort war zu lesen, dass ein Kilogramm des Premium-Kaffees 450 bis 500 Baht kostet. Skeptisch geworden ließ ich meine Frau als eine interessierte Kundin anrufen. Sie sprach mit der Managerin von Payak Coffee, die ihr die Auskunft gab, dass derzeit nur eine Sorte (Premium Limited Edition) erhältlich sei – zu einem Preis von 450 Baht pro Kilogramm! Also hatte ich als Farang den doppelten Preis bezahlt! Daraufhin ließ ich über Line bei der Sekretärin, die Englisch kommunizieren kann, Dampf ab und attackierte das Geschäftsgebaren dieser Firma: Traurig, enttäuschend und betrügerisch. Ein Versehen stand außer Frage, denn ich erhielt das überteuerte Angebot zweimal über Line zugeschickt.

Danach wurde es erst recht spannend. Der Chef rief meine Frau an und verstrickte sich in Erklärungen, dass der Kaffee, den wir bekommen haben, ein ganz besonderer sei! Am Ende seines Vortrages versicherte er uns, dass wir zwei Pakete umsonst zugeschickt bekommen würden, was auch geschah. Niemand – weder der Chef noch die Sekretärin – hatte zuvor in der Line-Konversation auch nur angedeutet, dass unser Kaffee etwas ganz Besonderes sei – und deshalb 100 Prozent teurer. Später rief uns dann auch noch die Sekretärin an, erzählte uns etwas von speziellen Beeren etc., entschuldigte sich aber bestimmt auch zehnmal.

Ich schreibe Ihnen diese ganze Geschichte, um Sie um folgendes zu bitten: Bitte geben Sie bei Geschäftsempfehlungen die Preise der Produkte an. Bitte haken Sie mal bei der Firma nach, denn dieses Verhalten ist nicht zu entschuldigen – sich herauslügen wollen, wobei sich dann auch noch die Geschäftsleitung gegenseitig widerspricht! Nur so lernen sie es. Ich habe Payak Coffee mitgeteilt, dass ich Ihnen und auch die Bangkok Post über den Vorfall informieren werde. Fehler passieren, auch böse (für mich Betrug), aber diese einzugestehen ist für Thailänder wahrscheinlich nicht möglich. Indirekt gaben sie es dennoch zu, sonst hätten Sie mir nicht noch einmal denselben Kaffee zugeschickt.

Name der Redaktion bekannt

Anm. d. Red.: Sehr geehrter Leser, vielen Dank für Ihre Zuschrift und Ihr Interesse an unserem Magazin DER FARANG. Bewusst haben wir im Artikel „Mit einer Tasse Kaffee den Wald schützen“ (FA10/2020) auf Preisangaben oder eine ausführliche Vorstellung der einzelnen Kaffeesorten verzichtet. Der Fokus des Artikels lag auf der Idee, durch gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften den Bergvölkern ein nachhaltiges Einkommen zu bescheren und dem Waldsterben im hohen Norden des Landes entgegenzuwirken. Wir stehen mit der Marke Payak Coffee, unter der die Endprodukte des Zusammenschlusses vertrieben werden, in keiner Geschäftsbeziehung.


Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Tondidi 01.07.20 20:31
hervorragende Alternative
vor einigen Monaten gab es einen Artikel über die Fa. Anjana Coffee aus Hua Hin. Ein deutscher Kaffeeröstermeister verarbeitet rein thailändische Kaffeebohnen aus dem Norden. Hervorragende Qualität - seitdem kommt nichts anderes mehr ins Haus - sehr gute Preise ohne bitteren Nachgeschmack.
Thomas Knauer 01.07.20 15:52
das verschiedene Preise aufgerufen werden ist ja nicht unüblich. Da hilft nur entweder ein Thai vorzuschicken oder Recherche zu betreiben.
Lohnt sich aber nicht dass man sich darüber aufregt, als Lehrgeld abhaken und gut ist.
Jürgen Franke 28.06.20 22:23
Nach der Lektüre dieses Leserbriefes
kann man sich nur freuen, keine anderen Sorgen zu haben.
Thomas Sylten 28.06.20 20:06
Einen Fehler einzugestehen bedeutet das Gesicht zu verlieren. Wird also nicht passieren - und wenn man das öffentlich macht, kann das bei entsprechend verletztem Ehrgefühl auch leicht mal richtig schief gehen, fürchte ich..