Hitzlsperger übernimmt in Stuttgart

«Kahlschlag» in Nürnberg

Foto: epa/Franziska Kraufmann
Foto: epa/Franziska Kraufmann

STUTTGART/NÜRNBERG (dpa) - Im Abstiegskampf der Bundesliga hat es drei Führungskräfte erwischt. Stuttgarts Sportvorstand Reschke muss seinen Platz für Hitzlsperger räumen, Nürnberg trennt sich von Trainer Köllner und Sportchef Bornemann. Den Franken soll eine Clublegende Impulse geben.

In höchster Not haben der VfB Stuttgart und der 1. FC Nürnberg zu drastischen Maßnahmen auf der Führungsebene gegriffen. Bei den Schwaben, die auf dem drittletzten Platz der Fußball-Bundesliga stehen, soll der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger zum Retter werden, nachdem sich der Verein am Dienstag von Sportvorstand Michael Reschke getrennt hat. Der Tabellenletzte aus Franken beurlaubte Aufstiegstrainer Michael Köllner, nachdem in der Nacht zuvor Sportvorstand Andreas Bornemann von seinen Aufgaben entbunden worden war. Interimscoach Boris Schommers soll mit Clublegende Marek Mintal als Assistent neue Impulse setzen.

«Der Aufsichtsrat war nicht mehr überzeugt davon, dass in der bestehenden Konstellation die notwendigen Kurskorrekturen vorgenommen werden können», sagte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich über den überraschenden Wechsel im Management. Das Vertrauen als neuer Sportvorstand erhält der 36-jährige Hitzlsperger. «Ich habe viel Energie und große Freude», versicherte er. Eine Jobgarantie wollte Hitzlsperger Trainer Markus Weinzierl nicht aussprechen. «Ich kann gar keinen Zeitpunkt nennen», sagte er auf eine entsprechende Frage. «Ich werde alles tun, solange, wie ich spüre, dass es sinnvoll ist, und das geht hoffentlich eine lange Zeit.»

Der frühere Stuttgarter Profi steigt vom bisherigen Nachwuchschef und Präsidiumsmitglied zum Verantwortlichen für den sportlichen Bereich auf. Er werde «alles daransetzen, beim VfB die Kräfte für den Klassenerhalt zu bündeln und gleichzeitig in einem starken Team die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen», sagte er.

Nach dem desolaten 0:3 bei Fortuna Düsseldorf am Sonntag war vor allem Trainer Weinzierl in den Fokus gerückt und über eine Ablösung des 44-Jährigen spekuliert worden. Am Montag hatte Reschke erklärt, dass Weinzierl in jedem Fall bis zur schwierigen Aufgabe am Samstag gegen den Tabellenvierten RB Leipzig weitermachen werde. Reschke war vor 18 Monaten vom FC Bayern München gekommen.

Zuvor hatte es in Nürnberg den großen Umbruch gegeben. In einer Nachtaktion trennte sich der seit 15 Bundesligaspielen sieglose FCN von Bornemann und beurlaubte anschließend den von ihm vehement gestützten Trainer Köllner. «Man kann durchaus sagen, dass wir in der sportlichen Kompetenz einen Kahlschlag haben», resümierte Aufsichtsratschef Thomas Grethlein. Köllners bisheriger Assistent Schommers als Interimschef und Mintal, von «Club»-Fans verehrtes Mitglied der Pokalsieger-Mannschaft von 2007 und Trainer im Nachwuchsleistungszentrum, bereiten die Nürnberger auf das Heimspiel am Montag gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund vor.

Die Trainerfrage liegt in den Händen des künftigen Sportvorstandes. «Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen entsprechende Gespräche führen. Der neue Sportvorstand wird dann einen neuen Trainer einstellen oder suchen», sagte Grethlein, der allerspätestens innerhalb von zwei Monaten die neue Führungskraft gefunden haben will. Das erscheint jedoch reichlich spät.

Bornemann, Ende September 2015 geholt, hatte sich bis zuletzt gegen eine Trennung von Köllner gewehrt - und verlor dabei seinen eigenen Job. «Wir haben den Vorstand gebeten, den Trainer zu beurlauben. Unser Sportvorstand hat dieser Empfehlung nicht Folge leisten wollen», erläuterte Grethlein den Machtkampf. «Er hat sein Schicksal mit dem des Trainers verbunden.»

Ãœberzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.