Hilfsorganisation: Erfolge bei Hungerbekämpfung in Gefahr

Grafik: DER FARANG
Grafik: DER FARANG

BERLIN: Im Sudan herrscht nach 15 Monaten Krieg die größte Hungerkrise der Welt, beklagt die Welthungerhilfe. Sie warnt die Bundesregierung mit Blick auf den Haushaltsentwurf vor einem falschen Signal.

Die Welthungerhilfe hat die Bundesregierung vor einer Kürzung der Gelder für Überlebenshilfe in humanitären Notlagen und für die langfristige Bekämpfung von Hunger und Armut gewarnt. «Der aktuelle Haushaltsentwurf der Bundesregierung sendet das falsche Signal an die Menschen, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben und für ihre Familien und Gemeinschaften etwas verändern wollen», erklärte die Präsidentin der Organisation, Marlehn Thieme, zur Vorstellung des Jahresberichts 2023 in Berlin.

Sie führte aus: «Ausbildungsprogramme für junge Menschen etwa bieten Perspektiven für ein eigenes Einkommen und insbesondere Mädchen und Frauen profitieren von diesen neuen Chancen.» Die geplanten Kürzungen gefährdeten erfolgreiche Programme zur Hungerbekämpfung, die die Bundesregierung bisher unterstützt habe, «was wir ausdrücklich anerkennen».

Für das Haushaltsjahr 2024 stehen dem Entwicklungsministerium nach eigenen Angaben insgesamt rund 11,22 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Haushaltsentwurf für das nächste Jahr sieht für das Ministerium rund eine Milliarde weniger vor.

Welthungerhilfe und WHO: Lage im Sudan extrem verzweifelt

Die Welthungerhilfe machte auch auf die katastrophale humanitäre Lage im Sudan aufmerksam. Dort herrsche nach 15 Monaten Krieg zwischen der Armee und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces die größte Hungerkrise der Welt. Angesichts der vielen Notlagen in der Welt drohe das Schicksal der Menschen dort in Vergessenheit zu geraten.

Insgesamt seien inzwischen mehr als zwei Millionen Sudanesen in Nachbarländer geflohen, rund zehn Millionen seien im Sudan auf der Flucht vor den Kämpfen, sagte ein Experte der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Im ebenfalls armen Tschad hofften 700.000 Menschen aus dem Sudan auf Hilfe. «Das Land ist großzügig, aber irgendwann gibt es nichts mehr zu teilen», sagte Shible Sahbani von der WHO nach einem Besuch vor Ort.

Die Lage im Sudan sei aktuell vor allem wegen des Hungers der Menschen extrem verzweifelt. Mütter wagten mit ihren Kindern tagelange Märsche ohne Lebensmittel, um den Tschad zu erreichen. Ganz entscheidend wäre, dass UN-Hilfstransporte auch sicher am Ziel ankämen. «Es geht um Zugang, Zugang, Zugang», sagte Sahbani.

Mittel der Welthungerhilfe

Der Welthungerhilfe standen im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 323,2 Millionen Euro für die Projektarbeit zur Überwindung von Hunger und Armut zur Verfügung. Die Spendeneinnahmen lagen bei 87,7 Millionen Euro. Die öffentlichen Geber stellten 266,5 Millionen Euro für die Programme bereit.

Der Anteil aus deutschen Bundesmitteln betrug davon gut 50 Prozent. Der größte Einzelgeber war das Auswärtige Amt mit 59,2 Millionen Euro, gefolgt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit 58,8 Millionen Euro und dem Welternährungsprogramm mit 55,7 Millionen Euro.

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