Trump keiner Antwort würdig

Foto: epa/Presidential Official Website
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TEHERAN (dpa) - Die Lage am Golf ist durch neue Zwischenfälle vor Irans Küste noch brenzliger geworden. In Teheran versucht Japans Regierungschef Abe, zu vermitteln. Die Iraner sollten am Atomabkommen festhalten und mit dem Erzfeind USA verhandeln. Die Abfuhr könnte kaum eindeutiger sein.

Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hat Verhandlungen mit den USA im Atomstreit kategorisch ausgeschlossen. «Der Iran vertraut den USA nicht, (...) wir haben mit den Amerikanern bereits die bittere Erfahrung beim Atomabkommen gemacht und wollen diese Erfahrung nicht wiederholen», sagte er bei einem Treffen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe am Donnerstag in Teheran.

Unterdessen kam es vor der Küste des Irans zu schweren Zwischenfällen mit Handelsschiffen von Reedereien aus Deutschland und Norwegen. Abe hält sich zu einem Vermittlungsversuch im Konflikt zwischen dem Iran und den USA in Teheran auf.

Im Golf von Oman sei der Öltanker «Front Altair» der norwegischen Reederei Frontline am Donnerstagmorgen nach einem Angriff in Brand geraten, teilte die norwegische Seefahrtsbehörde mit. Die deutsche Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Singapur teilte mit, ihr mit Methanol beladener Frachter «Kokuka Courageous» sei beschädigt worden. Die Hintergründe der Vorfälle waren zunächst unklar.

Bereits vor vier Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe im Golf von Oman gemeldet. Die genauen Umstände blieben jedoch unklar. US-Sicherheitsberater John Bolton sprach von Angriffen mit Seeminen, für die «fast sicher» der Iran verantwortlich sei. Beweise legte er nicht vor. Teheran wies den Vorwurf zurück.

Chamenei würdigte im Gespräch mit Abe den guten Willen Japans als Vermittler. «Aber (US-Präsident Donald) Trump ist einer Botschaft oder einer Antwort nicht würdig», fügte der Ajatollah hinzu. Trump sei aus dem Wiener Atomabkommen von 2015 ausgestiegen. «Wieso sollte Teheran sich auf erneute Verhandlungen mit solch einer Person einlassen», fragte Chamenei. Außerdem sei es Trumps Ziel, einen Regimewechsel im Iran zu erzwingen. Den aber werde es nicht geben.

Auch hätten die USA kein Recht, über das iranische Atomprogramm zu entscheiden, so Chamenei. «Wir wollen keine Atomwaffen, weil sie gegen islamische Vorschriften verstoßen. Aber wenn wir sie gewollt hätten, hätten uns die Amerikaner nicht daran hindern können», sagte Chamenei, der als oberster Führer in allen strategischen Belangen im Iran das letzte Wort hat. Zuvor hatte auch Präsident Hassan Ruhani betont, dass ohne ein Ende der US-Sanktionen Verhandlungen mit Washington unmöglich seien.

Das Atomabkommen von 2015 zur Verhinderung einer iranischen Atombombe war vom Iran mit den USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, China und Deutschland geschlossen worden. Es stellt die iranische Atomindustrie unter Kontrolle und sagt den Abbau westlicher Wirtschaftssanktionen zu. Dann aber stiegen die USA vor einem Jahr einseitig aus der Vereinbarung aus und setzten den Iran wieder mit massiven Wirtschaftssanktionen unter Druck. Vor einem Monat stellte auch der Iran das Abkommen infrage und setzte den anderen Vertragspartnern eine Frist bis zum 7. Juli, um die in dem Atomabkommen vereinbarten wirtschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

aurel aurelis 14.06.19 21:39
Kein Sieg seit 75 Jahren
seit damals in der Normandie und dann weiter. Es kommt gar nicht auf so ein altmodisch ehrgeiziges Ziel wie einen Sieg an. Hauptsache: Es wird viel Material verbraucht und die Alliierten zahlen mit!
Ingo Kerp 14.06.19 16:54
Man mag zum Iran stehen wie man will. In einem haben die Ajathollahs recht. Das A-Abkommen hat Trump ohne Not gekündigt, warum sollte er sich an ein weiteres Abkommen halten. Abkommen und Verträge mit Trump sind leider in der Zwischenzeit das Papier nicht mehr wert.