Strache stellt Anzeigen in Deutschland

Foto: epa/Florian Wieser
Foto: epa/Florian Wieser

WIEN/MÜNCHEN/HAMBURG (dpa) - Der frühere FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat im Fall des heimlich gefilmten «Ibiza-Videos» nun auch Anzeigen in Deutschland gestellt. Wie die Staatsanwaltschaft München I der Deutschen Presse-Agentur am Montag bestätigte, ist eine schriftliche Anzeige gegen alle Personen eingegangen, «die für die Herstellung, Verbreitung und Veröffentlichung des sog. Ibiza-Videos mitwirkend verantwortlich sind».

Die Staatsanwaltschaft prüft nun den Verdacht. Dabei soll es sich um die Straftatbestände «Zugänglichmachen von Bildaufnahmen, die geeignet sind, dem Ansehen der abgebildeten Person erheblich zu schaden», und «Zugänglichmachen von höchstpersönlichen Bildaufnahmen» handeln. Auch die Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte den Eingang einer Anzeige gegen Personen, die an der Herstellung und Verbreitung des Videos beteiligt gewesen sein sollen. Zuerst hatte die österreichische Tageszeitung «Der Standard» über Straches Anzeigen berichtet.

Straches österreichischer Anwalt Johann Pauer bestätigte der dpa, dass in München und Hamburg Strafanträge gegen unbekannt eingebracht worden seien. «Auch diese Strafanträge erfolgen in dem Bestreben, die Hintergründe, Beteiligten und möglichen Auftraggeber der Video-Herstellung und -verbreitung zu ermitteln», hieß es. Die Strafanträge in Deutschland hat demnach ein Rechtsanwalt aus Köln gestellt.

Strache musste nach der Veröffentlichung des «Ibiza-Videos» durch «Spiegel» und «Süddeutsche Zeitung» von seinen politischen Ämtern zurücktreten; außerdem zerbrach die gesamte rechtskonservative Regierung in Österreich. Strache ist auf dem heimlich gefilmten Video im Gespräch über mögliche Formen politischer Einflussnahme mit einer vermeintlichen russischen Investorin zu sehen. Das Video wurde im Sommer 2017 auf Ibiza aufgenommen.

Bereits vor einigen Tagen hatte Strache in Wien Anzeige gegen drei Personen erstattet, die direkt an der Erstellung des Videos und der gesamten Falle auf der spanischen Insel beteiligt gewesen sein sollen. Den in einer Erklärung von Straches österreichischem Anwalt als «mögliche Mittäter» bezeichneten Personen wurden in der Anzeige Täuschung, Urkundenfälschung, Missbrauch von Ton- und Abhörgeräten sowie Verdacht der Datenverarbeitung in Gewinn- und Schädigungsabsicht vorgeworfen.

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Jürgen Franke 10.06.19 15:09
Herr Obermeier, Ihrer Bezeichnung
Möchtegern Verbrecher schließe ich mich an. Erlaube mir jedoch den Hinweis, dass es derartige Personen in allen Parlamenten zu finden sind. Möglicherweise ist ein derartiger Charakter, Voraussetzung in die Politik zu gehen.
Jürgen Franke 04.06.19 23:37
Es ist völlig korrekt, wenn Herr Strache
alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpft, die ihm zur Verfügung stehen, um hinter die Entstehung des Videos zu kommen. Da in diesem Fall auch sicherlich Geld geflossen ist, sind auch die Steuerprüfer gefordert. Der Fall bleibt spannend.