Junger Syrer kämpfte für Terrormiliz

Fast drei Jahre Jugendstrafe

Der Vorsitzende Richter Norbert Sakuth. Foto: dpa/Bodo Marks/Screenshot
Der Vorsitzende Richter Norbert Sakuth. Foto: dpa/Bodo Marks/Screenshot

HAMBURG (dpa) - Ein ehemaliges Mitglied einer islamistischen Miliz in Syrien ist in Hamburg zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Staatsschutzsenat am Oberlandesgericht verurteilte den jungen Mann am Dienstag zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.

Der 25-Jährige hatte sich nach Überzeugung der Richter 2013 einer lokalen Miliz in seiner nordsyrischen Heimatstadt Al-Tabka angeschlossen. Er kämpfte erst gegen Regierungstruppen, später gegen den Islamischen Staat (IS).

Die Ahrar al-Sham habe zeitweise rund 20.000 Mann unter Waffen gehabt. Bei ihrem Kampf habe sie zivile Opfer in Kauf genommen, erklärte der Vorsitzende Richter Norbert Sakuth. Die deutschen Behörden stufen die Miliz als Terrororganisation ein. Der Angeklagte habe sich der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz schuldig gemacht.

Für den ursprünglichen Vorwurf, der Angeklagte sei Mitglied des IS gewesen und von diesem zur Verübung von Anschlägen nach Deutschland geschickt worden, sah das Gericht keine Anhaltspunkte. Es stellte das Verfahren in diesem Punkt ein.

Als Kind war der Angeklagte nur wenige Jahre zur Schule gegangen. Er sei Analphabet geblieben und habe als eines von neun Geschwistern als Bauhelfer gearbeitet, erklärte Sakuth. Der Vater des heute 25-Jährigen sei früh gestorben. Nach dem Tod der Mutter 2014 habe sich der Angeklagte entschlossen, seine vom IS beherrschte Heimatstadt zu verlassen. Er habe zunächst erneut für Ahrar al-Sham gegen den IS gekämpft und dafür einen Sold von 100 Dollar im Monat bekommen. Im Sommer 2015 sei er über die Türkei nach Deutschland geflüchtet.

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Leserkommentare

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Hermann Auer 17.10.18 16:13
Artikel verstanden?
Er wird hoffentlich nicht nach Syrien abgeschoben, da dieses Herkunftsland noch immer mörderisches Kriegsgebiet ist. Er hat sich nicht als IS-Kämpfer ausbilden lassen, sondern ist vor dem IS geflohen und hat dann gegen den IS gekämpft. Angesichts dessen, dass er früh Halbwaise und mit 21 Vollwaise war, hat er mit seiner minimalen Schulbildung keinerlei Zukunft in dem (auch durch den Westen) zerstörten Land gesehen, gegen einen minimalen Sold gegen den IS (=Fundamentalisten) gekämpft und sich schließlich nach Europa abgesetzt. Kostet der Mann nun wirklich *täglich* 110 Euro im Knast? Wenn ja, dann ist in unserem Justizsystem betriebswirtschaftlich was faul. Und nachher Füllhorn? Da ist mir aber meine knappe Rente doch lieber. Ich möchte einen der Kommentatoren, die sich hier über diesen mörderischen jungen Mann hier ausgelassen haben, sehen, was er in Syrien in einer solchen Situation besser gemacht hätte.
Rudolf Lippert 17.10.18 10:43
Goldstück und facharbeiter
3 jahre sozialgeld. Nun kostet er den steuerzahler 2 jahre und 9 monate lang mindestens 110 EUR pro tag Im knast. Wenn er nicht ohnehin wg. guter Führung bald wieder draussen ist. Anschliessend gibts ja wieder Füllhorn. Ein Facharbeiter und Goldstück eben.
Jürgen Franke 17.10.18 10:32
Auch dieser Fall zeigt erneut,
dass überwiegend bildungsferne Menschen, sich zu IS Kämpfern ausbilden lassen. Deutschland wird sich auch, dank der offenen Grenzen, in Zukunft mit diesen Menschen beschäftigen müssen.
Volker Picard 17.10.18 02:32
Wir können nur hoffen,
dass dieser Mensch nach Verbüßung der Haftstrafe sofort abgeschoben wird, denn er wird mit seiner Einstellung leicht ein Opfer der in Deutschland befindlichen "kranken" Islamisten.