Rätselhafter Vorläufer von Vermeer

Jacobus Vrel im Mauritshuis

Der Besucher sieht sich Gemälde von Johannes Vermeer an. Foto: epa/Koen Van Weel
Der Besucher sieht sich Gemälde von Johannes Vermeer an. Foto: epa/Koen Van Weel

DEN HAAG: Eine junge Frau an einem Fenster oder eine stille Straße in einer holländischen Stadt: Szenen, die an die berühmten Gemälde des holländischen Meisters Johannes Vermeer erinnern. Doch genau diese Motive malte auch Jacobus Vrel. «Er ist ein Vorläufer Vermeers», betonte das Mauritshuis in Den Haag am Mittwoch. Das Museum mit Spitzenwerken alter holländischer Meister zeigt nun die erste Ausstellung mit Werken von Vrel - der «rätselhafte Künstler des 17. Jahrhunderts».

Während im Amsterdamer Rijksmuseum zur Zeit die größte Ausstellung mit Werken von Vermeer zu sehen ist, stellt das Mauritshuis seinen Vorläufer vor. «Vrel muss neu entdeckt werden», sagt Quentin Buvelot, Kurator des Mauritshuis. Das Museum forschte gemeinsam mit der Alten Pinakothek in München und der Pariser Fondation Custodia nach Werk und Meister. Vermutlich lebte und arbeitete der Maler Mitte des 17. Jahrhunderts im Osten der Niederlande und im Grenzgebiet mit Deutschland.

Vrel malte auch oft Kopien seiner eigenen Werke. Damit erhöhten Maler damals ihre Produktion, sagte der Kurator. «Möglicherweise ein Zeichen, dass ein Motiv gut verkaufte.» Aber unbekannt ist, ob Vermeer das Werk seines Zeitgenossen auch kannte.

Vrels Werke entstanden, so ergaben die Forschungen, viele Jahre vor denen des heute viel berühmteren Vermeer (1632-1675). Aber seine Werke wurden lange als Bilder von Vermeer angesehen und als solche verkauft. Denn es waren die gleichen Motive wie etwa stille Szenen aus Innenräumen mit Frauen, die an einem Fenster stehen. Und beide Maler haben dieselben Initialen JV. Die Signaturen von Vrel waren sogar früher als Vermeer-Signaturen gefälscht worden.

Das Mauritshuis zeigt 13 meist kleinformatige Gemälde vorwiegend aus ausländischen Sammlungen. Aus dem kunsthistorischen Museum in Wien stammt etwa das besondere Gemälde «Frau am Fenster» (1654). Es ist das einzige datierte Werk von Vrel. Untersuchungen der Holzpaneele belegen aber, dass Vrel bereits ab 1635 Straßenszenen malte und ab 1650 Interieurs, Jahre vor seinem Zeitgenossen aus Delft.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.