Junihitze - Rekorde verlagern sich nach vorn

Kinder und Erwachsene baden und sonnen sich im Sommerbad Mariendorf. Foto: Gregor Fischer/Dpa
Kinder und Erwachsene baden und sonnen sich im Sommerbad Mariendorf. Foto: Gregor Fischer/Dpa

BERLIN (dpa) - Der heiße Juni ist keine Ausnahme. Seit mehr als einem Jahr herrscht in Deutschland eine ungewöhnliche Warmphase. Wissenschaftlern gibt das zu denken.

Der Hitzerekord im Juni in Deutschland macht auch Wissenschaftlern zu schaffen. «Durch den Klimawandel verändern sich auch großräumige Windsysteme in der Atmosphäre», sagte Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Mittwoch. «Sie sind mitverantwortlich dafür, dass heiße Luftmassen häufiger in Regionen vordringen, wo sie nicht hingehören.»

Seit April 2018 befindet sich die Bundesrepublik nach PIK-Berechnungen in einer ungewöhnlich langen Warmphase mit überdurchschnittlichen Monatsmitteltemperaturen samt Rekorden im April 2018, Mai 2018 und Juni 2019. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der vergangene Monat der wärmste und zudem sonnigste Juni seit Beginn flächendeckender Messungen. Mit im Schnitt 19,8 Grad Celsius habe die Temperatur um 4,0 Grad über dem Juni-Wert des Zeitraums 1981 bis 2010 gelegen.

Auch der Zeitpunkt der Hitzewellen, früher eher ein Hochsommerphänomen in Deutschland, verlagere sich nach vorn - mit Folgen. «Frühe Hitzewellen treffen uns voll im gewohnten Alltag mit Arbeit, Schule und Freizeit», sagte Hoffmann. Wirtschaftliche Folgen durch sinkende Arbeitsproduktivität und gesundheitliche Risiken seien damit weitaus höher einzuschätzen als üblich. «Außerdem kann eine Kombination von heißen und trockenen Bedingungen regional unter Umständen zu Wasserknappheiten und Ernteausfällen führen», ergänzte er. Da heiße Luftmassen länger an einem Ort bleiben als früher, seien weitere Hitzewellen und neue Rekorde auch in Deutschland möglich.

«Wir wissen aufgrund sehr vieler Studien, dass jede Hitzewelle, die heuzutage im Sommer in Europa stattfindet, aufgrund des Klimawandels wahrscheinlicher und intensiver ist, als sie es ohne Klimawandel wäre», sagte Friederike Otto vom Environmental Change Institute im britischen Oxford am Mittwoch.

Wie groß der Einfluss des Klimawandels eingeschätzt werde, hänge aber jeweils von der Definition der Hitzewelle und ihrem Zeitraum ab. Für den Juni gebe es solche Berechnungen bereits für Frankreich, speziell für die Region Toulouse. Dort seien Hitzewellen mindestens fünfmal wahrscheinlicher als früher. «Dies ist ein erneuter Denkzettel, dass der Klimawandel hier und heute stattfindet. Es ist nicht nur ein Problem unserer Kinder», sagte Otto.

Es sei zwar schwer, den Klimawandel direkt für solche Phänomene verantwortlich zu machen, hieß es bereits am Dienstag vom Europäischen Klimawandeldienst Copernicus. Doch es sei zu erwarten, dass derartige Wetterextreme mit dem Anstieg der Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre häufiger werden.

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