Depeche-Mode-Keyboarder Fletcher mit 60 gestorben

​«Herz aus Gold» 

Andy Fletcher, Mitglied der britischen Synthie-Pop-Band Depeche Mode, spielt im Rahmen der
Andy Fletcher, Mitglied der britischen Synthie-Pop-Band Depeche Mode, spielt im Rahmen der "The Delta Machine Tour" auf der Bühne im Olympiastadion in Berlin. Foto: picture alliance/dpa

LONDON: «Fletch hatte ein wahres Herz aus Gold»: So würdigt die britische Gruppe Depeche Mode das gestorbene Gründungsmitglied Andy Fletcher. Er galt als wichtiges Bindeglied der Band, die mit ihren Synthesizern Musikgeschichte schrieb.

Der Keyboarder und Mitbegründer der britischen Synthie-Pop-Band Depeche Mode, Andy Fletcher, ist im Alter von 60 Jahren gestorben. «Wir sind schockiert und von unermesslicher Traurigkeit erfüllt über den vorzeitigen Tod unseres lieben Freundes, Familien- und Bandmitglieds Andy «Fletch» Fletcher», schrieb die Band am Donnerstagabend bei Twitter. Genauere Angaben zu seinem Tod gab es zunächst nicht. Fletcher hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Mit dem Debütalbum «Speak And Spell» und der Hitsingle «Just Can't Get Enough» wurden Depeche Mode in den 1980er-Jahren als Teil der New-Wave-Szene berühmt. Mit ihrem unverkennbaren Synthesizer-Sound und Hits wie «Everything Counts», «Enjoy The Silence» oder «Personal Jesus» wurde die Band zum Inbegriff der elektronischen Musik - und zu einer der weltweit erfolgreichsten Bands. Sie verkauften mehr als 100 Millionen Tonträger. Zuletzt erschien 2017 das Album «Spirit». Vor zwei Jahren wurde die Band in die «Rock & Roll Hall of Fame» aufgenommen.

Fletcher, der in Nottingham geboren wurde, hatte Depeche Mode zusammen mit Dave Gahan und Martin Gore in dem beschaulichen Ort Basildon in der Grafschaft Essex, östlich von London gegründet.

«Fletch hatte ein wahres Herz aus Gold und war immer da, wenn man Unterstützung, eine lebhafte Unterhaltung, ein Lachen oder ein kaltes Bier brauchte», würdigten die Depeche-Mode-Mitglieder ihren Freund und Kollegen. Man sei im Herzen bei seiner Familie und bitte darum, deren Privatsphäre in dieser schwierigen Zeit zu respektieren.

Die Todesnachricht löste bei Fans und Kollegen große Trauer aus. Der Ex-Drummer der Band The Cure, Lol Tolhurst, schrieb auf Twitter, Fletcher sei ein Freund für ihn gewesen. «Unsere Wege haben sich als junge Männer immer wieder gekreuzt.» Und die Pet Shop Boys schrieben auf Facebook, sie seien traurig und schockiert. «Fletch war ein warmherziger, freundlicher und lustiger Mensch, der elektronische Musik liebte und auch vernünftige Ratschläge über das Musikgeschäft geben konnte.»

Doch trotz ihres riesigen Erfolgs schaffte es die Gruppe nie an die Spitze der Single-Charts. In ihrer Heimat blieb ihnen zudem die Anerkennung als eine der größten britischen Bands stets verwehrt. «Im Ausland wurden sie als sehr eindrucksvoll und mysteriös wahrgenommen. Zuhause konnten die Leute oft nicht die Tatsache ausblenden, dass sie diese Synthesizer-Jungs aus Essex waren», sagte der britische Musikjournalist Dorian Lynskey der BBC am Freitag. Dabei füllen Depeche Mode seit Jahrzehnten bei ihren Konzerten riesige Hallen, Lieder wie «Never Let me Down Again» haben Kultstatus.

Fletcher spielte seinen Beitrag zum Erfolg der Gruppe stets herunter. In einem Interview aus dem Jahr 1989 sagte er einmal: «Martin ist der Songwriter, Alan ist der gute Musiker, Dave ist der Sänger und ich gammle herum.»

Dennoch warnte Lynskey davor, die Rolle des Keyboarders zu unterschätzen. Fletcher habe die Band zusammengehalten und als Brücke zwischen Songwriter Gore und Sänger Gahan fungiert. Jeder verstehe, dass es in einer Band Leute gebe, die das Songwriting und das Singen übernehmen. Extrem wichtig sei auch der psychologische Aspekt, der Freundschafts-Aspekt, der die Band davon abhalte, sich zu trennen. Fletcher sei ein extrem angenehmer Mensch gewesen, ohne alle Allüren, und das habe es ausgemacht. Lynskey fügte hinzu: «Ich frage mich, ob sie ohne ihn tatsächlich weitermachen.»

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