Netanjahu weicht Einigung über Waffenruhe aus

Israelischer Premierminister Benjamin Netanjahu (L) hört US-Präsident Joe Biden in Washington zu. Foto: epa/Samuel Corum
Israelischer Premierminister Benjamin Netanjahu (L) hört US-Präsident Joe Biden in Washington zu. Foto: epa/Samuel Corum

GAZA/TEL AVIV: Die Islamisten werfen dem israelischen Premier eine «Strategie des Verzögerns» vor. Seine Zusatzforderungen bringen die Seiten einem Deal nicht näher. Die Vermittler brauchen viel Geduld.

Die Hamas im Gazastreifen hat den jüngsten Vorschlag Israels für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung von israelischen Geiseln in ihrer Gewalt abgelehnt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sei durch seine neuen Forderungen von den bisherigen eigenen Positionen und denen der Vermittler abgewichen, teilte die Organisation auf ihrem Telegram-Kanal mit.

David Barnea, der Leiter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, hatte am Sonntag im Auftrag Netanjahus Vertretern der Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten den abgeänderten israelischen Vorschlag für die indirekten Gaza-Verhandlungen übermittelt. Die Hamas sei inzwischen von den Vermittlern über dessen Inhalte informiert worden, so die Erklärung. «Netanjahu ist erneut zu einer Strategie des Verschleppens, Verzögerns und Ausweichens vor einer Einigung zurückgekehrt», hieß es darin weiter.

Netanjahu bestritt, neue Bedingungen gestellt zu haben. «Israel hat den Entwurf (für ein Abkommen) weder verändert noch irgendwelche Bedingungen hinzugefügt», ließ der Regierungschef über sein Büro mitteilen. Vielmehr sei es die Führung der Hamas, die eine Einigung verhindere.

Die Gespräche verlaufen seit Monaten sehr schleppend. Seit Mai kreisen sie um einen mehrstufigen Plan von US-Präsident Joe Biden, der am Ende eine dauerhafte Waffenruhe im Gaza-Krieg vorsieht. Außerdem sollen die Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden.

Zuletzt hatte Netanjahu zusätzliche Bedingungen formuliert, die in den von Barnea übermittelten Vorschlag einflossen. Diese zielen darauf ab, dass Israel auch nach Inkrafttreten einer Waffenruhe die Kontrolle über gewisse strategischer Zonen im Gazastreifen behält. Netanjahus Büro hatte am Sonntagabend mitgeteilt, dass Barnea aus Rom zurückgekehrt sei und die Gespräche über die Hauptthemen in den kommenden Tagen fortgesetzt würden.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Michel Maillet 31.07.24 08:33
Herr Kerp
Es ist wohl eher so dass die Hamas die Geiseln liebend gern längst freigelassen oder ausgetauscht hätten, es ist aber davon auszugehen dass die Terroristen sie längst vergewaltigt und zerstückelt haben (oder in umgekehrter Reihenfolge) Das Faustpfand ist weg. Die Hamas denken aber dass Netanjahu dass nicht weiss und hüten sich auch davor es zuzugeben.
Ingo Kerp 30.07.24 13:40
Eine Einigung und damit ein Freikommen der noch lebenden israel. Geiseln hat keine Priorität bei Netanjahu. Solange der Krieg andauert, kann er auf seinem Regierungsplatz sitzen, der ihm offensichtlich das Wichtigste im Leben ist, da er nur an sich selbst und seiner Person interessiert ist. Irgendwann wird auch dieser Krieg zu Ende sein und dann bekommt er die Quittung präsentiert.
Dracomir Pires 30.07.24 13:30
UNO-Resolutionen ...
... habe keinerlei Bedeutung, weil dort sehr viele moslemische Länder ihren Senf zu Israel abgeben können. Auch suspekte Staaten wie Nordkorea, China oder Russland kümmern sich keinen Deut darum.
Laddawan Sukkon 30.07.24 12:50
Schon unglaublich, wie ........
..... das offizielle Israel, einmal mehr, de facto ungeschoren davon kommt. Weit über Tausend UN-Resolutionen wurden zu Makulatur als Klopapierersatz verwendet; während die Russen von den Olympischen Spielen (wegen Ukraine) gebannt sind, ist Israel (trotz Gaza) voll dabei und Netanyahu fliegt weiterhin zwischen Tel Aviv und Washington hin und her und verklickert den jeweils amtierenden Präsidenten die Marschrichtung.

Aber eben, das auserwählte Volk im versprochenen (gelobten) Land halt!