Immobilienkonzern Vonovia gibt Mietern ab 70 Wohngarantie

Foto: epa/Kirsten Neumann
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BOCHUM (dpa) - Proteste vor der Tür zur Hauptversammlung. «Herr Miethai Vonovia» steht auf dem Schild eines Demonstranten im Hai-Kostüm, ein anderer kritisiert: «Vonovia macht Mieter arm». Vonovia-Chef Buch äußert Verständnis für die aktuelle Debatte.

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia reagiert auf die wachsende Kritik an der Branche wegen steigender Mieten. «Wir geben Mietern ab 70 die Garantie, dass sie ihre Wohnungen nicht verlassen müssen», sagte Vorstandschef Rolf Buch den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa vor der Hauptversammlung am Donnerstag in Bochum. Vonovia sichere ihnen zu, «dass ihre Wohnung bei Veränderung der ortsüblichen Vergleichsmiete bezahlbar bleibt». Mieterorganisationen hatten beklagt, dass viele Rentner sich die steigenden Mieten für ihre Wohnungen kaum noch leisten könnten.

Nach dem Willen der Linken sollen ältere Mieter besser vor Kündigungen geschützt werden. Für über 70 Jahre alte Menschen soll eine Kündigung durch den Eigentümer wegen Eigenbedarfs gesetzlich ausgeschlossen werden. Das geht aus einem Antrag der Linksfraktion im Deutschen Bundestag hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Der im deutschen Aktienindex Dax gelistete Konzern Vonovia hat seine Ertragskraft im vergangenen Jahr gesteigert. «2018 war für uns erneut ein erfolgreiches Geschäftsjahr», sagte Buch. Das Immobilienportfolio sei gewachsen, der Wert habe erneut zugelegt. Aber im Vordergrund stehe Vonovias Verantwortung für rund eine Million Menschen, die in Vonovia-Immobilien zuhause seien. «Unsere Aktivitäten haben also niemals nur eine wirtschaftliche, sondern immer auch eine gesellschaftliche Perspektive.» Vonovia sei Teil der öffentlichen und politischen Debatte.

Immer mehr Menschen würden in die Großstädte ziehen. Dort gebe es immer weniger Wohnungen für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen. Die Neuvertrags-Mieten in den Ballungszentren stiegen stärker als die Löhne. «Die Angst, keine geeignete Wohnung zu finden, ist bei vielen Menschen groß und auch berechtigt», sagte Buch. Die aktuelle Debatte sei deswegen hoch emotional, und das sei verständlich.

Im Kampf gegen steigende Mieten und Wohnungsnot waren zuletzt vor allem in Großstädten Forderungen nach einer Enteignung von Immobilienkonzernen wie Deutsche Wohnen oder Vonovia laut geworden. In Berlin werden Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt.

Buch wehrt sich gegen den Vorwurf, dass sein Unternehmen zu den Preistreibern gehöre. Die Mieten im Bestand seien 2018 mit 0,9 Prozent weniger stark gestiegen als die Inflationsrate, sagte er. Die Durchschnittsmiete betrage bei Vonovia-Wohnungen derzeit 6,56 Euro pro Quadratmeter. Damit liege Vonovia in den großen Städten mit der Miete in der Größenordnung der kommunalen Unternehmen. Auch bei der Neuvermietung liege Vonovia um mehr als 20 Prozent unter den Marktpreisen.

Nach Mieterprotesten war der Dax-Konzern bereits im vergangenen Jahr bei der Wohnungsmodernisierung auf die Bremse getreten. Durch Sanierungen soll es keine Mietaufschläge von mehr als zwei Euro je Quadratmeter geben. Der Durchschnitt der Mieterhöhungen nach Modernisierungen habe bei Vonovia im vergangenen Jahr 1,50 Euro je Quadratmeter betragen, sagte Buch. Dagegen habe beispielsweise in Berlin der allgemeine Durchschnitt modernisierungsbedingter Aufschläge zwischen 2012 und 2017 bei 2,44 Euro gelegen.

«All das tun wir nicht selbstlos», sagte Buch vor den Aktionären. «Wir verdienen Geld damit. Wir schaffen damit Spielräume, um unsere Strategie weiter erfolgreich umzusetzen. Weil wir nicht zuletzt auch Ihnen, unseren Aktionären, verpflichtet sind.»

Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland hatten Vonovia im Auftaktquartal deutlich mehr Gewinn beschert. Zudem profitierte der Konzern von geringeren Kosten bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Konzernchef Buch hatte bei der Zahlenvorlage zugesichert, das Unternehmen werde sich an der Suche nach einer Lösung für die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt beteiligen. Forderungen nach einer Enteignung von Wohnungsunternehmen hatte Vonovia aber zurückgewiesen.

Vonovia wächst schon seit Jahren durch Großübernahmen, zuletzt expandierte das Unternehmen aus Bochum auch ins Ausland. Mittlerweile gehören Vonovia mehr als 400 000 Wohnungen. Die Bochumer haben in den vergangenen Jahren etwa Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert übernommen. 2018 kamen Buwog aus Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu.

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