Wie kann man auf die absurde Idee kommen, dass ein Stern unter Milliarden – dazu noch ein lächerlich kleiner - von einem barmherzigen Gott beschützt wird? Da haben wohl einige Leute auf dieser Welt gedacht: „Wir müssen den Menschen eine Hoffnung geben, wenn nicht hier, dann im Jenseits“. Viele glauben daran, denn sie haben sonst ja nichts. Andere haben genug, vielleicht mehr als genug, tun aber so, als glaubten sie diesen Märchen, weil es sich für sie als erfolgreich erwiesen hat.
Wenn nicht die Religion, dann verhilft zum Machterhalt die erzkonservative Parteieneinheit, denn gemeinsam haben sie die Mehrheit und das Volk hinter sich. Mehrfach haben sie Kriege entfacht und sind gescheitert. „Gott helfe uns“! hat nichts genützt. Auch die Hoffnung der Kommunisten, ihre Anhänger auf einen Verdienst nach dem Tode zu verlocken, ist inzwischen zum Scheitern verurteilt. Was bleibt? Weiter so wie immer? Es scheint so. Die meisten Menschen fürchten sich vor Veränderungen. Lieber Stillstand in Armut, als Bewegung in eine nicht garantierte, aber bessere Zukunft. Wie soll sich da etwas ändern? Ich fürchte, dass Gebete da nicht helfen werden. Wie wäre es zum Beispiel, das eigene Schicksal selbst in die Hände zu nehmen? Jeder hat Hoffnungen, jeder hat Chancen, und jeder kann sein selbst gestecktes Ziel erreichen. Fast alle Menschen, die im Leben erfolgreich waren, verdanken diesen Erfolg ihrer Eigeninitiative. Wer sich auf andere verlässt, der hat schon verloren. Das gilt auch für den sogenannten „lieben Gott“. Er ist weder liebevoll noch erbarmungsvoll, denn er ist nur eine Fiktion, eine Erfindung von Leuten, die glaubten, damit Macht über viele Menschen zu erringen. Das ist ihnen auch gelungen – bis auf den heutigen Tag. Andererseits wachen immer mehr Individualisten auf, gebrauchen ihr Hirn und kommen zu dem Schluss: Religion ist ein Märchen, oder anders ausgedrückt, Opium fürs Volk. Jeder soll glauben, was er will! Dafür stehe ich jederzeit ein. Er soll aber nicht das Recht haben, über meine Ansichten und Meinungen zu bestimmen. Das ist ein Freiheitsziel, das leider in weiten Teilen unserer Welt noch nicht erreicht ist. Zu den großen Religionen gesellt sich auch überall der Aberglaube, der Animismus, der gerade hier in Thailand überall anzutreffen ist und eine offensichtlich unausrottbare Macht darstellt: Überall wirken gute und böse Geister, überall sind Fallen aufgestellt, und tausend Regeln bestimmen den Alltag. Als Farang ist man denen hoffnungslos ausgesetzt. Allerdings sind die Thais uns gegenüber tolerant und verzeihen viele Regelübertretungen. Aber es gibt Grenzen. Wer sich auf einen Buddha setzt, um sich fotografieren zu lassen, der hat diese Grenze überschritten. Aber das sollte eigentlich jeder Farang wissen, bevor er sich auf den Weg in dieses Land begibt. Respekt, Anstand und Höflichkeit gelten schließlich überall auf der Welt, ebenso wie in Thailand und gegenüber ihrem Glauben. Sie verlangen ja nicht von uns, dass wir vor jedem Tempel, an dem wir vorbei kommen, einen tiefen Wai vollziehen, wie sie es zu tun pflegen. Aber sie dürfen schon erwarten, dass wir als Gäste in diesem Land respektvoll umgehen mit dem, was ihnen heilig ist. Genauso erwarten es die Europäer auch von Menschen, die zu ihnen kommen. Ganz besonders im Luther-Jahr, das für viele Protestanten ein ganz besonderes Jahr ist. Martin Luther war und ist für sie ein Mann, der aufstand gegen überkommene und verlogene Regeln, der das Christentum und die Kirche wieder auf die Beine stellte. Er hat viel riskiert und viel erreicht – zumindest in den Augen gläubiger Protestanten. Trotzdem ist festzustellen: Ihre Zahl nimmt immer weiter ab. Das gilt natürlich auch für die Katholiken. Der Keim des Zweifels ist gesät und beginnt zu sprießen.
In der Hoffnung auf eine zukünftige Welt, in der Rationalität mehr gilt als Aberglaube, sage ich, hier stehe ich und kann nicht anders: Ich finde es gut.
Leserkommentare
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