Japan gedenkt Ende der Schlacht um Okinawa im Zweiten Weltkrieg

Der japanische Premierminister Shinzo Abe nimmt an der Gedenkfeier zum Gedenken an die Opfer der Schlacht von Okinawa im Zweiten Weltkrieg teil. Foto: epa/Hitoshi Maeshiro
Der japanische Premierminister Shinzo Abe nimmt an der Gedenkfeier zum Gedenken an die Opfer der Schlacht von Okinawa im Zweiten Weltkrieg teil. Foto: epa/Hitoshi Maeshiro

NAHA: Mit Okinawa verloren die Japaner im Zweiten Weltkrieg die letzte wichtige Bastion vor dem Mutterland an die siegreichen Amerikaner. Noch heute, 75 Jahre nach dem Ende dieser erbitterten Schlacht, leiden die Bewohner Okinawas unter den Folgen des Krieges.

Im Zweiten Weltkrieg tobte hier die einzige Schlacht auf japanischem Boden: Mehr als 200.000 Menschen starben damals auf der Inselgruppe Okinawa, von ihnen waren 12.500 Amerikaner. Am Dienstag gedachte Okinawa mit einer wegen der Corona-Pandemie verkleinerten Zeremonie des Endes der grausamen Kämpfe vor 75 Jahren.

Der Auftrag der kaiserlichen japanischen Armee war es damals nicht, Okinawas Zivilbevölkerung zu schützen, sondern eine Landung der Amerikaner auf Japans Hauptinseln hinauszuzögern. Am Ende zwangen fanatische Offiziere in Höhlen Zehntausende von Greisen, Frauen und Kindern aus Treue zum Kaiser Selbstmord zu begehen.

Viele Bewohner Okinawas werfen dem damaligen Kaiser Hirohito und seinen Generälen vor, Okinawa geopfert zu haben, obgleich sie hätten wissen können, dass der Krieg damals nicht mehr zu gewinnen war.

Okinawa sollte den Alliierten zur Luftunterstützung einer geplanten Invasion der japanischen Hauptinseln dienen. Japans kaiserliche Soldaten leisteten erbitterten Widerstand.

Die Kämpfe auf Okinawa dauerten von März bis Juni 1945 und endeten mit der Eroberung der Insel durch die amerikanischen Truppen. Rund 94.000 Zivilisten kamen damals auf Okinawa um, rund ein Viertel der damaligen Inselbevölkerung. Aufgrund der Kapitulation Japans infolge der Atombombenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August wurden die Invasionsplanungen hinfällig.

In bitterer Erinnerung ist bis heute auch das Verhalten der japanischen Soldaten gegenüber ihren eigenen Landsleuten. So war den Soldaten befohlen worden, jeden als Spion hinzurichten, der im Okinawa-Dialekt und nicht Hoch-Japanisch sprach. Sie verteilten zudem Handgranaten an die Inselbewohner, von denen viele Zuflucht in Höhlen suchten. Ihnen wurde eingebleut, die Amerikaner würden sie auf bestialische Weise töten. Sobald die Amerikaner kämen, sollten sie eine Handgranate gegen den Feind werfen und mit der anderen sich selbst umbringen.

Noch heute leidet Okinawa unter den Folgen des Krieges: Die Inselprovinz trägt die Hauptlast der amerikanischen Truppenpräsenz in Japan. Die USA sind heute Japans einzige Schutzmacht. Etwa drei Viertel aller US-Militäreinrichtungen in Japan befinden sich auf Okinawa, obwohl die Provinz nur 0,6 Prozent der Gesamtfläche Japans ausmacht. Lärmbelastung, Sicherheitsrisiken sowie Straftaten durch US-Soldaten bringen die Bewohner immer wieder auf die Barrikaden.

Zwar haben Japan und die USA die Umsiedlung der inmitten einer Stadt gelegenen Air Base Futenma beschlossen. Doch sie bleibt gegen den Protest vieler Einwohner auf Okinawa und wird lediglich nach Henoko verlegt, einem Stadtteil von Nago. Für Washington bleibt Okinawa als «unsinkbarer Flugzeugträger» ein unverzichtbarer Stützpunkt in Asien.

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Ingo Kerp 24.06.20 13:22
Die japan. Spätfolgen bedingt durch Pearl Harbour.