Vorstoß gegen Pferdekutschen läuft vorerst ins Leere

Lebensmittel-Lieferservice Fiaker in Wien. Archivfoto: epa/CHRISTIAN BRUNA
Lebensmittel-Lieferservice Fiaker in Wien. Archivfoto: epa/CHRISTIAN BRUNA

WIEN: Die traditionellen Fiakerkutschen werden entgegen dem Wunsch eines österreichischen Ministers bis auf weiteres nicht aus dem historischen Stadtzentrum Wiens verschwinden. Vorerst wird eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben, um die Auswirkung der Sommerhitze auf die Pferde zu untersuchen, hieß es diese Woche nach Gesprächen zwischen dem auch für Tiere zuständigen Gesundheitsministerium und dem Wiener Rathaus von beiden Seiten.

Der Grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch hatte eine Debatte um die bei Touristen beliebten Kutschen losgetreten, als er in einem TV-Interview diesen Einsatz von Tieren in der hektischen Großstadt in Frage stellte. «Ich halte das ein bisschen für aus der Zeit gefallen», sagte er. «Man sollte sich Gedanken darüber machen, nämlich wirklich aus Gründen des Tierschutzes, ob man ein Pferd diesem Stress abseits der Hitze überhaupt noch aussetzen sollte».

Die Stadtregierung Wiens war jedoch nicht willens, über eine Abschaffung zu verhandeln, sondern höchstens darüber, ob das derzeitige Fahrverbot für Fiaker ab 35 Grad auf 30 Grad gesenkt werden könnte. Und selbst das wäre rechtlich schwierig, wie ein Rathaus-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Denn die im Wiener Fiakergesetz verankerte Temperaturgrenze gelte streng genommen für Kutscher und nicht für Pferde. Auch das Tierschutzgesetz biete keine passende rechtliche Grundlage.

Eine frühere medizinische Studie befand 2008, dass Stadthitze die Tiere nicht überfordert. «Dreißig Grad hat es den ganzen Sommer», sagte die Wiener Fiakerunternehmerin Ursula Chytracek der dpa. Sollte diese Marke als Obergrenze im Tierschutzgesetz verankert werden, «dann gibt es auch kein Springreiten mehr bei 30 Grad».

Tierschützer sind enttäuscht, dass Rauchs Vorstoß ins Leere lief. «Ein völliges Politikversagen, die Leidtragenden sind wie immer die Tiere», konstatierte Georg Prinz vom Verein gegen Tierfabriken und kündigte weiteres Engagement gegen Fiaker an. Dabei darf sein Verein jedoch künftig nicht mehr behaupten, dass immer wieder Kutschpferde wegen der Hitze kollabieren, wie ein Gericht vor kurzem urteilte.

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