Israel will erstmals Raumsonde auf den Mond schicken

Foto: epa/Abir Sultan
Foto: epa/Abir Sultan

TEL AVIV (dpa) - Eine weiche Landung auf dem Mond ist bisher nur Großmächten gelungen: USA, Russland und China. Nun will mit Israel ein kleines Land sein Glück versuchen - mit einer Sonde nur so groß wie eine Waschmaschine.

Israel will in der Nacht zum Freitag erstmals eine Raumsonde zum Mond schicken. Befördert wird die kleine Sonde «Beresheet» von einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk. Der Start sei um 02.45 Uhr MEZ vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida geplant, teilte die israelische Organisation SpaceIL am Montag in Tel Aviv mit. Die Landung wird sieben Wochen später am 11. April erwartet.

«Beresheet» ist der hebräische Name des 1. Buch Mose in der Bibel. An Bord der unbemannten Sonde, die etwa die Größe einer Waschmaschine hat, soll eine Zeitkapsel mit hunderten digitalen Dateien sein. Darunter ist auch eine hebräische Bibel, die auf einem Träger in Münzgröße gespeichert ist.

Das kleine Israel sei nach den Großmächten USA, Russland und China das vierte Land, das mit einem Raumschiff auf dem Mond landen werde, sagte Ido Antebi, Geschäftsführer von SpaceIL. «Am Freitagmorgen werden wir Geschichte schreiben.» Ein wichtiges Ziel der Mission sei es, einen Prototyp für künftige kommerzielle Mondlandungen zu schaffen.

SpaceIL hat im vergangenen Monat ein Abkommen mit dem deutschen Raumfahrt-Unternehmen OHB unterzeichnet. Angestrebt sind künftige gemeinsame, kommerzielle Mond-Missionen. Die israelische Organisation kooperiert auch mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Das unbemannte Mini-Raumschiff «Beresheet» mit einem Gewicht von 585 Kilogramm und eineinhalb Meter Höhe soll eine israelische Flagge auf dem Mond aufstellen und das Magnetfeld untersuchen. An diesen Untersuchungen ist das renommierte Weizmann-Institut in Rechovot beteiligt. Die bei der Landung an das Institut und Nasa übermittelten Messdaten sollen unter anderem bei Forschungen zur Entstehung des Mondes und seines Magnetfeldes helfen.

Die Entfernung zum Mond beträgt rund 384.000 Kilometer. Die kleine Sonde soll auf ihrer siebenwöchigen Reise allerdings rund 6,5 Millionen Kilometer zurücklegen, weil sie mehrmals um die Erde und um den Mond kreisen muss, bevor sie landen kann.

Initiiert wurde das Projekt im Jahr 2011 als Teil des Wettbewerbs «Google Lunar X-Prize». Inzwischen hat Israel es jedoch zum nationalen Projekt erklärt. Jonathan Weintraub, einer der drei Initiatoren, sagte am Montag: «Für mich ist es wie ein Traum, der in Erfüllung geht. Es ist wirklich ein aufregender Moment.»

Der Bau der Sonde hat umgerechnet 84 Millionen Euro gekostet. Die Kosten wurden vor allem von privaten Spendern getragen, allen voran dem israelischen Milliardär Morris Kahn. SpaceIL erhält auch Unterstützung von der israelischen Raumfahrtbehörde (ISA) und Israel Aerospace Industries (IAI).

«Wenn Israel auf dem Mond landet, wird jeder Jude sich daran erinnern, wo er in dem Moment war», sagte Kahn, der auch Präsident von SpaceIL ist. «Israel tut etwas Großartiges. Nichts ist unmöglich - wir wagen es, zu träumen, und diesen Traum in Wirklichkeit zu verwandeln.»

Der Mondforscher Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin sieht die geplante Magnetfeldmessung als «wissenschaftlich hilfreich, wenn die gewünschte Auflösung erreicht wird, besonders auf der Oberfläche». Interessant sei auch der private Ansatz von SpaceIL, «auch wenn inzwischen doch viel Finanzierung von ISA kommt». Jaumann erklärte, Israel könne das vierte Land werden, dem eine weiche Landung auf dem Mond gelingt. Es gebe zwar schon Dutzende künstliche Objekte auf dem Mond, unter anderem von Indien, Japan und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). In vielen Fällen handele es sich dabei aber um abgestürzte Mondsatelliten.

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