Iran setzt zwei griechische Öltanker fest

​Revolutionsgarden 

Foto: Pixabay/David Mark
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TEHERAN/ATHEN: Einen Akt der Piraterie nennt Griechenland das Kapern von zwei Öltankern durch iranische Revolutionsgarden. Aber auch die Vorgeschichte hat es in sich.

Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) haben im Persischen Golf zwei griechische Öltanker festgesetzt. Die Schiffe hätten maritime Vorschriften missachtet, hieß es auf dem IRGC-Webportal am Freitag. Weitere Details zu den beiden Tankern und der Crew sollten demnächst bekanntgegeben werden. Griechenland protestierte auf das Schärfste und sprachen von einem Akt der Piraterie.

Beobachter vermuten hinter der Aktion einen Vergeltungsakt. Jüngst war in griechischen Gewässern der unter russischer Flagge fahrende Tanker «Lana» mit iranischem Öl an Bord festgesetzt worden. Aus Protest dagegen wurden am Freitag bereits Geschäftsträger der griechischen und Schweizer Botschaft ins Außenministerium einbestellt. Die Schweiz vertritt in Teheran auch Interessen der USA.

Das griechische Außenministerium bestellte am Freitag den iranischen Botschafter ein. Es sei Protest eingelegt worden, teilte ein Sprecher mit. «Diese Aktionen sind praktisch Piraterie», hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Athen.

Griechenland forderte die sofortige Freilassung der Besatzungen. Den Schiffen solle die Weiterfahrt erlaubt werden. Diese Aktionen hätten «sehr negative Auswirkungen» auf die griechisch-iranischen Beziehungen, so das Außenministerium.

Nach Angaben aus Athen hatte die Besatzung eines Hubschraubers der iranischen Kriegsmarine am Freitag das griechische Schiff «Delta Poseidon» in internationalen Gewässern rund 22 Seemeilen (rund 35 Kilometer) vor der Küste Irans geentert. Bewaffnete Iraner hätten dann die Besatzung festgenommen. Auch ein zweites griechisches Schiff sei gestoppt worden und die Besatzung sei festgenommen worden, teilte das griechische Außenministerium mit.

Athen habe alle zuständigen Internationalen Organisationen über die Zwischenfälle informiert und alle griechischen Bürger aufgerufen, Reisen in den Iran zu meiden, hieß es weiter. Auch seien alle griechischen Schiffe, die sich in der Region des Persischen Golfes bewegten, benachrichtigt worden.

Griechische Medien wie die Zeitung «Kathimerini» haben über den Zwischenfall mit dem russischen Tanker berichtet. Demnach herrschte am 14. April in der Ägäis ein schwerer Sturm. Die aus dem türkischen Marmaris kommende «Lana» suchte Zuflucht in einer Bucht der griechischen Insel Euböa vor dem Kleinhafen von Karystos. Dort stellten die griechischen Behörden fest, dass der Tanker der russischen Promswjasbank gehörte. Weil die EU gegen die Bank Sanktionen verhängt hatte, wurde der Tanker gestoppt. Als klar wurde, dass die Bank den Tanker bereits im März an eine nicht sanktionierte russische Bank verkauft hatte, sollte er eigentlich weiterfahren.

Inzwischen wurde aber festgestellt, dass der russische Tanker iranisches Öl transportierte. Deshalb meldeten sich nach Angaben der griechischen Medien US-Behörden und forderten, dass die Griechen Unterstützung leisten und die «Lana» weiter festhalten. Wegen der gegen den Iran verhängten US-Sanktionen hätte das Öl auf einen anderen Tanker gepumpt und auf US-Kosten in die USA gebracht werden sollen.

Offensichtlich scheint dies gerade im Golf von Karystos zu geschehen. Das Marineportal MarineTraffic zeigt, dass ein anderer Tanker neben der «Lana» im Golf von Karystos liegt und allen Anzeichen nach das Öl aus dem Schiff tankt.

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Leserkommentare

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Pascal Schnyder 28.05.22 19:10
wenn
die griechen russische schiffe mit iranischem öl festhalten, ist das das gleiche was die iraner jetzt machen. wenn dann aber die us amerikaner zu allem noch das öl aus den russchiffen schiffen stehlen und nach amerika transportieren, ist das diebstahl. und wenn die amerikaner das gestohlene iranische öl später dann an die europäer mit grossem profit weiterverkaufen, ist das eine schande der usa und eine dummheit derjenigen welche das öl kaufen....