Heikle Suche nach Ursprung des Virus

​WHO-Team reist nach China

Foto: Pixabay
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PEKING: China fürchtet die Suche nach dem Ursprung des Virus, weil es nicht als Schuldiger für die Pandemie angeprangert werden will. Durch die Politisierung steht die WHO-Mission unter keinem guten Stern.

Zu politisch heiklen Untersuchungen reist ein Team von Experten nach China, um im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach den Ursprüngen des Coronavirus zu suchen. Nach langem Tauziehen um die Reise kündigte Chinas Gesundheitskommission am Montag die Ankunft für diesen Donnerstag an. Gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern sollten die Experten erforschen, ob das Virus zu seiner Quelle zurückverfolgt werden könne, wurde mitgeteilt.

Um die Reise der Experten gab es bis zuletzt Gerangel. Erst vor einer Woche hatte die WHO mitgeteilt, dass China die Einreise blockiert habe. Daraufhin hatte Peking erklärt, dass vorher noch nötige Vorbereitungen getroffen werden müssten. Nach der Ankunft werden die Experten aber ohnehin erst zwei Wochen in Quarantäne gehen müssen, bevor ihre Arbeit vor Ort richtig losgehen kann.

Das Team soll auch in die zentralchinesische Metropole Wuhan reisen, wo Sars-CoV-2 vor gut einem Jahr erstmals entdeckt worden war. Mitglieder spielten die Erwartungen herunter. Es gehe vor allem darum, im Austausch mit den chinesischen Kollegen zu schauen, welche Spuren noch verfolgt werden könnten, wurde geschildert.

«Die erste Reise dient dazu, zu schauen, was schon alles an Daten vorliegt, was läuft - und dann einen Plan für Phase zwei zu machen», sagte der deutsche Epidemiologe Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut (RKI) der Deutschen Presse-Agentur. «In dieser Phase zwei werden dann Lücken gefüllt und dadurch hoffentlich die Möglichkeit geschaffen, wissenschaftlich fundierte Hypothesen zu entwickeln und eventuell sogar ein schlüssiges Szenario vorzustellen.»

Die Suche nach dem Ursprung des Virus gilt als politisch brisant. China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden, bei der weltweit bereits Dutzende Millionen Menschen infiziert wurden und nach offiziellen Statistiken schon mehr als 1,9 Millionen Menschen starben. Seit Monaten streuen chinesische Behörden daher Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt. Es wird auf unbestätigte Berichte verwiesen, dass es mögliche Infektionen schon vorher in anderen Ländern gegeben haben könnte.

Auf diese These ging auch Außenamtssprecher Zhao Lijian am Montag vor der Presse ein. «Während sich die Zeitachse der ersten Fälle beständig zurück bewegt, könnte die Suche nach den Ursprüngen mehr und mehr Länder und Regionen umfassen», sagte der Sprecher. So müsste die WHO ähnliche Untersuchungen auch in anderen Ländern aufnehmen. Vor dem Hintergrund von Kritik am anfänglichen Umgang mit Informationen über das Virus verteidigte der Sprecher Chinas Kooperation mit der WHO als «offen und transparent».

Chinas Propaganda verbreitet die These, dass das Virus seinen Ausgang möglicherweise gar nicht in China genommen habe. Verwiesen wird dabei auch auf heutige Viruspuren auf importierten Tiefkühlwaren - die als Hinweis darauf gewertet werden, dass der Erreger aus dem Ausland eingeschleppt worden sein könnte. Ausländische Forscher wie Leendertz vermuten hingegen weiter Fledermäuse aus Südchina als Ursprung.

Mit dem Einreisetermin und der folgenden Quarantäne wird die Zeit für die WHO-Mission knapper als erwartet, da am 12. Februar schon das chinesische Neujahrsfest begangen wird. Zu dem wichtigsten Familienfest der Chinesen stellen viele Institute und Unternehmen schon lange vor dem Fest den Betrieb ein, da die Mitarbeiter meist für ein bis zwei Wochen oder auch länger in ihre Heimatdörfer reisen. Das Land kommt über das Neujahrsfest praktisch zum Stillstand.

«Es ist etwas Zeit verloren gegangen, aber ein paar Tage bleiben ja doch», sagte der Epidemiologe Leendertz. Auch sei die Reise eben nur eine erste Mission, so dass der Zeitplan in Ordnung sein sollte.

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Leserkommentare

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Thomas Knopf 26.01.21 13:36
Glaubwürdigkeit der Untersuchung
Falls die Wissenschaftler dann zumindest uneingeschränkt mit den Frauen ( hier insbesondere BatWoman) u. Männer des dortigen Labors ( Wuhan) sich austauschen können, wäre das immerhin ein Schritt zu mehr Glaubwürdigkeit. Man darf also gespannt sein, ob das stattfindet, oder ob alle damaligen Wissenschaffenden " aushäusig", unpässlich etc sind.
Bernd Blum 14.01.21 05:47
Heikle Suche nach Ursprung des Virus
Eine sehr sinnvolle Reise zur wissenschaftlichen Klärung der div. Fragen um Sars-CoV-2: Hat sich der Virus in der Natur entwickelt, oder im Labor? Wenn im Labor, in welchem Land? Hat Herr Trump was zu verbergen, wenn er ohne jedwede wissenschaftliche Absicherung so energisch auf die Bezeichnung "Chinesische Grippe" besteht?
AIDS ist auch nicht in China entstanden. Aber es kristallisiert sich sehr deutlich heraus, das die sogenannte Spanische Grippe auf einer Hühnerfarm in den USA, Arkansas, entstand und ihren Ursprung nahm, mehr zum Ende des 1. WK hin. Mit irre viel Toten. Die Zahl 50 Mio scheint wohl gesichert zu sein. Aber Schätzungen nennen bis zu 100 Mio Opfer. Daher richtigerweise: AMERIKANISCHE GRIPPE, die besonders intensiv in den asiatischen Ländern gewütet hat. Besteht gar die Möglichkeit, daß Sars-CoV-2 aus den Viren der amerikanischen Grippe entstand?
Eine wissenschaftliche sehr wichtige Arbeit, die hier dankenswerterweise vom WHO angestoßen wurde. Wenn denn schlußendlich die Fakten soweit bekannt sind, geht es meiner Meinung nach nicht um Verurteilung, sondern um Austausch von Wissen und gegenseitiger Hilfe. In heutiger Zeit ist nur noch ein Miteinander denkbar. Wohin das Ausscheren führt, läßt sich an zwei aktuellen Beispielen aufzeigen:
1. die verfehlte Politik von Nr. 45, einschließlich dem von ihm verursachten Trouble ---> Kapitol
2. Brexit-Misere unter Boris Jonson
Freundliche Grüße, Bönaadt