Israel und Ägypten wollen tödlichen Grenzvorfall untersuchen

Israelische Soldaten tragen den Sarg der israelischen Soldatin Lia Ben-Nun, die bei einem Schusswechsel an der Grenze zu Ägypten getötet wurde, während der Beerdigung auf dem Militärfriedhof in Rishon LeZion. Foto: epa/Abir Sultan
Israelische Soldaten tragen den Sarg der israelischen Soldatin Lia Ben-Nun, die bei einem Schusswechsel an der Grenze zu Ägypten getötet wurde, während der Beerdigung auf dem Militärfriedhof in Rishon LeZion. Foto: epa/Abir Sultan

TEL AVIV/KAIRO: Es war die schlimmste Attacke an der israelisch-ägyptischen Grenze seit mehr als einem Jahrzehnt. Ein ägyptischer Polizist erschießt zwei israelische Soldaten und eine Soldatin. Über den Hintergrund herrscht jedoch Uneinigkeit zwischen den Ländern.

Nach einem tödlichen Angriff an Israels Grenze zu Ägypten haben beide Seiten eine gemeinsame Untersuchung des Vorfalls vereinbart. Ein ägyptischer Polizist drang am Samstag durch eine Öffnung im Grenzzaun auf israelisches Gebiet vor und tötete anschließend mit einer Kalaschnikow zwei israelische Soldaten und eine Soldatin. Die kleine Tür im Grenzzaun war nach Medienberichten nur mit einem Plastik-Kabelbinder verschlossen, den der Polizist durchgeschnitten habe. Bei einem Schusswechsel wurde der Polizist später tödlich getroffen.

«Unser Herz ist bei den lieben Familien, für die eine Welt zusammengebrochen ist», sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag in Jerusalem. Er sprach von einem «schwerwiegenden und außergewöhnlichen Vorfall, der gründlichst untersucht werden wird.» Israel übermittele eine «klare Botschaft an die ägyptische Regierung: Wir erwarten, dass die gemeinsame Untersuchung erschöpfend und gründlich sein wird».

Über den Hergang gab es zunächst widersprüchliche Angaben beider Seiten. Nach israelischer Darstellung war in der Nacht ein größerer Drogenschmuggel an der Grenze zu Ägypten vereitelt worden. Einige Stunden später sei der Polizist nach Israel vorgedrungen und habe einen Soldaten und eine Soldatin erschossen, die nahe der Grenze Wache hielten. Ihre Leichen wurden erst am Morgen gefunden, nachdem sie nicht über Funk erreichbar gewesen waren. Das Militär machte daraufhin den Angreifer ausfindig, bei einem Schusswechsel mit ihm wurde ein dritter israelischer Soldat getötet.

Nach Darstellung der ägyptischen Armee soll der Polizist auf der Jagd nach Drogenschmugglern gewesen sein. Er habe demnach die Grenzanlage überschritten, danach sei es zu den tödlichen Schüssen gekommen. Der israelische Rundfunk berichtete am Sonntag, Israel weise die ägyptische Darstellung des Hergangs zurück.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant telefonierte am Samstag mit seinem ägyptischen Amtskollegen Mohammed Saki. Die Zusammenarbeit bei der Untersuchung des schwerwiegenden Vorfalls sei «von großer Wichtigkeit für die Beziehungen unserer beider Länder», sagte Galant nach Angaben seines Büros Saki. Es sei auch sehr wichtig, gemeinsam solche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern. Saki sprach bei dem Telefonat sein Beileid für «Opfer auf beiden Seiten» aus. Der Abgeordnete Danny Danon von der israelischen Regierungspartei Likud kritisierte dies am Sonntag scharf als «demütigend» und unverschämt.

Israel und Ägypten haben 1979 einen Friedensvertrag unterzeichnet. Die Grenze gilt als weitgehend ruhig. Dennoch ist es in der Vergangenheit mehrmals zu tödlichen Anschlägen militanter Gruppierungen gekommen. 2013 hatte Israel den Bau eines meterhohen Sperrzauns an der Grenze zu Ägypten fertiggestellt, der Attentäter, Migranten und Drogenschmuggler fernhalten soll.

Im August 2011 waren bei einer Serie von Anschlägen militanter Islamisten an der Grenze zu Ägypten nahe Eilat insgesamt acht Israelis getötet worden. Bei einem Anschlag auf einen Militärkontrollposten auf der Halbinsel Sinai im August 2012 wurden 16 ägyptische Soldaten getötet. Die Angreifer versuchten anschließend, mit zwei erbeuteten Militärfahrzeugen die nahe Grenze zu Israel zu durchbrechen. Dabei wurden sie von israelischen Sicherheitskräften gestoppt. Insgesamt wurden acht Attentäter getötet.

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