ITV-Vorwürfe: Move Forward zuversichtlich

Pita Limjaroenrat, Vorsitzender der Move Forward Party und voraussichtlicher Wahlsieger. Foto: epa/Narong Sangnak
Pita Limjaroenrat, Vorsitzender der Move Forward Party und voraussichtlicher Wahlsieger. Foto: epa/Narong Sangnak

BANGKOK: Obwohl der Vorsitzende der Move Forward Party, Pita Limjaroenrat, Berichte weder bestätigt noch dementiert hat, wonach er seine 42.000 Anteile an ITV Plc. veräußert hat, ist der Generalsekretär seiner Partei zuversichtlich, dass er sein Vorgehen verteidigen kann.

Pita wischte Fragen zu diesem Thema beiseite, als er nach einem Treffen mit Führern der Progressiven Bewegung angesprochen wurde.

Die Bewegung wird von ehemaligen Führungskräften der Future Forward Party angeführt, die 2020 aufgelöst wurde, bevor sie sich als Move Forward neu formierte.

Als ein Reporter Pita um eine Bestätigung bat, ob er die ITV-Anteile verkauft habe, wie der politische Aktivist Ruangkrai Leekitwattana behauptet, antwortete er abrupt: „Alles ist vom Generalsekretär von Move Forward, Chaithawat Tulathon, erklärt worden.“

Ruangkrai sagte am Montag (5. Juni 2023), dass er erfahren habe, dass Pita seine ITV-Anteile verkauft habe, und er die Wahlkommission bitten werde, die Angelegenheit zu untersuchen.

Der Aktivist sagte auch, dass er am Dienstag (6. Juni 2023) zum Büro der Wahlkommission gehen werde, um weitere Beweise dafür vorzulegen, dass Pita nicht für ein Regierungsamt qualifiziert sei, da er Anteile an ITV halte, das er als aktives Medienunternehmen bezeichnete.

Ruangkrai hatte am 10. Mai 2023 eine Beschwerde bei der Wahlkommission eingereicht, in der er forderte, dass Pita wegen seiner Anteile an dem Medienunternehmen disqualifiziert wird. In seiner Beschwerde berief er sich auf Artikel 98 (3) der Verfassung, der es Eigentümern oder Aktionären von Medienunternehmen untersagt, bei nationalen Wahlen zu kandidieren.

ITV wurde 1996 als kommerzieller Fernsehsender gegründet, stellte aber am 31. Dezember 2014 den Sendebetrieb ein. Die Lizenz des Senders wurde von der Nationalen Rundfunk- und Telekommunikationskommission (NBTC) aufgrund finanzieller Probleme entzogen. Die Vermögenswerte von ITV wurden daraufhin vom Thai Public Broadcasting Service (ThaiPBS) erworben, der einen neuen Fernsehsender namens Thai PBS auf derselben Frequenz startete, auf der ITV ausgestrahlt hatte.

Am Sonntag (4. Juni 2023) sagte Senator Somchai Sawangkarn, dass er glaube, dass die Wahlkommission das Verfassungsgericht anrufen werde, um Pita wegen der ITV-Anteile sowohl als Abgeordneten als auch als Premierministerkandidaten zu disqualifizieren.

Er sagte, dass selbst wenn Pita die Aktien verkauft hätte, er immer noch nicht als Kandidat für den Premierminister oder das Parlament geeignet wäre, da er seine Kandidatur zwischen dem 4. und 7. April 2023 registriert hatte.

Somchai behauptete auch, dass Pita möglicherweise gegen die Artikel 88, 89 (2), 160 und 98 (3) der Verfassung verstoßen habe.

Als Antwort auf Somchais Kommentar verkündete Chaithawat, dass er zuversichtlich sei, dass Pita und die Partei in der Lage sein würden, die Aktienfrage vor der Wahlkommission zu erklären.

Er wies darauf hin, dass die Partei auf eine Vorladung durch die Kommission warte.

Zuvor hatte Komsan Phokong, Dozent für Rechtswissenschaften an der Rangsit University, erklärt, dass eine Disqualifizierung Pitas den Status der gewählten Abgeordneten von Move Forward beeinflussen könnte. Denn sie alle waren von Pita als Wahlkandidaten unterstützt worden.

Chaithawat sagte jedoch, dass die Situation noch nicht so weit gehen würde, da Pita weder von der Wahlkommission noch vom Verfassungsgericht für schuldig befunden worden sei.

Er fügte hinzu, dass die unmittelbare Aufgabe von Move Forward darin bestehe, bei den Senatoren um Unterstützung für die Wahl von Pita zum Premierminister zu werben, da die Wahlkommission und der Verfassungsgerichtshof noch lange über den Fall des Aktienbesitzes beraten würden.

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Jason 08.06.23 15:20
@David: Na, so ganz friedlich oder auf Gewalt
verzichtend ist man hierzulande dann ja doch nicht. Mal googeln nach den Ereignissen am 14.10.1973, 06.10.1976, 17.05.1992 oder Ratchaprasong im April 2010.
David Ender 07.06.23 11:30
Bloss Geduld ...
Soft Power schlaegt am Ende immer Hard Power - es braucht bloss einen langen Atem und Lernprozesse in der Gesellschaft. Sobald mal ein paar Hunderttausend um ihre Stimmen geprellte thailaend. Buerger auf der Strasse stehen, ruecken auch die gruenen Jungs mit ihren Sturmgewehren wieder ganz rasch in ihre Kasernen zurueck. Thailand ist nicht China - diese Kultur hier faehrt nicht mit Panzern ueber Demonstranten drueber. Keine Revolution.der Geschichte brauchte jemals mehr als 3% der Buerger auf der Strasse. Sollten sich diese 3% nun aufraffen und falls notwendig fuer ihre universellen (UN) Rechte demonstrieren, dann wird die Demokratisierung siegen. Falls nicht (noch nicht), braucht es eben noch etwas Zeit. Im Angesicht der Geschichte gibt es Kulturen von Fruehaufstehern in Sachen Demokratie, und dann gibt es halt Spaetis. Wissen wir ja aus unserer eigenen deutschen Geschichte der per Gnade zweier verlorener Weltkriege gewonnenen Freiheit (im Westen zumindest). Daher seid geduldig mit und nett zu den Thais, bleibt positiv: Das wird schon!
Guenter Scharf 06.06.23 20:00
Politik in Thailand und Deutschland
@Helmuth Wirth, 06.06.23, 12:10: Meiner Meinung nach war Rot-Grün bzw. Ror-Grün- !Rot in einiges bundesdeutschen Bundesländern besser als Schwarz-Gelb. Ist alles Ansichtssache.
In Thailand kann Oeange-Rot alles nur besser machen. Die Demokratie-, Gesundh3irs-, Renten-, Sozial- und Militärpolitik sind vielversprechend.
Aber ich hoffe erstmal, dass Pita Premierminister wird und seine 8-Oqrteien-Koalition hin bekommt.
Nach den letzten Infos sollen einige demokratisch Senatoren wohl bereits sein, Pira zu wählen. Selbst wenn es ALLE wären, würde es aber immer noch nicht reichen. Ohne BJP-Senator*innen wird's nicht gehen.
Springpznkt ist wohl die Majestätspolitik bzw. Art. 112 der Verfassung.
Ich hoffe das beste für Pita etc.
Titus 06.06.23 13:40
Kaum vorstellbar das "Pita" mit seinen bei der Wahl noch bestehenden Anteile an einem Medienunternehmen irgendwelche Schummelei oder böswillige Absichten hatte. Vielmehr glaube ich, dass die alteingesessene politische Riege einfach nicht einsehen will, dass nun die Zeit für Thailands Demokratie gekommen ist! Man versucht nun mit allen Mitteln der aufblühenden Demokratie (von der Mehrheit der Bürger bei der Wahl bestätigt) einen Riegel zu schieben. Ein äussert kritisches Unterfangen, denn sollte Pita mit solch fadenscheinigen Vorwürfen die Möglichkeit genommen werden sich für das Amt des Premierminister bewerben zu dürfen, könnte Thailand in eine tiefe politische und wirtschaftliche Krise stürzen. Warum tut sich Thailand so schwer mit der Demokratie?
Hartmut Wirth 06.06.23 12:10
Pita
Nun ja, Anteile angeblich verkauft. Aber zu welchem Zeitpunkt. Das gilt es zu klären.
Und dass der Weg zu "rot" nicht immer der Beste ist, hat man ja in D gesehen. Letztendlich hat jeder Spitzenpolitiker seine "Leiche im Keller liegen". Und die taucht dann gerade auf, wenn es "notwendig" ist.
Also heißt es abwarten was die Wahlkommission letztendlich feststellt.
Ingo Kerp 06.06.23 11:20
Lt. neuester Pressemeldung von heute morgen, hat Khun Pita seine Anteile inzwischen verkauft. Jetzt bleibt abzuwarten, inwieweit demokratische Verhältnisse weiter walten. das gilt für die Überprüfung der Angelegenheit, der Urteilsfindung der Wahlkommission und dem Folgen des Wählerwillens.
Redaktion 05.06.23 23:20
Thomas Sylten
Anm.d. Red.: Natürlich nichts, der Fehler wurde behoben! ;-)
Thomas Sylten 05.06.23 23:10
Was hat die Europäische Kommission damit zu tun?
Wieso ist ein 2014 aufgelöstes und verkauftes Unternehmen "aktiv"??
Sehr (un)durchsichtiges und kostruiert wirkendes Manöver, um den demokratisch legitimierten Kandidaten zu disqualifizieren.