Harris sichert sich Präsidentschaftskandidatur

Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris im George R. Brown Convention Center in Houston. Foto: epa/Leslie Plaza Johnson
Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris im George R. Brown Convention Center in Houston. Foto: epa/Leslie Plaza Johnson

WASHINGTON: US-Vizepräsidentin Kamala Harris tritt bei der Wahl im November gegen den Republikaner Donald Trump an. Doch mit wem an ihrer Seite? Ein Blitz-Wahlkampftrip mit dem Vize ist jedenfalls schon geplant.

Die US-Demokratin Kamala Harris hat sich die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei gesichert und will in den kommenden Tagen eine Wahlkampftour mit einem neuen Vize starten. Bei einer Online-Abstimmung der Demokraten zur Nominierung für die Präsidentenwahl im November erhielt Harris die notwendige Mehrheit der Delegiertenstimmen, wie die Partei mitteilte. Harris tritt damit bei der Wahl im November gegen den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump an. In den kommenden Tagen will die 54-Jährige nun einen Vizepräsidentschaftskandidaten vorstellen und mit dem Partner auf einen Blitz-Trip durch die sieben am meisten umkämpften Bundesstaaten gehen.

Vorgezogene Nominierung

Die Demokraten hatten ihre Kandidatenkür aus bürokratischen Gründen vorgezogen - vor den Beginn eines großen Parteitages Mitte August in Chicago - und per digitalem Votum abgewickelt. Das hat mit den Fristen in den Bundesstaaten zu tun, bis wann die Parteien ihre Kandidaten bestätigt haben müssen, um auf dem Wahlzettel zu stehen.

Am Donnerstag hatte das Votum über eine Online-Plattform der Partei begonnen, bei der die Parteitagsdelegierten aus allen Bundesstaaten ihre Stimmen abgeben konnten. Die Abstimmung läuft zwar noch mehrere Tage. Harris sicherte sich aber bereits frühzeitig die nötige Mehrheit an Stimmen der etwa 4000 Delegierten. Sie war bei dem digitalen Votum die einzige Anwärterin - ihre Nominierung galt daher als Formalie.

Harris erklärte, sie fühle sich geehrt. «Es wird nicht einfach sein, aber wir werden es schaffen», betonte sie mit Blick auf den weiteren Wahlkampf und die eigentliche Wahl am 5. November. «Ich weiß, dass wir diesem Kampf gewachsen sind.»

Die Wahl des richtigen Partners

Nun richtet sich alles auf die Frage, wen sie als Vize an ihre Seite holen wird. Die «Washington Post» berichtete unter Berufung auf Harris' Umfeld, die Demokratin wolle über das Wochenende Gespräche mit ihren potenziellen Partnern führen und danach eine Entscheidung treffen. Die Auswahl eines sogenannten Running Mates im US-Präsidentschaftswahlkampf ist üblicherweise ein komplizierter und aufwendiger Prozess, der nun im Eiltempo ablaufen muss. Denn Harris rückte durch den Ausstieg von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen extrem kurzfristig als Kandidatin nach.

Harris' Wahlkampfteam hat für die kommende Woche bereits eine Wahlkampftour mit dem neuen Vize durch die sieben am meisten umkämpften Bundesstaaten angekündigt: Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada. In diesen sogenannten Swing States steht nicht schon vorab fest, ob aus Tradition der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Daher sind diese Staaten wahlentscheidend.

Aus diesem Grund will Harris diese sieben Bundesstaaten mit ihrem Vize noch vor dem Parteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago besuchen. Die erste Wahlkampfkundgebung des Duos ist für Dienstagabend (Ortszeit) - nach deutscher Zeit in der Nacht zu Mittwoch - in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania geplant. Spätestens bis Dienstag muss Harris ihren Vize also verkünden.

Diese sechs Demokraten gelten als aussichtsreichste Anwärter:

Josh Shapiro

Der 51-Jährige ist seit 2023 Gouverneur des Swing States Pennsylvania. Davor war er Generalstaatsanwalt in dem Bundesstaat. Shapiro ist relativ neu auf der nationalen politischen Bühne. Shapiro gilt als eher moderat und ist sehr populär. Er wird schon seit längerem für höhere Ämter gehandelt.

Mark Kelly

Der 60-Jährige ist ein ehemaliger Astronaut und holte bereits zwei Mal den Senatssitz im Swing State Arizona - ein riesiger Erfolg für die Demokraten. Kelly ist US-Amerikanern auch deshalb ein Begriff, weil er der Ehemann der ehemaligen Kongress-Abgeordneten Gabrielle Giffords ist. Sie hat sich nach einem Attentat 2011 mühsam wieder ins Leben zurückgekämpft und zählt zu den lautesten Kämpferinnen für strengere Waffengesetze.

Tim Walz

Der 60-Jährige ist seit 2019 Gouverneur des Bundesstaats Minnesota und saß vorher viele Jahre als Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Vor seiner politischen Laufbahn war er Lehrer. Der zweifache Vater hat besonders kein starkes nationales Profil, ist aber bekannt für eine bodenständige Art und eine direkte Art, politische Botschaften zu transportieren.

Pete Buttigieg

Der 42-Jährige hatte 2020 als Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten für Furore gesorgt. Heute ist er Verkehrsminister in Bidens Kabinett und damit der erste offen schwule Bundesminister der USA. Er konnte in den vergangenen Jahren im ganzen Land große Summen an Infrastrukturinvestitionen verteilen. Buttigieg spricht mehrere Sprachen, ist schlagfertig und gilt seit längerem als großer Hoffnungsträger der Partei.

Andy Beshear

Der 46-Jährige ist Gouverneur des Bundesstaats Kentucky. In dem Bundesstaat wird bei der Präsidentschaftswahl in der Regel für den republikanischen Kandidaten gestimmt. Beshear wird eine überparteiliche Anziehungskraft nachgesagt. Bevor er Gouverneur wurde, war er Generalstaatsanwalt des Bundesstaats. Auch Beshears Vater war Gouverneur von Kentucky.

J.B. Pritzker

Der 59-Jährige ist Gouverneur von Illinois - ein Bundesstaat, der fest in der Hand der Demokraten ist. Der Milliardär stammt aus einer reichen Unternehmerfamilie. Der Jurist hat in Tech-Startups investiert und gilt auch in der Partei als bestens vernetzt. Allerdings ist er national nicht besonders bekannt.

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Norbert Kurt Leupi 03.08.24 21:00
Trump vs.Harris
Nachdem Kamala zur Präsi-Kandidatin ernannt wurde , heisst der politische Boxmatch 2023 , Harris gegen Trump ! Trump hat sich den Vize schon auserkoren , während Harris noch auf Suche des Anwärters ist ! Rhetorisch sind beide im Angriffskampf ! Die Wutattacken des selbsternannten Messias Donald kontert das Team Harris geschickt und nennt die Angriffe als verstörte Reden eines verbitterten , 78-jährigen Verbrechers ! Wie der Machtkampf der schwarzen Frau , einer ehemaligen Staatsanwältin , gegen den alten , weissen Möchtegernautokraten und verurteilten Straftäter ausgeht , wissen wir im November !
Thomas Sylten 03.08.24 18:40
@Jörg
Sinn macht es evtl. nicht - aber Spaß.. ;)
Manchmal schreibt man auch eher für andere Leser als den aktuell Angesprochenen.

..jetzt rätsele ich rum und komm nicht drauf:
Was ist eine Zweit/Dritt-ID?
Michel Maillet 03.08.24 16:20
Miss Sukkon
Es gäbe da ja vielleicht noch einen freien Job im "oral office" je nach Wahlresultat
Jörg Obermeier 03.08.24 15:50
@ Thomas Sylten
Meine Erachtens macht es definitiv keinen Sinn sich mit der Propaganda einer Zweit-/Dritt-/oder sonst wie ID argumentativ zu befassen.
Thomas Sylten 03.08.24 15:10
@Laddawan Sukkon
Während ich Ihre Charakterisierung Amerikas zumindest teilweise nachvollziehen kann,
erlaube ich mir, Ihnen dazu zu raten, das Wörtchen "definitiv" definitiv NICHT zu verwenden bei Dingen, die definitiv nicht definitiv sind.

Denn dass Trump "definitv" das kleinere Übel für Europa wäre, mag ja Ihre Ansicht sein -
entzieht sich aber definitiv jeder Objektivierung, zumal Sie ja anführen dass es sich bei seiner Anstandslosigkeit nicht um einen Ausrutscher handelt. Er ist ein komplett unberechenbarer, aber zu jeder Jähzornigkeit fähiger "Psycho", dessen Präsidentschaft tagtäglich die Gefahr eines Ausrasters an der falschesten Stelle ever beinhalten würde.

Da sind mir die kühl berechnenden Dems doch sehr viel lieber (i.S.v. sicherer), denen ich die nötige Rationalität zur Vermeidung des "auf-die-Spitze-treibens" zumindest eher zutraue als dem erratischen Trump: Gleich zwei komplexkompensierende eingebildete Alphamännchen auf beiden Seiten der neuen Front quer durch Europa ohne Aussicht auf ausgleichende Klugheit wenigstens auf einer Seite wäre dem Abgrund m.E. definitiv zu nah.
Laddawan Sukkon 03.08.24 14:20
Trump ist definitv das .........
..... kleinere Übel für Europa.

Diese Kriegstreiberei des offiziellen Amerikas in Washington DC über den Atlantik hat die amerikanische Waffenindustrie, vom gewählten Volk dominiert, beflügelt.

Im Gegensatz zu Afghanistan, Vietnam, Korea und den vielen anderen Kriegen, welche die USA unter dem Banner der "Landesverteidigung" geführt und z.T. sogar angezettelt hat, ist Folgendes bemerkenswert. Alle diese Konflikte, zugunsten der amerikanischen Waffenindustrie, wurden ausnahmslos durch den amerikanischen Steuerzahler berappt; Geld, welches in kostenloser Schul- und Universitätsbildung, im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Infrastruktur weiterhin fehlt.

Wenn Trump gewählt würde, dann hört die Kriegshetzerei via Nato in die Ukraine auf, die Deutschen können politischen und wirtschaftlichen Konkurs anmelden und die EU-ist:innen unter der komissionierten Von der Leyen können achselzuckend zusehen mit dem Kommentar "wir können nichts dafür".

Trump ist das kleinere Übel - zumal man seine Ausrutscher und Anstandslosigkeit ja bereits kennt. Aber eben, ein Land, welches unter zwei Kandidaten den Präsidenten, aber unter 50 Kandidatinnen die Miss USA wahlen bestreiten ........... ist und bleibt eine weiterhin weltweit gefährdende Bananenrepublik.

Als Nichtamerikanerin kann ich nur für Europa und die Welt hoffen .......
Ingo Kerp 03.08.24 13:50
Mit dem Ausgang der Nominierung von K. Harris war sicher zu rechnen, da es sonst keinen Kandidaten gab. Erstaunlich ist die Tatsache, das sie soviel Unterstützung hat, was sich in Spenden ausdrückt. Innerhalb von wenigen Tagen sammelt sie 310 Mio US$ ein, während Trump nur "bescheidene" 183 Mio US$ vorweisen kann. Nicht nur der Spendenunterschied macht den alten weißen Mann nervoes. Sein interview mit Bemerkungen zur Harris Hautfarbe vor einem schwarzen Publikum, haben ihm keine Pluspunkte eingetragen.