Hongkonger gehen wieder gegen Auslieferungsgesetz auf die Straße

HONGKONG (dpa) - Erstmals seit der Besetzung des Hongkonger Parlaments und den Ausschreitungen vor einer Woche sind wieder Demonstranten in der chinesischen Sonderverwaltungszone auf die Straße gegangen. Der Protestmarsch am Sonntag im Bezirk Kowloon richtete sich erneut gegen das umstrittene Auslieferungsgesetz an China, das die Finanzmetropole seit Wochen in Atem hält.

Der Marsch, an dem nach Angaben der Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» Zehntausende Menschen teilnahmen, endete vor dem Schnellzugbahnhof für Verbindungen auf das chinesische Festland. Reisende mussten wegen der Proteste deutliche Verspätungen hinnehmen.

Das Auslieferungsgesetz würde es den Behörden Hongkongs erlauben, von China beschuldigte Personen an die Volksrepublik auszuliefern. In den vergangenen Wochen erlebte Hongkong wegen des Gesetzes die größten Proteste seit drei Jahrzehnten. Immer wieder gingen die Hongkonger auf die Straße, um gegen die Politik von Regierungschefin Carrie Lam zu protestieren. Lam hatte das Auslieferungsgesetz nach dem Aufschrei in der Bevölkerung zwar auf Eis gelegt. Die Demonstranten fordern aber die offizielle Rücknahme des Gesetzes.

Vergangenen Montag waren die Proteste eskaliert, als Hunderte Demonstranten das Parlament stürmten und den Plenarsaal für Stunden besetzt hielten.

Die Organisatoren des Marsches am Sonntag wählten den Ort am Bahnhof nach eignen Angaben, um chinesischen Touristen ihr Anliegen zu erklären. Anders als in Hongkong wird über die anhaltenden Proteste in China kaum berichtet, da dort die Medien streng zensiert sind.

Am 1. Juli 1997 hatte Großbritannien seine Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben. Eigentlich stehen den Hongkongern nach dem Rückgabevertrag bis 2047 mehr Freiheiten zu als den Chinesen in der Volksrepublik. Doch immer mehr Hongkonger fühlen, dass Peking schon jetzt ihre Rechte beschneidet.

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