Im Kriegszustand mit den Kakerlaken

Weltweit existieren 3.500 verschiedene Arten

Kakerlaken sind nachtaktive Tiere
Kakerlaken sind nachtaktive Tiere

Bevor wir zu Bett gehen, schalten wir seit einigen Wochen gewohnheitsmässig alle Lichter aus. Dann sitzen wir in der Dunkelheit auf unseren Stühlen und denken über den Sinn des Lebens nach.Nach ungefähr 15 Minuten falten wir leise einen Teil der täglichen Zeitung zusammen, springen auf und schalten schnell das Licht wieder ein. Und dann, Patsch, Patsch, Patsch drauf auf diesedummen Kakerlaken, die aus ihren Tagesverstecken aufgetaucht sind und auf dem Boden unseres bescheidenen Condos Amok laufen.

Wenn beim ersten Versuch kein Angehöriger dieser Pest auftaucht, schalten wir die Lichter wieder aus und warten etwas länger, bevor wir einen neuen „Überraschungsangriff“ starten. In jederNacht erledigen wir drei oder vier Kakerlaken.

Die platt gemachten Kadaver lassen wir liegen und überlassen sie einer Armee von kleinen schwarzen Ameisen, die sie in ihr Nest transportieren, das sich irgendwo in einem unbewohnten Raumrechts neben der Halle befinden muss. Jedenfalls haben wir sie von dort in unser Zimmer wandern sehen, und auf dem Rückweg schleppten sie die toten Kakerlaken und andere Leckerbissen mit sich.

Wir müssen zugeben, dass wir uns manchmal wie Psychopathen vorkommen; doch was soll’s Dies ist keine normale Situation, wir befinden uns im Kriegszustand! Letzten Monat haben wir entschieden,dass wir uns mit dieser Pest nicht abfinden werden und jedem Kakerlak, der in unser privates Territorium eindringt, den Krieg erklären.

Ausser unserem Hinterhalt haben wir auch sämtliche Lebensmittel in eine angrenzende, kleinere Wohneinheit gebracht, die wir kürzlich zum Kochen und Essen gemietet haben. Der Müllsack wird jedenAbend weggebracht und der Fussboden drei- bis viermal wöchentlich gewischt und gemoppt. Wir wollen keine chemischen Insektenvertilgungsmittel verwenden, doch wenn wir unseren Kampf in dennächsten zwei Monaten nicht gewinnen, müssen wir es wahrscheinlich doch ausprobieren. Ausserdem haben wir die Materie gründlich studiert, und einige Fakten über diese Pest sind vielleicht auchfür den einen oder anderen Leser interessant:

• Auf der Welt existieren rund 3.500 verschiedene Arten von Kakerlaken. Die meisten von ihnen leben in freier Natur. Nur wenige Spezies haben sich an menschliche Behausungen angepasst.

• Der Amerikanische Kakerlak (Periplaneta americana), der Deutsche Kakerlak (Blattella germanica), der Asiatische Kakerlak (Blattella asahinai) sowie der braungebänderte Kakerlak (Supellalongipalpa) sind unter denen, die man in diesem Lande in Gebäuden jeder Art herumkriechen sieht.

Von den vier genannten Arten ist der Amerikanische Kakerlak der grösste. Der Deutsche und Asiatische sehen ihm sehr ähnlich, da sie zur gleichen Gattung gehören, nur sind sie etwas kleiner. Derbraungebänderte Kakerlak ist der kleinste von ihnen. Wir denken, dass wir es in unserem Condo mit diesem zu tun haben.

• Ungleich den Menschen, sind die männlichen Kakerlaken grundsätzlich schmächtiger als die Weibchen, die zu einem grösseren und runderen Unterleib neigen.

• Die Weibchen legen ihre Eier, je nach Art ungefähr 10 bis 40 Stück, in spezielle Ablagen, deren Hülle die Brut unter anderem auch vor chemischen Insektiziden schützt. Deshalb sollte man sienach dem Auffinden sofort zerstören.

• Die Kakerlaken unterscheiden sich insofern von den Ameisen, als sie nicht dazu neigen, ihren Wohnsitz von einem Haus oder Appartment in ein anderes zu verlegen. Deshalb glauben wir auchdaran, dass es uns eines Tages gelingen wird, sie in unserem Condo auszurotten.

• Kakerlaken sind nur nachts aktiv. Tagsüber verstecken sie sich normalerweise in Ritzen, Spalten und anderen geheimen Ecken unseres Gebäudes.

• Neben der Nahrung benötigen Kakerlaken auch Wasser zum Überleben. Ohne Nahrung halten sie sogar längere Zeit durch als ohne Wasser. Das ist auch der Grund, warum man sie überwiegend inBadezimmern oder Küchenabflüssen zu sehen bekommt. Deshalb sollte man diese Räume besonders nachts vor dem Schlafengehen noch einmal gründlich trocknen.

Nun ja, wir sind uns bewusst, dass dieser Krieg nicht so schnell vorüber sein wird. Doch er wird auch nicht ewig dauern.

Quelle: DER FARANG

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