Selenskyj schließt große oppositionelle Internetseite

Der Präsident der Ukraine Volodymyr Zelensky in Berlin. Foto: epa/Stefanie Loos
Der Präsident der Ukraine Volodymyr Zelensky in Berlin. Foto: epa/Stefanie Loos

KIEW: In der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die einflussreiche oppositionelle Nachrichtenseite strana.ua sperren lassen. Ein entsprechendes Dekret wurde am Samstag veröffentlicht. Grundlage dafür seien vom Nationalen Sicherheitsrat verhängte Sanktionen gegen den seit 2018 im österreichischen Exil lebenden Chefredakteur Ihor Huschwa und dessen Unternehmen, heiß es. Das Verbot erfolgte demnach gemäß einer Vorlage des Geheimdienstes SBU, der Selenskyj untersteht.

In einer Mitteilung bezeichnete der SBU die Journalisten als «prorussische Propagandisten». Nähere Angaben zu den Gründen wurden unter Verweis auf Geheimhaltung nicht gemacht. Der Leiter des ukrainischen Journalistenverbandes, Serhij Tomilenko, kritisierte die Sperrung. «Außergerichtliche Blockierungen von Oppositionsmedien sind der Verzicht auf gesetzliche Garantien der Unabhängigkeit der Presse», sagte er.

Huschwa kündigte an, die journalistische Arbeit trotz der Strafmaßnahmen fortzusetzen. «Das macht nichts. Unter [Petro] Poroschenko wurde ich ins Gefängnis gesteckt. Unter Selenskyj wird die Seite blockiert.» Poroschenko war vor Selenskyj Präsident. Die Seite zog vorerst auf die neue Domain strana.news um.

Sanktionen wurden ebenfalls gegen das im EU-Exil lebende Blogger-Ehepaar Anatolij und Olha Scharij erlassen. Zudem wurde mit Andrij Derkatsch bereits der dritte Parlamentsabgeordnete in die Sanktionsliste aufgenommen. Die Vermögenswerte aller betroffenen Ukrainer werden für drei Jahre eingefroren.

Juristen halten die seit Jahresbeginn von Selenskyj ohne gerichtliche Grundlage gegen ukrainische Staatsbürger erlassenen Sanktionen für rechtswidrig. Im Februar hatte der Staatschef bereits drei Fernsehsender geschlossen. Einem vierten russlandfreundlichen Nachrichtensender droht aktuell der Lizenzentzug. Umfragen zufolge unterstützen jedoch viele Ukrainer das Vorgehen gegen russlandfreundliche Parteien und deren Medien.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Michael Krispin 22.08.21 19:30
Na Frau Merkel & Co
Waere es jetzt nicht mal langsam Zeit auch gegen die Ukraine wegen Unterdrückung der Opposition Sanktionen zu erheben?
Gilt hier nicht auch Ihr Spruch:Das geht ja gar nicht?
Bei Nawalny wird wegen einen vorher unbekannten Oppositionellen gleich die Bazooka gegen RU gerichtet. Lukaschenko aber mit Samthandschuhen angefasst und dieser Ukrainische Komiker weiterhin hofiert.
Ich weiss nicht Frau Merkel wie Sie und Ihre EU Vasallen das nennen.
Ich nenne es Scheinheilig