Italien macht Telefonieren am Steuer richtig teuer

Zahlreiche Autos stehen in stockendem Verkehr. (zu dpa: «Italien macht Telefonieren am Steuer richtig teuer») Foto: Alessandro Pone/Lapresse/dpa
Zahlreiche Autos stehen in stockendem Verkehr. (zu dpa: «Italien macht Telefonieren am Steuer richtig teuer») Foto: Alessandro Pone/Lapresse/dpa

ROM: Mehr als 3.000 Verkehrstote pro Jahr: Deshalb sollen jetzt auch Urlauber bei Verkehrsdelikten in Italien kräftig zur Kasse gebeten werden. Nicht nur Autofahrer, auch Touristen in den Innenstädten.

Zu schnell gefahren, Handy am Steuer, ein Glas zu viel: Beim nächsten Italien-Urlaub kann das richtig teuer werden. An diesem Samstag treten in einem der beliebtesten Reiseziele der Deutschen neue Bußgeldregeln in Kraft. So müssen Autofahrer künftig mindestens 250 Euro zahlen, wenn sie sich mit dem Smartphone in der Hand beim Telefonieren oder Chatten erwischen lassen. Für Wiederholungstäter kann sich die Strafe auf bis zu 1.400 Euro und drei Monate ohne Führerschein erhöhen.

Mit den neuen Regeln will die Regierung der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Italiens hohe Zahl von mehr als 3.000 Verkehrstoten pro Jahr senken. Im statistischen Mittel bedeutet dies 52 Verkehrstote auf eine Million Einwohner - deutlich mehr als in anderen großen EU-Ländern wie Deutschland (34), Spanien (38) oder Frankreich (48). Die Änderung der Straßenverkehrsordnung gilt selbstverständlich auch für Ausländer.

Neue Regeln auch für E-Scooter

Betroffen sind aber keineswegs nur Autofahrer. Auch für die Nutzer von E-Scootern, die vor allem bei jüngeren Touristen in Städten wie Rom oder Florenz sehr beliebt sind, kann es teuer werden: Wer ohne Helm durch die Gegend rollt, ist mit 50 Euro dabei. Noch mehr kostet es, wenn Blinker, Bremslichter oder Nummernschild fehlen - auch bei gemieteten Rollern. Die Raserei mit E-Scootern durch Italiens oft ziemlich enge Straßen ist vielerorts ein Ärgernis.

Besonders hart soll die Polizei künftig durchgreifen, wenn Alkohol oder Drogen im Spiel sind. In Italien liegt die Promillegrenze wie in Deutschland bei 0,5 Promille: Wer auch nur etwas mehr intus hat, riskiert fast 2.200 Euro Bußgeld und sechs Monate ohne Führerschein. Bei mehr als 0,8 Promille wird es deutlich teurer, bei mehr als 1,5 Promille drohen sogar sechs Monate Gefängnis.

«Null Toleranz» bei Drogen am Steuer

Bei Drogeneinfluss soll künftig sogar «null Toleranz» (Verkehrsminister Matteo Salvini) gelten. Wer erwischt wird, dem drohen im äußersten Fall drei Jahre ohne Führerschein. Ausnahmen gelten nur, wenn Rauschgift aus medizinischen Gründen benutzt werden darf. So hart bestraft wie nie zuvor wird auch, wer zu schnell unterwegs ist: Schon wer mit zehn Kilometern pro Stunde zu viel geblitzt wird, muss mit 173 Euro Bußgeld rechnen.

Neu ist auch, dass beim Überholen von Radfahrern 1,50 Meter Abstand gehalten werden muss. Unter den Verkehrstoten sind in Italien überdurchschnittlich viele Radler. Dies soll insbesondere auch die vielen Amateursportler schützen, die auf Italiens Straßen mit ihren Rennrädern gerade an Wochenenden unterwegs sind. Härtere Strafen gelten auch beim Parken auf Behinderten-Parkplätzen.

Viel Ärger mit zeitweiligen Fahrverboten in Innenstädten

Mit den neuen Bußgeldregeln gehört Italien nach einer Übersicht des ADAC in Europa zu den Ländern, die Delikte im Straßenverkehr besonders hart bestrafen. «Eine vergleichbar umfangreiche Reform ist uns für 2025 aus keinem anderen Land bekannt», sagte ein Sprecher. Auch in anderen EU-Staaten wie dem deutschen Nachbarland Polen wird derzeit aber an drastischen Verschärfungen gearbeitet.

Verkehrsminister Salvini setzte sich jedoch gegen Kritik zur Wehr, die neuen Strafen seien übertrieben. «Bei den Bußgeldern gibt es keine Mega-Erhöhungen», rechtfertigte sich der rechtspopulistische Politiker. Salvini verwies auch darauf, dass die besonders umstrittenen Fahrverbote in Italiens Innenstädten künftig nur noch zum «Schutz des kulturellen, künstlerischen, ökologischen und natürlichen Erbes» erlassen werden dürften.

Die Fahrverbote in verkehrsbeschränkten Zonen (ZTL) sorgen nach Auskunft des ADAC bei deutschen Urlaubern besonders oft für Ärger. Sie gelten häufig nur zu bestimmten Zeiten. Immer wieder nehmen Ausländer die Verbotsschilder erst wahr, wenn sie bereits in die Zone hineingefahren sind. Der Strafzettel kommt oft, wenn der Urlaub bereits seit Monaten vorbei ist, weil die Auswertung der Überwachungskameras dauert.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.