BAGDAD/TEHERAN: Massud Peseschkian setzt mit seiner ersten Auslandsreise in das Nachbarland Irak ein Zeichen. Der iranische Präsident plant dabei auch einen historischen Besuch.
Irans neuer Präsident Massud Peseschkian vertieft mit seiner ersten Auslandsreise die Beziehungen zum Nachbarland Irak. In der irakischen Hauptstadt Bagdad unterzeichneten Regierungsvertreter laut der iranischen Staatsagentur Irna 14 Kooperationsabkommen, unter anderem in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Religion. Peseschkian sprach vom «Beginn einer Ära der erweiterten Zusammenarbeit». Im Zuge der dreitägigen Reise will er zudem als erster Präsident in der Geschichte der Islamischen Republik in die teilautonome kurdische Region im Norden des Irak reisen.
Ein Kooperationsabkommen wurde offenbar nicht unterzeichnet. Irans Außenminister Abbas Araghchi hatte vor der Reise noch von 15 Absichtserklärungen gesprochen. Um welches es sich dabei handelte, blieb zunächst unklar.
Teheran hat seinen Einfluss auf das Nachbarland in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Die Beziehungen der Länder waren jedoch auch von Spannungen geprägt. Insbesondere die US-Truppenpräsenz und Iraks Beziehungen zum Westen stehen im Kontrast zur Politik der iranischen Staatsführung, die international isoliert ist. Der Iran ist unter anderem wegen seiner Unterstützung für Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und seines umstrittenen Atomprogramms mit Sanktionen belegt.
Nach dem Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein im Jahr 2003 hat Teheran mit Hilfe seiner mächtigen Revolutionsgarden gezielt Milizen im Nachbarland, aber auch in Syrien und im Libanon weiter ausgebaut. Damit zielte die Staatsführung auf ein Netz verbündeter Gruppen im Kampf gegen den Erzfeind Israel. Teheran äußerte zugleich oft Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit kurdischen Separatisten und Oppositionsgruppen im Irak.
Daneben sieht die iranische Regierung im Irak aber auch einen wichtigen Wirtschaftspartner und das Nachbarland als «Tor zur arabischen Welt». Trotz der umfangreichen Sanktionen ist der Iran ein wichtiger Lieferant von Gas und Strom. Berichten zufolge vermittelte die Regierung in Bagdad unter Premierminister Mohammed al-Sudani auch zwischen dem Iran und anderen arabischen Ländern wie Ägypten, deren Beziehungen lange auf Eis lagen.