IEA sieht schwächere Öl-Nachfrage

​Iran-Ausfälle wären handhabbar

Der Kharg Oil Terminal im Süden Irans. Foto: epa/Abedin Taherkenareh
Der Kharg Oil Terminal im Süden Irans. Foto: epa/Abedin Taherkenareh

PARIS (dpa) - Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass mögliche Ausfälle beim Rohölangebot des Iran infolge neuer US-Sanktionen durch andere große Förderländer ausgeglichen werden könnten. Zugleich geht die IEA infolge der starken Preisanstiege am Ölmarkt von einer künftig geringeren Rohölnachfrage aus, wie die Agentur am Mittwoch in Paris mitteilte. Ferner wurde bestätigt, dass das Ölkartell Opec sein Ziel erreicht hat, die einst hohen Ölvorräte der Industrieländer nennenswert zu reduzieren.

Nach Einschätzung der IEA könnten allein die Opec-Länder Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Kuwait sowie das Nicht-Opec-Land Russland Exportausfälle Irans ausgleichen. Diese Länder hätten die Kapazität, um schnell und mit Rohöl ähnlicher Qualität auf einen Angebotsausfall Irans zu reagieren. Nach IEA-Angaben beläuft sich die freie Kapazität der genannten Länder auf 1,3 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Diese Menge stehe einer Tagesförderung von etwa 1,2 Millionen Barrel gegenüber, die während früherer Sanktionen gegen den Iran ausgefallen seien.

Darüber hinaus könnten amerikanische Förderer einspringen, wenn es um den Ersatz iranischer Öl-Kondensate gehe. Daraus wird beispielsweise Kerosin für die Luftfahrt hergestellt. Hintergrund der IEA-Bemerkungen sind der Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran sowie neue US-Wirtschaftssanktionen seitens der USA gegen das Land. Hierdurch können sich Auswirkungen auf die Nachfrage nach iranischem Rohöl ergeben. Die konkreten Folgen sind unter Experten aber umstritten.

Unterdessen senkte die Agentur ihre Prognose für die im laufenden Jahr erwartete Rohölnachfrage. «Der jüngste Anstieg der Ölpreise wird seinen Tribut fordern», so die IEA. Angesichts eines Preisanstiegs von 75 Prozent seit vergangenem Sommer wäre es «ungewöhnlich», wenn ein solcher Preissprung spurlos an der Nachfrage vorbei ginge, so die IEA.

Ein großer Teil des starken Preisanstiegs am Ölmarkt seit vergangenen Sommer geht zurück auf die Strategie der Opec und anderer großer Förderer wie Russland, mit einer Angebotsverknappung die Ölpreise nach oben zu treiben. Erreicht werden sollte dies über eine Verringerung der einst hohen Lagerbestände in den Industrieländern. Dieses Ziel hat die Opec erreicht, wie die IEA bestätigte: Im März seien die Ölreserven erstmals seit 2014 unter ihren Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gefallen.

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