Holocaust-Überlebender George Brady gestorben

George Brady ist tot. Foto: Wikimedia
George Brady ist tot. Foto: Wikimedia

TORONTO/PRAG (dpa) - Der kanadische Holocaust-Überlebende tschechischer Herkunft George Brady ist tot. Der 90-Jährige starb an Herzversagen in Toronto, meldete am Samstag die tschechische Agentur CTK unter Berufung auf Bradys Neffen, Tschechiens Ex-Kulturminister Daniel Herman. Brady, der aus einer jüdischen Familie stammte, hatte während des Zweiten Weltkriegs die nationalsozialistischen Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz überlebt. Seit 1951 lebte er in Kanada. Über seine Holocaust-Erfahrungen referierte Brady laut CTK auf der ganzen Welt. Für sein Engagement erhielt er unter anderem den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

George Brady wurde am 9. Februar 1928 als Jiri Brady in Nove Mesto (Neustadt) in Mähren geboren. Während des Zweiten Weltkriegs starben sowohl seine Eltern als auch seine Schwester in Konzentrationslagern. Brady gelang im Januar 1945 während eines Todesmarsches die Flucht.

Das Schicksal seiner Schwester Hana, die nicht einmal 14 Jahre alt wurde, machte er gemeinsam mit der Kinderbuchautorin Karen Levine einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In Kanada kennt fast jedes Kind die Erzählung von «Hanas Koffer». Das Gepäckstück des in den Gaskammern ermordeten Mädchens wurde von einer Kuratorin des Holocaust-Museums in Tokio entdeckt, die Brady daraufhin kontaktierte.

Für Kontroversen sorgte 2016 die Weigerung des tschechischen Präsidenten Milos Zeman, Brady zum Nationalfeiertag einen Orden zu verleihen. Das Parlament hatte den Holocaust-Überlebenden vorgeschlagen. Hintergrund soll ein Treffen des damaligen Ministers Herman mit dem Dalai Lama, dem geistigen Oberhaupt der Tibeter gewesen sein. Kritiker warfen Zeman vor, Brady, den Onkel Hermans, als Reaktion darauf von der Nominierungsliste der Auszuzeichnenden entfernt zu haben. Zeman soll dem Minister von dem Treffen abgeraten haben, um die Beziehungen zu China nicht zu belasten.

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Hans-Dieter Volkmann 17.01.19 22:07
Jürgen Franke 17.01.2019 16:16
Herr Franke, ich habe ihrem Kommentar nicht unterstellt meiner Generation Schuldgefühle anzulasten. Das haben Sie persönlich nicht getan. Ich wollte damit deutlich machen das es in der europäischen Gesellschaft noch sehr sehr viele Menschen gibt die glauben das machen zu müssen. Ich erinnere mich an ein Ereignis, vor ca 4 Jahren in Südfrankreich. Auf der Suche nach einem Hotelzimmer ging ich in ein Restaurant und fragte die dort Anwesenden. Offensichtlich hatten sie erkannt das ich ein Deutscher war. Niemand hat mir eine Antwort gegeben. Ich war für diese Menschen wie nicht anwesend. Auch gibt es heute noch von einigen Ländern Wiedergutmachungsforderungen. Sie erwähnen unsere Eltern bzw. Großeltern. Ich glaube das viele Eltern/Großeltern vor einer schweren Entscheidung standen, nämlich: In den Widerstand gehen oder der Frau und Kinder wegen sich ruhig zu verhalten. Viele haben Letzteres vorgezogen was ich ihnen nicht verdenken kann.
Jürgen Franke 17.01.19 16:16
Werter Herr Volkmann, offensichtlich
interpretieren Sie meinen Kommentar nicht nach ihrem Inhalt. Ihrer Generation eine Schuld anzulasten ist völlig abwegig und konnte meinen Zeilen auch nicht entnommen werden. Unsere Eltern oder Großeltern hätten sich, entweder durch wegsehen oder mitmachen, eher schuldig gemacht, denn spätestens nach dem 20.01.1942 war es der deutschen Öffentlichkeit bekannt, was sich im Namen Deutschlands, übrigens unter dem Wohlwollen der Kirchen, abspielt. Ich darf Ihnen versichern, dass ich ebenso wenig Schuldgefühle habe, wie Sie. Nur vergessen sollte man diese Ereignisse nicht, um Wiederholungen möglichst zu vermeiden. In Deutschland gibt es offensichtlich noch ausreichend Menschen, die nichts begreifen wollen.
Hans-Dieter Volkmann 17.01.19 14:28
Jürgen Franke 17.01.2019
Werter Herr Franke, ich gebe Ihnen vollkommen Recht wenn die Erinnerung an die Vergangenheit als widerlich empfunden wird. Ich bin Jahrgang 1940, also während des Krieges ein Kleinkind. Zweimal ausgebombt und dann evakuiert. Ich persönlich habe keinerlei Schuldgefühle, nur weil ich ein Deutscher bin, und der Ausdruck: "Die Gnade der späten Geburt" einfach eine grässliche Bezeichnung. Das Schicksal des Holocaust-Überlebenden ist an Tragik sicherlich nicht zu überbieten. Aber ich verabscheue es zutiefst wenn jemand glaubt das ich als Nachkriegsgeneration an die Taten unserer Väter erinnert werden muss. Wie kann man nur Kindern, nur weil sie Deutsche sind, heute noch Schuldgefühle für solche Taten auferlegen?
Jürgen Franke 17.01.19 11:35
Herr Avgat, erlauben Sie eine Anmerkung
auch wenn Sie unangenehme, ja fürchterliche Tatsachen aus der eigenen Vergangenheit als Sumpf bezeichnen, lassen sie sich nicht auslöschen, sondern sollten uns immer daran erinnern, wozu Menschen, das heißt unsere Vorfahren einmal fähig waren. Verdrängung ist nämlich keine Lösung.
Jürgen Franke 17.01.19 11:29
Es ist schon widerlich, dass man immer
wieder an seine Vergangenheit erinnert werden muß
Ingo Kerp 13.01.19 15:35
Ohne eine Bewertung/Beurteilung des Holocaust vorzunehmen stellt sich doch die Frage, muß das Ableben der letzten Holocaust Opfer journalistisch begleitet werden?