Israel kündigt Fortführung der Geisel-Verhandlungen an

Verdrängte Palästinenser im südlichen Gaza-Streifen. Foto: epa/Mohammed Saber
Verdrängte Palästinenser im südlichen Gaza-Streifen. Foto: epa/Mohammed Saber

JERUSALEM: Optimismus bei israelischen Verhandlern, Zurückhaltung bei der Hamas: Die Verhandler bei den indirekten Gesprächen über die Verschleppten in Gaza tasten sich zögerlich voran.

Die israelische Regierung hat die Fortführung der seit Monaten laufenden indirekten Verhandlungen über ein Geisel-Abkommen angekündigt. Eine Delegation des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet und der israelischen Armee werde in Kürze nach Kairo reisen, teilte das Ministerpräsidentenamt in Jerusalem mit.

Zugleich bestätigte das Amt, dass in der Nacht zuvor ein Verhandler-Team aus der katarischen Hauptstadt Doha zurückkehrte. Dort hatten sich israelische Delegierte am Mittwoch mit Spitzenvertretern der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA getroffen. Vor allem Katar steht im direkten Kontakt mit der islamistischen Hamas, die im Gazastreifen nach israelischer Schätzung 120 Geiseln aus Israel in ihrer Gewalt hält. Viele von ihnen dürften allerdings nicht mehr am Leben sein.

Bei den schleppend verlaufenden Gesprächen geht es um den Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen und um Wege zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg. Die Hamas fordert, dass Israel den Krieg schnell beendet. Israel wiederum möchte sich die Option auf ein militärisches Eingreifen in Gaza auch nach einer Freilassung der Geiseln offenhalten.

Zuletzt soll die Hamas nach Medienberichten bei einigen ihrer Positionen Flexibilität gezeigt haben. Israelische Verhandlungsteilnehmer hatten nach der Runde am Mittwoch optimistisch geklungen. «Wir sind einer Übereinkunft über die Prinzipien eines Deals nahe», zitierte der israelische TV-Sender Channel 13 einen Regierungsbeamten.

Die Hamas ließ hingegen keine hochgesteckten Erwartungen aufkommen. Die Organisation habe von den Vermittlern keine Verhandlungsergebnisse erhalten, teilte sie in einer Erklärung mit. Israel würde die laufenden Verhandlungen «verzögern» und «sabotieren».

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatten. Dabei hatten sie auch 250 Menschen als Geiseln nach Gaza verschleppt.

Nach mehr als neun Monaten Krieg steht Israel wegen der vielen Opfer unter der palästinensischen Bevölkerung und der immensen Schäden an Bausubstanz und Infrastruktur im abgeriegelten Küstenstreifen international in der Kritik.

Nach einer aktuellen Mitteilung der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bislang 38.345 Palästinenser getötet und weitere 88.295 verletzt. Die Zahlen machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und bewaffneten Kämpfern und lassen sich unabhängig nicht überprüfen.

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Ingo Kerp 12.07.24 12:40
Das wäre mehr als erfreulich, wenn die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, unter Vermittlung etlicher anderer Staaten zu einer diplomatischen Loesung kämen. es geht bei den Geiseln schließlich um Menschenleben, die es zu retten gilt. Die groeßte Befürchtung bei einer Einigung ist natürlich die, das der kriegslüsterne Netanjahu diese in letzter Sekunde durchkreuzt und ablehnt.