Hallo, ich wurde ermordet und keinen interessiert das

So berichtete meine Heimatzeitung der ‚Düsseldorfer Express‘ über meinen Fall. Trotz der riesigen Öffentlichkeit wurde die Aufklärung meiner Ermordung verschleppt und beerdigt.
So berichtete meine Heimatzeitung der ‚Düsseldorfer Express‘ über meinen Fall. Trotz der riesigen Öffentlichkeit wurde die Aufklärung meiner Ermordung verschleppt und beerdigt.

KOH SAMUI: Hallo, mein Name war Volker Schwartges (46), ich wurde genau heute vor einem Jahr auf der Insel Koh Samui von fünf Jugendlichen überfallen, mit Bierflaschen traktiert und zusammengeschlagen – danach hat ein damals 17 jähriger Samuianer mit dem Namen Ittisorn T. mir mit einem Messer die Halsschlagader durchtrennt. Ich bin seit einem Jahr tot und niemanden interessiert das.

Obwohl drei der Täter noch am selben Tag verhaftet worden sind, danach gestanden und den vollen Tathergang in der Soi Green Mango hinter der Diskothek Sound Club schilderten, sind sie bereits nach einem Tag freigekommen – ich weiß nicht, ob es eine Kautionszahlung gegeben hat oder sonstige finanzielle Freikaufvarianten. Ich weiß nur, dass bewusst oder unbewusst von der ermittelnden Polizei Chaweng-Bophut keine fristgerechte Ermittlungsakte bei der Staatsanwaltschaft auf Koh Samui eingereicht worden ist – bis heute nicht.

In Thailand muss binnen 12 Tagen eine solche Ermittlungsakte von der Polizei vorgelegt werden. Diese Frist kann maximal sieben Mal verlängert werden. Werden all diese Fristen versäumt, müssen mutmaßliche Straftäter – auch Mörder und Vergewaltiger – freigelassen werden. In meinem Fall wäre der letzte Abgabetermin der 12. Oktober 2014 gewesen.

In meiner Heimatstadt Düsseldorf hat meine Ermordung nicht nur das Leben meiner Mutter aus den Gleisen geworfen. Die ganze Stadt nahm Anteil und die Zeitung ‚Düsseldorfer Express‘ berichtete mehrfach über mein trauriges Ende. Der couragierte Redakteur Günther Classen schrieb sogar zweimal an die Thailändische Landesvertretung in Berlin. Dort wurde ihm versprochen, den Fall zu prüfen. Offensichtlich bin nicht nur ich tot, sondern die Mordakte Volker Schwartges ebenso – todgeprüft oder überhaupt nicht?

In der Zwischenzeit hat ein Doppelmord auf Koh Tao meinen Fall vergessen lassen. Die beiden mutmaßlichen Täter aus Burma stehen seit Wochen wegen gemeinschaftlichen Doppelmordes und Vergewaltigung vor dem Provinzgericht Koh Samui. Sie bestreiten die Tat und sagen, sie wären zum Geständnis gezwungen worden. Meine Totschläger und Messerstecher waren geständig – und trotzdem laufen sie unbehelligt weiter auf Koh Samui herum.

Ich frage heute, an meinem ersten Todestag: Wie viel war mein Leben wert? Weshalb dürfen Mörder frei herumlaufen, ohne überhaupt einen einzigen Tag in Haft verbracht zu haben? Sind wir hier auf Koh Samui lebende Ausländer Freiwild?

Mir selbst werden die Antworten nicht mehr helfen. Aber vielleicht meiner Mutter in Düsseldorf und meinen zurückgeblieben Freunden, meiner Verlobten Chariya auf Koh Samui, die ohne mich weiterleben muss – vielleicht helfen die Antworten aber auch der Gerechtigkeit, damit diese wildgewordenen Jugendlichen nicht wieder jemanden in die Mangel nehmen können. Gerechtigkeit würde mir schon reichen. Lebendig machen kann mich keiner.

Volker Schwartges, gestorben am 20. August 2014, um 6 Uhr morgens in der Soi Green Mango.

Lesen Sie alle vorausgegangenen Artikel zum Mordfall Volker Schwartges auf Koh Samui in unserem Dossier (klicken Sie hier).

Quelle: Fotos: Gruber

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Mike Dong 21.08.17 16:52
*Tosender Beifall*.
Jürgen Franke 21.08.17 16:35
Lieber TheO, Sie können davon ausgehen,
dass Sie für diese Zeilen wieder von anderen Lesern tosenden Beifall bekommen werden. Aus diesem Grunde werde ich mich hier im Forum weiter betätigen, auch wenn Ihnen das nicht paßt. Damit müssen Sie nun leider leben. .
TheO Swisshai 21.08.17 16:26
@Jürgen Franke / Nicht erforderlich
Herr Franke, es ist auch nicht erforderlich, dass Sie zu jedem Artikel Ihren Senf dazu geben. Vor allem sind Ihre Kommentare meistens weder hilfreich, noch geistreich, sondern schlicht und einfach gesagt, mehrheitlich überflüssig. Wie man aus anderen Kommentaren entnehmen kann, sehen das ziemlich viele Kommentarschreiber genauso, oder ganz ähnlich. Das wird auch der Grund sein, weshalb man Sie nicht mehr ernst nimmt. Sie scheinen dass bewusst zu ignorieren und haben stattdessen sogar das Gefühl, der Farang Redaktion sagen zu müssen, wann eine Diskussionsrunde abgebrochen werden muss. Kommen Sie doch mal von Ihrem hohen Ross herunter.
TheO Swisshai 21.08.17 12:14
@Manfred Avgat / Recherchen
Herr Avgat, hier sind weder Vermutungen aufgestellt worden, noch waren die Recherchen oberflächlich oder dubios. Im Gegenteil, in diesem Fall weiss man ganz genau was vorgefallen ist. Von dem brutalen Mord gibt es nämlich neben den Geständnissen, auch noch ein Video.
Jürgen Franke 26.08.15 15:12
Herr Ern
es war nicht erforderlich, die Grußbotschaft des Botschafters zu wiederholen. Ich kannte sie. Auch kenne ich die Aufgaben einer diplomatischen Vertretung. Ich habe mir lediglich erlaubt, hin und wieder in Stellungnahmen zu einigen Kommentaren auf das Vorhandensein von Botschaften hinzuweisen. Ihr unterschwellige Hinweis auf etwaige Problemen mit Behörden, war übrigens auch überflüssig. Ich habe nämlich keine.
Jürgen Franke 25.08.15 23:29
Nee Herr Sturm
ich hatte Sie weder zu Aktivitäten aufgerufen noch um etwas zu organisieren. Dazu bestand auch gar keine Veranlassung. Ich wollte lediglich auf unsere diplomatische Vertretung hingewiesen haben, die normalerweise die Belange ihrer Staatsbürger wahrnimmt, sofern es erforderlich sein sollte. Ihre Terminologie: "Interessenvertretung des reichen Teils des Deutschen Volkes", irritiert mich etwas. Aber das ist Ihre Sichtweise einer Botschaft, auf die ich keinen Einfluss nehmen will.
Jürgen Franke 25.08.15 17:35
Herr Sturm
an anderer Stelle habe ich bereits darauf hingewiesen, sich erst einmal über die Aufgaben der Botschaften zu informieren. Sie sind die einzigen Ansprechpartner, die wir als Ausländer haben. Oder einen, für Thailand zugelassenen, Rechtsanwalt. Alle anderen Aktivitäten kosten ihren Pass. Beachten Sie bitte auch, dass wir derzeit eine Militärregierung, mit entsprechenden Sondergesetzen, haben, die ihnen sogar vorschreiben kann, mit welcher Bekleidung sie ins Flugzeug zu steigen haben. Abgesehen davon halte ich den FARANG für ein ausreichendes Sprachrohr für unsere Belange.
Jürgen Franke 21.08.15 09:04
Herr Sturm,
ich neige inzwischen sehr dazu, auch den 3. Weg zu gehen, da ich eine wunderschöne Bleibe gefunden habe und es mir gesundheitlich noch sehr gut geht. Die Verkehrs- und Müllprobleme tangieren mich nur am Rande, da sie mich persönlich nicht betreffen. Die Hilflosigkeit der ausländischen Einwohner ist schon erschreckend aber offensichtlich nicht zu ändern.
Michael Hellwig 21.08.15 07:32
Und umgekehrt?
Leider intefessiert es auch wenige Farangs, wenn ein Thai stirbt.
Alois Amrein 21.08.15 01:05
Erschütternd
Sehr erschütternd. Der Bericht zeigt auf, wie wenig ein Farang-Leben in Thailand wert ist und wie wenig die Polizei taugt. Zeigt sich ja auch im Fall der 2 Burmesen. Thais kaufen sich nach Möglichkeit frei bei der Polizei, schuld sind dann Ausländer, wie auch neuestens auch beim Bombenattentat in Bangkok. Die Methode, Ausländer als Schuldige zu bezeichnen - auch wenn noch gar nichts bewiesen ist - hat in Thailand System, nach dem Motto "Wir Thais sind gute Menschen, so was können nur böse Farangs tun."
Jürgen Franke 20.08.15 23:19
Liebe Leute
an anderer Stelle habe ich bereits darauf hingewiesen, dass eigentlich eine Botschaft die Aufgabe hat, sich um die Belange ihrer Landsleute zu kümmern. Aber die Antwort bekam dr. unblutig Hotmail vom Leiter der Rechtsabteilung der Deutschen Botschaft in Bangkok: "Wir leben hier in einem rechtsfreien Raum". Vielleicht gelingt es uns, die Damen und Herren in der Botschaft etwas wach zu rütteln. Denn die Kommentare lesen die bestimmt in Bangkok. Mehr Möglichkeiten haben wir nicht, um auf uns aufmerksam zu machen.
Beat Born 20.08.15 18:05
Ist Thailand ein Drittweltland?
Ich habe mich furchtbar aufgeregt, als ich lesen musste, dass der GESTÄNDIGE Mörder frei herumläuft. Jetzt ist die Polizei, aber vor allem das Militär und die Politik (auch in Deutschland) gefordert. Wenn die Verantwortlichen in Thailand nicht dafür sorgen wollen, dass das Land des Lächelns von der Weltöffentlichkeit als Drittweltland wahrgenommen wird, dann müssen sie in diesem Fall aktiv werden. Es ist dabei total irrelevant, ob der dicke Mörder viel Geld hat oder nicht. Dem "FARANG" danke ich dafür, dass er diese Story veröffentlicht hat. Bleiben Sie am Ball.
Karl Ducroquet 20.08.15 17:03
DIT. Das ist Thailand. Habe diesen Fall Täglich aufmerksam gelesen da ich auch mal vorhatte mich auf Samui niederzulassen . Da es aber einem Freund ähnlich ging bleibe ich doch lieber auf dem Festland( seit 16 Jahren) denn da sind die Regeln und Gesetze doch nicht so klar in der Hand der Einheimischen.
Mein Beileid und Anteilnahme zu Ihrem Verlust der Fam. und seiner Freundin auf Samui.
Charly
Marco 20.08.15 15:27
RIP
Man darf die Polizei in Thailand nicht mit der in westlichen Laendern vergleichen. Hierbei handelt es sich nicht um eine staatliche Einrichtung, die fuer Recht und Gesetz einsteht, sondern um ein Witschaftsunternehmen in Uniform. Wie man hoerte reichten dem Taeter 800.000 THB aus, um ungeschoren wieder am oeffentlichen Leben teilhaben zu koennen. Alle, die wir hier wohnen haben nur zwei Moeglichkeiten: Entweder man akzeptiert, dass es weder eine Staatsanwaltschaft gibt, die alles daran setzt, dass Straftaten verfolgt werden und die Polizei dazu ist, Geld zu verdienen oder man folgt dem typischen australischen Spruch: "If you do`nt like it, you can go".Allen Hinterbliebenen kann ich nur meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen und moechte anfuegen: "Niemand hat dich vergessen Volker Schwartges!"
Werner Schilling 20.08.15 13:06
Lieber Daniel Schmid
Ich moechte mich Ihren Kommentar anschliessen und mein Beileid fuer alle Betroffenen hiermit bezeugen.
An die Farang Journalisten moechte ich meinen Dank fuer das informative Titelbild (Zeitungsartikel) ausrichten.
Sachliche Information ist immer besser als reisserische Schlagzeilen. Leider gibt es viel zu viel Unrecht in allen Staaten dieser Welt fuer den Einzelnen (Betroffenen) unertraeglich, fuer Nichtbeteiligte eben nur eine Schlagzeile. Am Tatbestand kann niemand mehr etwas aendern. Als in Thailand lebender Expat wuerde ich mir von der Legistativen Gewalt (oder dem Koenigshaus) aber eine Nichtverjaehrungsfrist fuer Moerder als Gesetz wuenschen, auch wenn das in diesem speziellen Fall (Korruption) nichts genuetzt haette. Als Farang mit allen Extras (z.B. betreutes Wohnen, Touristenbeach und Heimatland Speisen) koennte ich mir ein Leben in Thailand jedoch nicht vorstellen. Als integrertes Familienmitglied in einer Grossfamilie laesst es sich in Thailand jedoch besser, wenn auch mit weniger Luxus, als in mancher Demokratie leben. Dann tritt auch des Farang-Image in den Hintergrund und die eigene Persoenlichkeit (Charakter) in den Vordergrund oder in das Bewusstsein der Thailaender.
Dieter Strathe 20.08.15 12:06
Mord und Totschlag
An dieser Geschichte wird deutlich, dass wir in Thailand nicht nur Farang sind, sondern auch Menschen dritter Klasse.
Khun Thai-Jo 20.08.15 12:03
Da es leider
nur ein "Farang" war, wird wohl keiner mehr seinen Finger rühren.
Wenn aber , und das hoffe ich doch sehr, demnächst mal ein höherer Polizist oder sonstiger Beamter "ohne weiße Weste" mit einem solchen Werkzeug attakiert und verletzt wird, wird sich sicher die ganze Thailändische Polizei inkl. der Arme an der Aufklärung beteiligen.
Jürgen Franke 20.08.15 11:49
Lieber Sam Gruber,
wieder ein Bericht von Ihnen, der an Deutlichkeit nicht zu überbieten ist. Habe den Fall seinerzeit in Düsseldorf verfolgt und war eigentlich der Meinung, dass er längst abgeschlossen ist und die Täter in Haft sind. Heute lebe ich in Thailand und bin eigentlich nicht überrascht, einen derartigen Bericht zu lesen. So habe ich nämlich das Leben hier schon aufgesogen, dass mich so ein Bericht - leider - nicht mehr überrascht.
Daniel Schmid 20.08.15 11:46
Zum Todestag von Volker Schwartges
Liebe Familie,
liebe Freunde des verstorbenen,
liebe Leser
Ich moechte ihnen Mitteilung, dass mich und viele andere Freunde Thailands diese *unglaublich, verwehrfliche Tat* zutieft schockiert und betroffen macht. Ich bin seit 30 Jahren mit meinem Schaetzeli Joy aus Samut Prakan Thailand zusammen, ich liebe und schaetze meine 2. Heimat sehr. Leider gibt es auch auf dem Insel Paradies Ko Samui schwarze Schafe die nichts und niemanden interessiert. Ich weiss nur eins, liebe Betroffene, diese unnoetige Tat bleibt nicht ungestraft ! Es gibt sowas, wie eine hoehere Macht die diese jungen Verbrecher bestrafen und einholen wird ! Besonders in Thailand ist man sich dessen mehr als bewusst ! Justizia kann Blind und ungerecht sein, die hoehere Macht ist dies mit Sicherheit nicht.
Bitte seien sie sich dessen sichern !
Hochachtungsvoll
Daniel Schmid-Saengsuk mit Joy und Michel