Diskriminierende Töne nach Corona-Ausbruch

«Ich bin kein Virus»

Foto: epa/Yonhap
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SEOUL/KUALA LUMPUR/PARIS/BERLIN (dpa) - Die Angst vor dem Coronavirus lässt in einigen Ländern den Ruf nach einem Einreiseverbot für Chinesen laut werden. In Frankreich wehren sich Asiaten in den sozialen Medien gegen Ausgrenzung. Und wie ist es in Deutschland?

Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus in China bringt in einigen Ländern auch diskriminierende Töne mit sich. Eine Online-Petition aus Malaysia sammelte bis Mittwoch mehr als 400.000 Unterstützer. Darin wird ein Einreiseverbot für Chinesen gefordert. Das Virus habe sich in der Welt durch eine «unhygienische Lebensweise» verbreitet, heißt es in der Petition mit Blick auf die chinesische Bevölkerung. In Malaysia gibt es laut der Zeitung «Straits Times» (Singapur) sieben bestätigte Fälle.

Deutsche Organisationen mit China-Bezug berichten bislang nicht über ablehnendes Verhalten von Deutschen gegenüber Chinesen. Natürlich sei die Angst bei den Menschen groß, sagte Andreas Opfermann vom Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. am Mittwoch. Aber direkte Diskriminierungen habe er bisher nicht feststellen können.

In Düsseldorf feierten deutsche und chinesische Mitglieder der Deutsch-Chinesischen Freundschaft e.V. am vergangenen Samstag gemeinsam das chinesische Neujahrsfest, berichtete der Vorsitzende Dieter Böning am Mittwoch. «Das Coronavirus war natürlich Thema, aber es gab keine einzige Absage deswegen», sagte er. Bei der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Trier e.V. sei das Coronavirus auch während einer Veranstaltung am Dienstag «kein Thema» gewesen, sagte Vereinspräsident Peter Dietze.

In Frankreich, wo es mehrere Fälle gibt, prangerten Menschen asiatischer Herkunft diskriminierendes Verhalten an. Unter dem Hashtag #JeNeSuisPasUnVirus (auf Deutsch: Ich bin kein Virus) berichteten sie in den sozialen Netzwerken von ihren Erfahrungen mit Rassismus im Alltag seit Aufkommen des Virus. Eine junge Frau etwa schrieb auf Facebook, eine Gruppe Mädchen habe in der Annahme, sie verstehe kein Französisch, über sie abfällig gesprochen und Witze über das Coronavirus gemacht. «Ich bin nicht Chinesin, aber das macht mich wirklich traurig», schrieb sie in ihrem Post.

«Es gibt Leute, die es ablehnen, von asiatischen Mitarbeitern in Supermärkten bedient zu werden», sagte der Leiter der Vereinigung von in Frankreich lebenden Chinesen, Sacha Lin-Jung, dem Fernsehsender BFMTV. «Was mich am meisten erschreckt, ist, dass die Menschen es als Ausrede benutzen, um ihren Hass und Rassismus zu verbreiten, der nicht mit dem Coronavirus, sondern ganz einfach mit einer Form von Fremdenfeindlichkeit zusammenhängt.»

Hunderttausende von Südkoreanern schlossen sich im Internet wegen der neuartigen Lungenkrankheit einer Petition für das vorläufige Verbot von Besuchern aus China an. Die noch vergleichsweise neutral formulierte Petition wurde in der vergangenen Woche auf die Website des Präsidialamts in Seoul gestellt. Bis zum Mittwoch gab es mehr als 578 000 Zustimmungen. Bisher sind vier Infektionsfälle in Südkorea gemeldet.

Es wird vermutet, dass das Virus seinen Ausgang auf einem Markt in der zentralchinesischen Elf-Millionen-Metropole Wuhan hatte, wo Wildtiere zum Verzehr verkauft wurden. Nach Einschätzung von Experten verläuft die Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, zum Teil sogar ohne Symptome.

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