Saudischer Kronprinz «wird alles bekommen»

​Israelischer Experte 

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (R) spricht mit Finanzminister Bezalel Smotrich (L) während der wöchentlichen Kabinettssitzung im Büro des Premierministers in Jerusalem. Foto: epa/Abir Sultan / Pool
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (R) spricht mit Finanzminister Bezalel Smotrich (L) während der wöchentlichen Kabinettssitzung im Büro des Premierministers in Jerusalem. Foto: epa/Abir Sultan / Pool

TEL AVIV: Ein israelischer Experte stuft die Äußerungen des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zu Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel als sehr bedeutsam ein. «Er hat zum ersten Mal bestätigt, dass es die Kontakte gibt, dass es fortschreitet, dass es im saudischen Interesse ist», sagte der Politikwissenschaftler Yoel Guzansky am Donnerstag.

Ein mögliches Abkommen mit Israel unter US-Vermittlung hatte der faktische Herrscher Saudi-Arabiens am Mittwochabend (Ortszeit) im Gespräch mit dem US-Sender Fox News als «größten historischen Deal seit Ende des Kalten Krieges» bezeichnet.

Guzansky, Sicherheitsexperte am Israelischen Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv, findet die politische Erstarkung des Kronprinzen bemerkenswert: «Er war bis vor kurzem eine Persona non grata im Westen, er wurde verurteilt, war ein Außenseiter. Jetzt umwirbt ihn die ganze Welt. Er wird alles bekommen, was er will.»

Besorgniserregend findet Guzansky die Aussicht, dass Saudi-Arabien im Rahmen einer Vereinbarung mit den USA und Israel die Erlaubnis zur zivilen Nutzung von Atomkraft erhalten könnte.

Als mögliche Gefahr sieht er etwa, dass Saudi-Arabien sich aus Sicherheitsvereinbarungen einseitig zurückziehen könnte. «Er hat auch gesagt, wenn der Iran die Atombombe bekommt, dann müssen wir auch die Atombombe bekommen.» Die größte Gefahr in dem Zusammenhang sei ein nukleares Wettrüsten in der ganzen Region.

Zur Frage, ob der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Rahmen einer Einigung mit Saudi-Arabien notwendige Konzessionen an die Palästinenser auch innerhalb seiner rechts-religiösen Regierung durchsetzen könnte, meinte Guzansky, die Chancen dafür seien «sehr gering». Der ultranationale Finanzminister Bezalel Smotrich hatte nach Medienberichten bereits gewarnt, es werde kein «Oslo 2» geben, in Anspielung an die früheren Friedensverträge mit den Palästinensern.

Netanjahu müsste mit großer Wahrscheinlichkeit Änderungen in seinem Kabinett vornehmen, meinte der Experte. Seiner Einschätzung nach warte der Oppositionspolitiker Benny Gantz aber nur darauf, Teil einer gemäßigteren Koalition mit Netanjahu zu werden. Ein historisches Abkommen mit Saudi-Arabien würde Gantz die notwendige Legitimation für einen Eintritt in die Koalition geben, sagt Guzansky. «Er wird als jemand dastehen, der Israel gerettet hat.»

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