SEOUL/TOKIO: Südkorea hat gegen erneut erhobene Ansprüche seines Nachbarlands Japan auf eine von Seoul verwaltete Gruppe von Felseninseln protestiert. Das Außenministerium in Seoul warf Tokio am Dienstag vor, ungerechtfertigte Ansprüche auf die zwischen beiden Ländern gelegenen Inseln zu erheben, die «historisch, geografisch und nach internationalem Recht» zu Südkorea gehörten. «Wir fordern eine sofortige Zurücknahme dieser Forderungen.» Das Ministerium bestellte dazu einen hochrangigen Diplomaten der japanischen Botschaft ein.
Beide Länder streiten sich schon seit Jahrzehnten um die Inselgruppe, die von Südkorea Dokdo und von Japan Takeshima genannt wird. Bisher gab es keinen Fortschritt bei Vorstößen, den Streit beizulegen.
Grund für den jüngsten Protest Seouls gegen die Forderungen Tokios ist die Veröffentlichung eines Buches des japanischen Außenministeriums zur Diplomatie im vergangenen Jahr. Darin wird die zurzeit von Südkorea kontrollierte Inselgruppe als Teil des japanischen Territoriums aus historischen Gründen und nach internationalem Recht bezeichnet.
Trotz des Territorialstreits nannte Japan nach Berichten südkoreanischer und japanischer Medien in dem Diplomatie-Buch Südkorea zum ersten Mal seit der Ausgabe von 2017 wieder seinen «wichtigsten Nachbarn». Zuletzt war von einem Land die Rede, das «strategische Interessen mit Japan» teile. Trotz großer wirtschaftlicher Verflechtungen sind die beiderseitigen Beziehungen durch historische Konflikte nach wie vor stark belastet. Insbesondere die Kolonialherrschaft Japans über die koreanische Halbinsel (1910 bis 1945) empfinden die Koreaner - in Süd- wie auch in Nordkorea - noch immer als tiefe Schmach.