IWF-Präsident soll Schmiergeld aus Thailand erhalten haben

McLaren-Report bestätigt Doping-Vertuschung im Gewichtheberverband

Tamas Ajan, Präsident des Gewichtheber-Weltverbandes (IWF), steht im Mittelpunkt eines Korruptionsskandals. Foto: epa/Igor Kovalenko
Tamas Ajan, Präsident des Gewichtheber-Weltverbandes (IWF), steht im Mittelpunkt eines Korruptionsskandals. Foto: epa/Igor Kovalenko

BANGKOK/BERLIN: Im Gewichtheber-Weltverband IWF hat es unter dem inzwischen abgesetzten Präsidenten aus Ungarn Doping-Vertuschungen und Korruption auf höchster Ebene gegeben. Zu dieser Erkenntnis kommt der kanadische Jurist Richard McLaren, der im Auftrag des Verbandes eine unabhängige Sonderermittlung leitete. Ausgelöst wurde die Untersuchung im Januar durch eine Dokumentation der ARD, in der über finanzielle Unregelmäßigkeiten und offensichtliche Doping-Vertuschungen im Verband berichtet worden war.

McLaren unterstrich, dass 40 positive Dopingtests in IWF-Aufzeichnungen «versteckt» gewesen seien und Athleten, deren Fälle vertuscht wurden, später Medaillen bei Weltmeisterschaften und anderen Veranstaltungen gewannen. Alle Fälle wurden an die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada weitergeleitet.

McLaren stellt fest, der 81 Jahre alte Ex-Präsident Ajan sei «ein autokratischer Führer» gewesen, der den Vorstand über die Finanzen im Dunkeln ließ. Der Ungar erhielt Barzahlungen bis zu 100.000 US-Dollar, als Doping-Bußgelder von nationalen Verbänden oder Sponsoren, sagte McLaren. Auf einer Reise nach Thailand sammelte Ajan laut dem Bericht mehr als 440.000 US-Dollar ein. Ajan hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bisher stets zurückgewiesen.

Im Verband habe eine «Kultur der Angst» geherrscht, erläuterte nun Anwalt McLaren, der zuvor auch schon im russischen Staatsdopingskandal ermittelt hatte. McLaren sagte, Ajan habe «zugelassen, dass die Verbandswahlen von Wahlmaklern gekauft werden», damit Ajan die Präsidentschaft behielt. Vor den Kongressen der IWF wurden große Geldabhebungen vorgenommen, erläuterte McLaren und fügte hinzu, dass die Wähler bestochen wurden und sogar Fotos von ihren Stimmzetteln machen mussten, um sie den Maklern zu zeigen.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur begrüßte McLarens Ergebnisse. «Sobald die Wada Gelegenheit hatte, die kompletten Beweise sowie den Bericht vollständig zu überprüfen, wird die Agentur die nächsten geeigneten Schritte prüfen», hieß es in einer Erklärung.

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