Innovationen und Fragezeichen

​Das Huawei Matebook X Pro im Test

Das innovative Huawei Matebook X Pro ist 14,6 Millimeter dünn und 1,33 Kilogramm leicht. Foto: Huawei/dpa-tmn
Das innovative Huawei Matebook X Pro ist 14,6 Millimeter dünn und 1,33 Kilogramm leicht. Foto: Huawei/dpa-tmn

Dieses Notebook ist ein Hingucker: Das sandgestrahlte Metallgehäuse des Huawei Matebook X Pro in der schillernden Farbe Emerald Green kann nicht so leicht mit den Geräten anderer Hersteller verwechselt werden.

Das nahezu rahmenlose Touchdisplay des Huawei Matebook X Pro bietet den vollen RGB-Farbraum. Foto: Huawei/dpa-tmn
Das nahezu rahmenlose Touchdisplay des Huawei Matebook X Pro bietet den vollen RGB-Farbraum. Foto: Huawei/dpa-tmn

Und auch in einem anderen Punkt koppelt sich Huawei mit dem neuen Gerät vom Mainstream ab: Der chinesische Hightech-Konzern hat mit seinem neuen Flaggschiff-Notebook nicht unbedingt die Netflix-Gu­cker im Visier – sondern Menschen, die mit dem Mobilcomputer vor allem arbeiten wollen. Spielelaptops werden in der Regel im Widescreen-Format 16:9 verkauft, einige Multimedia-Laptops gibt es auch sogar im Kinoformat 21:9. Das nahezu randlose 3K-Display des Matebook X Pro hat dagegen ein Seitenverhältnis von 3:2 bei einer Diagonalen von 13,9 Zoll – ideal für die Arbeit mit einem Text-Editor, einer Tabellenkalkulation oder einem Präsentationsprogramm. Auch für die Fotobearbeitung ist der neue Mobilrechner gut geeignet: Das Display deckt zu 100 Prozent den RGB-Farbraum ab und bietet dabei eine native Auflösung von 3.000 mal 2.000 Pixeln. Der Bildschirm ist berührungssensitiv und bietet Zehn-Punkt-Multitouch. Im Test konnte auch die Helligkeit des Displays überzeugen. Huawei nennt offiziell einen Wert von 450 Nits, wir konnten über 500 Nits messen. Die hohen Nits-Werte führen in der Praxis dazu, dass man auch draußen im Hellen gut arbeiten kann. Beeindruckend ist auch, wie dünn der Bildschirmrand geraten ist. Von der Gesamtfläche des Bildschirms macht das eigentliche Display 91 Prozent aus.

Beim Innenleben setzt Huawei auf die aktuellen Produkte von Intel und Nvidia: Die Kunden können zwischen einem Intel Core i5 oder dem Intel Core i7-10510U als Prozessor auswählen. Ihm stehen 16 Gigabyte (GB) RAM und – wenn zusätzlich gewünscht – eine dezidierte Grafikkarte Nvidia GeForce MX250 mit 2 GB eigenem VRAM zur Seite. Beim SSD-Laufwerk wählt man zwischen 512 GB und einem Terabyte Speicher.

Leichter Langläufer rennt 15 Stunden

Huawei verspricht eine durchschnittliche Akkulaufzeit von bis zu 15 Stunden. Das deckt sich mit den Erfahrungen aus dem Test. Den Akku mit einer Kapazität von 56 Wattstunden (Wh) lädt ein 65-Watt-Netzteil recht flott wieder auf. Auch positiv: Das Netzteil ist nur 156 Gramm schwer. Zusammen mit dem 14,6 mm dünnen MateBook X Pro mit seinen 1,33 Kilogramm bringt die gesamte Ausrüstung also nicht einmal 1,5 Kilogramm auf die Waage.

Im Ein-Aus-Schalter des Huawei Matebook X Pro ist gleich auch noch ein Fingerabdrucksensor untergebracht. Foto: Huawei/dpa-tmn
Im Ein-Aus-Schalter des Huawei Matebook X Pro ist gleich auch noch ein Fingerabdrucksensor untergebracht. Foto: Huawei/dpa-tmn

Huawei-Deutschland-Chef William Tian betonte bei der Präsentation der neuen Geräte, dass sein Unternehmen sich vorgenommen habe, den Notebook-Markt mit Innovationen zu beleben. Und tatsächlich kann der Konzern drei interessante Neuheiten vorweisen, die so bei etlichen Konkurrenten nicht zu finden sind. So verfügt das Matebook X Pro über einen Ein-Aus-Schalter, der gleichzeitig ein Fingerabdruck-Sensor ist. Das ist praktisch und hilft dem Anwender, schnell und ohne Eingabe seines Passworts den Rechner geschützt aus einem Ruhezustand aufzuwecken oder nach einem Neustart zu öffnen.

Eine zweite Innovation betrifft die eingebaute Kamera für Videochats. Während die meisten Hersteller das Gerät am oberen Gehäuserand positionieren, hat Huawei auf der Tastatur in der oberen Reihe zwischen Funktionstaste F6 und F7 Platz für eine versenkbare Optik gemacht. Die Popup-Kamera kann mit einen Fingerdruck rein- und rausgefahren werden. Das soll die Privatsphäre schützen, weil die Kamera auf keinen Fall Bilder übertragen kann, wenn sie versenkt ist. Die tiefe Position hat allerdings auch zur Folge, dass man in einer Videokonferenz optisch etwas unvorteilhaft nicht auf Augenhöhe gefilmt wird – sondern von schräg unten. Und wer mit dem Matebook Pro X während des Videochats auf der Tastatur tippt, verdeckt mit seinen Fingern das Gesicht.

Bei der dritten Innovation ging es Huawei darum, der äußerst bequemen Dateiübertragsmethode Airdrop aus dem Apple-Universum etwas entgegenzusetzen. Mit Huawei Share kann eine Verbindung zwischen Smartphone und Notebook dank NFC blitzschnell aufgebaut werden.

Das Smartphone auf dem Rechner

Wo ist die Webcam abgeblieben? Zwischen F6 und F7! Eine echte Innovation – mit Vor- und Nachteilen. Foto: Huawei/dpa-tmn
Wo ist die Webcam abgeblieben? Zwischen F6 und F7! Eine echte Innovation – mit Vor- und Nachteilen. Foto: Huawei/dpa-tmn

Bei Huawei geht die Funktion aber über die reine Übertragung von Dateien, beispielsweise den Transfer von aufgenommenen Fotos vom Smartphone auf den Laptop, hinaus. Mit Huawei Share kann man das Smartphone selbst live auf dem Bildschirm des Matebooks anschauen und auch von dort steuern. „Wir überwinden damit die Barriere zwischen Windows- und Android-Systemen“, sagt Huawei-Manager Tian. Damit Huawei Share auf Basis von NFC läuft, muss man allerdings ein kleines optisches Manko in Kauf nehmen. Bei den meisten Windows-Laptops ist es eine Unsitte der Hersteller, ihre Geräte mit Aufklebern zu verunzieren, die auf den verbauten Prozessor oder die Grafikkarte verweisen. Auch auf dem Matebook X Pro wird mit einem Aufkleber für die vorhandene Intel-Hardware geworben. Daneben befindet sich ein weiterer Sticker mit der Aufschrift „Huawei Share“. Der soll aber nicht nur werben, darin befindet sich auch der NFC-Chip. Diesen Aufkleber sollte man also besser nicht entfernen, sonst funktioniert Huawei Share nur noch via WLAN und Bluetooth und nicht so schnell wie mit NFC.

Fragezeichen wegen Handelskrieg

Obwohl Huawei im Handelskrieg der USA mit China inzwischen bei seinen neues­ten Smartphones auf einer „Schwarzen Liste“ steht und beispielsweise nicht mehr mit den Google-Diensten für Android beliefert wird, hat das beim Matebook bislang keine nachteiligen Folgen. Auf dem Rechner läuft Windows 10 Home von Microsoft. Und auch die wichtigsten Chips des Rechners stammen von US-Unternehmen. Doch ein formales „Zukunftsversprechen“, wie es Huawei für die zukünftige Sicherheit seiner Android-Smartphones abgegeben hat, hat der Konzern für die Matebook-Familie bislang noch nicht abgegeben. Somit bleibt ein kleines Fragezeichen im Raum stehen.

Das Huawei MateBook X Pro mit der Intel-CPU i7-10510U (16 GB RAM und 1 TB SSD) sowie der GPU von Nvidia (GeForce MX250) gibt es in den Farben Space Grey und Emerald Green für 1.899 Euro. Die Variante mit einen Intel i5-10210U, 16 GB RAM, 512 GB SSD und der Nvidia GeForce. MX250 gibt es nur in Space Grey für 1.599 Euro.

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