Hunderttausende Seeleute sitzen seit Monaten fest

UN fordern Lösung

Foto: Pixabay/Alexander Kliem
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GENF: Rund 400.000 Seeleute dürfen wegen der Corona-Reiserestriktionen nicht an Land kommen und sind teils seit 17 oder mehr Monaten auf See. Das UN-Büro für Menschenrechte verurteilte das am Dienstag in Genf als unmenschlich. Internationale Arbeitsstandards erlauben einen ununterbrochenen Aufenthalt an Bord von höchstens elf Monaten. Das Büro appellierte an alle Regierungen, Lösungen zu finden. Es rief auch die Unternehmen weltweit, die mit der Schiffsfracht Geschäfte machen, auf, Druck zu machen. Das betreffe 90 Prozent des Welthandels.

Betroffen seien Seeleute auf Container- und anderen Frachtschiffen, aber auch auf Fischkuttern sowie Öl- und Gasplattformen. Die seelische Gesundheit der Menschen würde beeinträchtigt, ebenso wie die Menschenrechte auf Bewegungsfreiheit und das Recht auf ein Familienleben. Gewerkschaften hätten vorgeschlagen, diese Seeleute als «Schlüsselarbeiter» zu deklarieren, für die weniger strikte Reisebeschränkungen gelten. Abgesehen von den festsitzenden Seeleuten dürften mangels Crew-Rotation auch an Land rund 400.000 Seeleute sein, die nicht zu ihren Arbeitsplätzen kommen und folglich kein Geld verdienen können.

Der Verband Deutscher Reeder ist ebenfalls besorgt. «Es ist ein Skandal, dass das Schicksal der Seeleute immer noch offensichtlich selbst seefahrende Nationen so wenig interessiert und dass es Regierungen gibt, die Seeleute derart auf Schiffen einsperren», schrieb Präsident Alfred Hartmann im Verbandsmagazin «Deutsche Seeschifffahrt». «Wir kennen einen Fall, bei dem ein an Herzinfarkt verstorbener Seemann wochenlang im Kühlraum des Schiffes aufgebahrt werden musste, weil ein Hafen seine Heimführung nicht erlaubte.» Auch er rief Unternehmen auf, Druck zu machen. «Es geht um die Gesundheit unserer Seeleute. Es geht um die Sicherheit der Versorgung. Es geht um die Arbeitsplätze in den Fabriken, die ohne Lieferungen nicht weitermachen können.»

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