Iran greift Gebäude kurdischer Gruppen im Irak an

Iranische kurdische Oppositionspositionen im Irak im Visier des Irans. Foto: epa/Gailan Haji
Iranische kurdische Oppositionspositionen im Irak im Visier des Irans. Foto: epa/Gailan Haji

TEHERAN/ERBIL: Iranische Streitkräfte haben im Irak nach kurdischen Angaben Gebäude mehrerer kurdischer Gruppen mit Raketen und Drohnen angegriffen. Dabei seien mindestens neun Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur INA unter Berufung auf das Gesundheitsministerium der der autonomen Region Kurdistan im Nordirak. Nach iranischen Angaben war es der dritte Angriff in der Region innerhalb von fünf Tagen auf Stützpunkte kurdischer Separatistengruppen, wie die Nachrichtenagentur Tasnim bekanntgab.

Eine mit Sprengstoff beladene Drohne habe das Gebäude der Kurdischen Demokratischen Partei des Iran (KDPI) in der Provinz Erbil angegriffen, berichtete die Nachrichtenseite «Kurdistan24.net». Die KDPI bestätigte den Angriff bei Twitter. Mindestens neun Drohnen hätten zudem Gebäude der linken Kurdenpartei Komala in der Provinz Sulaimanija angegriffen.

Der Vorsitzende der Kurdischen Freiheitspartei (PAK) sprach außerdem von Drohnen- und Raketenangriffen auf die PAK-Zentrale, wobei in Erbil sechs Menschen ums Leben gekommen seien. Auch die Partei für ein Freies Leben in Kurdistan (PJAK) soll angegriffen worden sein.

Medien verbreiteten Videos von Raketen am Himmel und Rauchwolken kurz nach den Angriffen. «Kurdistan24.net» zeigte verängstigte Schulkinder in der Nähe eines Angriffsziels im Ort Kuja.

Schon am Samstag und Montag hatten die iranischen Revolutionsgarden kurdische Stützpunkte bombardiert und dies als «legitime Reaktion» auf vorherige Angriffe kurdischer Gruppen auf iranische Militärbasen im Grenzgebiet gerechtfertigt.

Irans Innenminister Ahmad Wahidi hatte zuvor einigen kurdischen Gruppen vorgeworfen, an den regierungskritischen Protesten der vergangenen Tage im Iran beteiligt zu sein. Angeblich soll es laut Regierung auch kurdische Waffenlieferungen an iranische Demonstranten in den Kurdengebieten gegeben haben.

Auslöser der regierungskritischen Proteste im Iran war der weiterhin ungeklärte Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Da Amini kurdische Wurzeln hatte und mit ihrer Familie in der Provinz Kurdistan lebte, gab es besonders in etlichen kurdischen Städten heftige Proteste sowie Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Das irakische Außenministerium verurteilte die iranischen Angriffe aufs Schärfste und kündigte an, dem iranischen Botschafter in Bagdad eine Protestnote übergeben zu wollen.

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