Jury im Weinstein-Prozess anscheinend uneins

Foto: epa/Justin Lane
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NEW YORK (dpa) - Ist Harvey Weinstein des «raubtierhaften sexuellen Angriffs» schuldig? Bei den schwersten Anklagepunkten, die ihm lebenslange Haft einbringen könnten, scheint die Jury nicht einig.

Im aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess um Harvey Weinstein scheint die Jury bei den schwersten Vorwürfen gegen den ehemaligen Hollywood-Mogul noch keine klare Haltung zu haben. Die zwölf Geschworenen fragten am Freitag beim Gericht an, ob sie in drei der fünf Anklagepunkte ein einstimmiges Urteil abgeben und bei den beiden anderen Punkten uneinig sein könnten. Richter James Burke antwortete ihnen übereinstimmenden Medienberichten zufolge, dass das Gericht keine Teilentscheidungen akzeptiere und die Geschworenen ihre Beratungen fortführen solle. Danach beendete er den Sitzungstag. Die Jury kommt am Montag wieder zusammen.

Die beiden Anklagepunkte wegen «predatory sexual assault» (also etwa «raubtierhaften sexuellen Angriffs») sind die beiden schwerwiegendsten und könnten Weinstein lebenslang hinter Gitter bringen. Zudem gibt es zwei Anklagepunkte zu Vergewaltigung und einen zu sexueller Nötigung. Kommt die Jury tatsächlich zu keiner einstimmigen Entscheidung in allen Anklagepunkten gegen Weinstein, könnte der Prozess platzen und müsste wohl neu aufgerollt werden.

Seit 2017 haben Weinstein mehr als 80 Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. In dem weltweit beachteten New Yorker Prozess geht es seit Januar aber vor allem um zwei Anschuldigungen: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oral-Sex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Der Prozess gilt als Meilenstein der sogenannten «MeToo»-Ära, die von dem Fall ausgelöst wurde. Unter diesem Schlagwort sammelten unzählige Frauen in aller Welt ihre eigenen Erfahrungen mit chauvinistischen Sprüchen, unflätigem Verhalten und sexueller Gewalt, die sie in den Geschichten der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wiedererkannten.

In den vergangenen Wochen versuchte die Staatsanwaltschaft in dem Verfahren, mithilfe von insgesamt sechs Hauptzeuginnen in teils drastischer Detailtiefe ein Bild von angeblichen Handlungsmustern Weinsteins zu zeichnen - nämlich das eines gewissenlosen Triebtäters, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen, der ihnen für Sex Karrierehilfe versprach und sie bei einem Nein zum Geschlechtsverkehr zwang.

Die Verteidigung hingegen gab den Zeuginnen eine Mitschuld und stellte Weinstein als Opferrolle dar. Frauen hätten ihn über Jahrzehnte wegen seines Einflusses und Geldes ausgenutzt und seien sich ihrer Handlungen und Signale an ihn bewusst gewesen. Jeglicher Sex habe einvernehmlich stattgefunden.

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TheO Swisshai 27.02.20 23:06
@Jürgen Franke / Nicht entnehmen
Machen Sie sich deswegen bloss keine Gedanken, Sie müssen nicht alles verstehen.
Jürgen Franke 27.02.20 10:12
Dieser widerliche Prozeß macht deutlich,
dass offensichlich viele Frauen keinen ausreichenden Abstand halten können, wenn es um die Frage der Karriere geht. Die Verteidigung machte das im Prozeß deutlich. Besonders der "raubtierhafte sexuelle Angriff" machte das deutlich. Dem Artikel konnte ich nicht entnehmen, was dieses Thema mit der Kinderehe zu tun hat.
TheO Swisshai 27.02.20 04:32
Kinderehe = Legale Pädophilie in den USA
Das hätte ich nie gedacht doch es ist eine Tatsache ! In den USA ist das Mindestalter für Ehen je nach Bundesstaat unterschiedlich geregelt. In Massachusetts und Kansas liegt das Mindestalter bei 12 Jahren, in New Hampshire bei 13 Jahren und in einigen anderen Staaten bei 14 Jahren. ( Quelle Wikipedia )