Interpol will von China Antworten

Wo ist ​Meng Hong?

Interpol-Präsident Meng Hongwei. Foto: epa/Interpol
Interpol-Präsident Meng Hongwei. Foto: epa/Interpol

PARIS (dpa) - Das Schicksal des verschwundenen Interpol-Präsident Meng Hongwei bleibt weiter unklar - die Organisation selbst pocht nun öffentlich auf eine Klarstellung Chinas. Laut einem Bericht soll in Mengs Heimatland gegen ihn ermittelt werden.

Nach dem Verschwinden von Interpol-Präsident Meng Hongwei hat die internationale Polizeiorganisation von China eine Stellungnahme über seinen Verbleib gefordert. Interpol habe die chinesischen Behörden um eine Klarstellung zu Mengs «Status» gebeten, teilte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock am Samstag mit. Das Generalsekretariat erwarte eine Antwort, «um auf die Bedenken über das Wohlergehen des Präsidenten einzugehen», hieß es weiter. Meng ist auch Vizeminister für öffentliche Sicherheit in China.

Seine Frau hatte ihn bei den Behörden in Frankreich als vermisst gemeldet, wie am Freitag bekanntgeworden war. Der Sitz von Interpol befindet sich in Lyon. Laut französischen Medienberichten hatte Mengs Familie Ende September den Kontakt zu ihm verloren, nachdem er in sein Heimatland gereist war.

Die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» berichtete, der 64-Jährige sei in den Händen der chinesischen Disziplinarbehörden: Er soll in Gewahrsam genommen worden sein, direkt nachdem er in China gelandet war. Gegen ihn werde ermittelt, berichtete das Blatt unter Hinweis auf eine nicht genannte Quelle.

Was genau dem Vizepolizeiminister vorgeworfen werden soll, wurde nicht klar. Aber häufig geht es bei einem solchen Vorgehen um Korruption oder andere Disziplinarverstöße. In China gab es zunächst keine Bestätigung für die berichtete Festnahme.

Die französische Justiz in Lyon hatte eine Untersuchung zu der Angelegenheit eingeleitet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP, die sich auf das Pariser Innenministerium berief, hatte Mengs Frau auch angegeben, über soziale Netzwerke und per Telefon bedroht worden zu sein.

Interpol ist die wichtigste internationale Polizeiorganisation der Welt. Die 192 Mitgliedstaaten tauschen unter anderem Informationen zu gesuchten Personen aus.

Meng war 2016 als erster Chinese zum Interpol-Präsidenten gewählt worden - eine international durchaus umstrittene Personalie. Sie hatte vor allem unter Menschenrechtlern Besorgnis ausgelöst. Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen.

Der Interpol-Präsident wird immer für vier Jahre ernannt und steht dem Exekutivausschuss der Organisation vor. Dieses Gremium wacht über die Umsetzung der Entscheidungen der jährlichen Generalversammlung der Organisation. Für die Führung der Alltagsgeschäfte von Interpol ist Generalsekretär Stock verantwortlich.

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