Hilfe kommt bei vielen Familien nicht mehr an

Afghanische Kinder werden in einem Krankenhaus in Kandahar medizinisch behandelt. Foto: epa/Stringer
Afghanische Kinder werden in einem Krankenhaus in Kandahar medizinisch behandelt. Foto: epa/Stringer

KABUL: In Afghanistan kommt bei vielen Familien keine lebensnotwendige Hilfe mehr an. Das berichtete die Organisation Save the Children am Mittwoch. Grund sei das von den Taliban verfügte Arbeitsverbot für afghanische Frauen bei Nichtregierungsorganisationen. Einen entsprechenden Erlass hatten die militanten Islamisten Ende Dezember ausgegeben. Ausnahmen sind Jobs in den Sektoren Gesundheit, Ernährung und Bildung. Als Reaktion darauf legten viele Organisationen ihre Tätigkeiten in allen anderen Bereichen auf Eis, darunter Save the Children.

Das jedoch verstärkt die ohnehin herrschende humanitäre Krise des Landes. Erst Ende Januar hatte eine Delegation mit Vertretern internationaler Hilfsorganisationen in Kabul an die Taliban-Regierung appelliert, ihr Verbot wieder aufzuheben und betont, dass afghanische Frauen für humanitäre Einsätze im Land kritisch seien.

«Fast 20 Millionen Kinder und Erwachsene sind von extremem Hunger betroffen und kämpfen bei zweistelligen Minusgraden ums Überleben», sagt David Wright, Leiter der Einsätze von Save the Children. Das Arbeitsverbot verschärfe vor allem die Not der Frauen und Kinder.

Afghanistan erlebt derzeit eine schwere Wirtschaftskrise, maßgeblich verstärkt durch Sanktionen gegen die Taliban-Regierung. Zudem hat das Land dieses Jahr mit einem ungewöhnlich kalten Winter zu kämpfen: In einigen Teilen des Landes wurden zwischenzeitlich Temperaturen unter minus 30 Grad gemessen. Nach Angaben von Save the Children sind von Frauen geführte Haushalte besonders stark von der humanitären Krise betroffen: 96 Prozent der von Frauen geführten Haushalte hätten nicht genug zu essen.

«Die Taliban müssen das Verbot aufheben und NGOs erlauben, ihre Arbeit mit weiblichen und männlichen Mitarbeitenden in vollem Umfang wieder aufzunehmen», fordert David Wright. Auch appelliert er an die internationale Gemeinschaft, ihre Hilfsgelder für das Land nicht zu kürzen. «Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Afghanistan den Rücken zu kehren.

Erst am Mittwoch hatte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) mitgeteilt, bestimmte Entwicklungsprojekte in Afghanistan wieder aufzunehmen. Soweit Frauen in den von Deutschland finanzierten Programmen mitarbeiteten und durch diese erreicht werden könnten, werde man das Engagement zum Erhalt der Basisversorgung in Afghanistan fortführen, hieß es aus Berlin.

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