Jack Ma bereitet Rückzug bei Alibaba vor - Verwirrung um Zeitpunkt

Jack Ma. Foto: epa/Stephanie Lecocq
Jack Ma. Foto: epa/Stephanie Lecocq

PEKING/NEW YORK (dpa) - Jack Ma hat mit seinem Online-Giganten Alibaba den Handel in China revolutioniert. Jetzt hat der Milliardär seinen Rückzug angekündigt. Am Montag will Ma erklären, wie es mit Alibaba weitergehen soll.

Jack Ma, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender des chinesischen Online-Händlers Alibaba und zugleich einer der reichsten Männer Chinas, hat seinen Rückzug angekündigt. Über den Zeitpunkt gab es jedoch unterschiedliche Angaben. Seine eigene Zeitung «South China Morning Post» berichtete am Samstag auf ihrer Internetseite, Ma werden kommenden Montag einen Plan für die Regelung seiner Nachfolge verkünden, aber weiterhin Vorstandsvorsitzender des Online-Giganten Alibaba bleiben. Ma, der am Montag seinen 54. Geburtstag feiert, gilt als das allgegenwärtige Gesicht und Vordenker der Firma.

Die «New York Times» hatte zuvor jedoch berichtet, der 53-Jährige werde schon am Montag die Spitze von Alibaba verlassen, um sich künftig Bildungsprojekten zu widmen. Den bevorstehenden Wechsel an der Spitze des Unternehmens bezeichnete er demnach «nicht als Ende, sondern als Beginn einer Ära», schrieb die US-Zeitung. Die «South China Morning Post» zitierte jedoch einen Sprecher von Alibaba, die Angaben der «New York Times» seien aus dem Kontext gerissen worden und «faktisch falsch».

Dass Ma einmal das größte börsennotierte Unternehmen des Landes schmieden würde und es mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 40 Milliarden Dollar (rund 34,3 Milliarden Euro) zu einem der reichsten Männer des Landes bringen würde, war noch vor zwei Jahrzehnten nicht einmal zu erahnen.

Nicht nur, dass Ma mit einer Bewerbung als Verkäufer bei der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken scheiterte. Er brauchte auch mehrere Anläufe für die Uni-Aufnahmeprüfungen, bis es endlich mit dem Englisch-Studium in seiner Heimatstadt Hangzhou klappte. Erst 1995, als ihn ein Job als Übersetzer erstmals in die USA führte, lernte er das Internet kennen.

Ein halbes Jahr später war seine erste Website in China online. Das Verzeichnis, in dem sich chinesische Unternehmen suchen lassen konnten, wurde allerdings ein Flop. Erst seine zweite Idee zündete: Ausgestattet mit 60 000 Dollar von Freunden gründete Ma 1999 Alibaba.

Als «großen Motivator», «menschenfreundlich» und «Stimmungskanone» wird Ma von Leuten beschrieben, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Regelmäßig jettet der Milliardär, der Häuser in New York und Weingüter in Frankreich besitzt, für Auftritte um die Welt.

Aber auch von einer harten und unnachgiebigen Seite ist immer wieder die Rede. Besonders wurde das in den ersten Jahren von Alibaba deutlich. Hart ließ er sein Team arbeiten, bis der Konkurrent Ebay vom chinesischen Markt gedrängt war.

«Wer einen 9 to 5 Job sucht, ist bei Alibaba nicht richtig», soll Ma damals gesagt haben. Der Erfolg von Alibaba basiert auf hohen Investitionen in Logistiknetzwerke, um Waren innerhalb Chinas auszuliefern. Dazu kam das eigene Bezahlsystem Ant Financial, ursprünglich Alipay.

Das Wachstum des Unternehmens verlief nicht ohne Probleme. Unter anderem gab es Ärger mit chinesischen Behörden wegen des Verkaufs gefälschter Waren. Auch die USA setzten Alibaba in den Jahren 2016 und 2017 wegen gefälschter Markenwaren auf die schwarze Liste.

Auch die Handelsspannungen mit den USA stellen die Branche vor Probleme, da als Folge die Expansion ins Ausland ausgebremst werden könnte. Neben jungen Volkswirtschaften in Südostasien, Afrika und Lateinamerika ist Alibaba derzeit auch dabei, westliche Märkte zu erschließen. Auch in München unterhalten die Chinesen längst ein Büro.

Ma hatte sich schon in den vergangenen Jahren ein Stück weit aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und häufig als Philanthrop in Erscheinung getreten. Er kündigte an, mit großzügigen Spenden seiner Nation etwas zurückgeben zu wollen. Vor allem im Umweltschutz ist Ma aktiv.

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