NEU-DELHI: Im indischen Bundesstaat Manipur im Nordosten verschärfen sich die Spannungen zwischen Volksstämmen. Bewohner des Staats fordern von der Regierung mehr Schutz.
Nach Protesten gegen die wieder aufflammende Gewalt zwischen verschiedenen Stammesgruppen im Nordosten Indiens hat die Regierung des Bundesstaats Manipur den Zugang zum Internet und zu mobilen Datendiensten vorübergehend gekappt. Die Maßnahme sei eine Reaktion auf die angespannte Sicherheitslage, hieß es in einer Mitteilung der Regierung. Es bestehe «unmittelbare Gefahr für das Leben von Menschen».
Polizei setzt Tränengasgranaten ein
Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften in Manipurs Hauptstadt Imphal wurden nach Berichten des indischen Nachrichtenmagazins «Northeast Today» fast 60 Teilnehmer der Proteste verletzt. Bei dem Polizeieinsatz wurden auch Tränengasgranaten abgefeuert.
Hintergrund der Proteste sind neue Auseinandersetzungen zwischen dem Meitei-Stamm und dem Kuki-Stamm. Die vorwiegend hinduistischen Meitei bilden die Mehrheit in dem an Myanmar grenzenden Bundesstaat, während die auch als Bergstämme geltenden Kuki wie auch die Naga vorwiegend christlich sind. Wegen ihrer Klassifizierung als «registrierte Stammesgemeinschaften» kommen letztere in den Genuss bestimmter staatlicher Schutz- und Fördermaßnahmen. In Manipur gab es schon in der Vergangenheit ethnische Gewalt. Zuletzt verschärften sich die Spannungen wieder.
Fehlinformation und Hassreden
Mit der Internetsperre will die Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass etwa Fehlinformationen und Hassreden über soziale Medien verbreitet werden. Die Sperre dauere zunächst bis zum Sonntag. In einigen Bezirken Manipurs besteht den Berichten zufolge zudem eine Ausgangssperre für die Bewohner.
In den vergangenen zehn Tagen wurden Berichten indischer Medien zufolge bei Angriffen bewaffneter Gruppen neun Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Dabei seien auch Drohnen und Raketen eingesetzt worden. Angesichts der zunehmenden Gewalt gingen Hunderte von Studenten und andere Bewohner auf die Straße, um zum Schutz der «territorialen und administrativen Integrität» des Staats aufzurufen. Auch forderten sie den Rücktritt des obersten Polizeibeamten des Bundesstaats und des zuständigen Sicherheitsberaters, denen sie Versagen bei dem Versuch vorwarfen, die Situation unter Kontrolle zu bringen.