​Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres spricht während der 53. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Foto: epa/Gian Ehrenzeller
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres spricht während der 53. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Foto: epa/Gian Ehrenzeller

US-Klimabeauftragter Kerry lobt deutsche Klimapolitik

WASHINGTON/DAVOS: Der Sondergesandte der US-Regierung für Klimafragen, John Kerry, hat Deutschlands Klimapolitik gelobt. Beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos äußerte sich der Ex-Außenminister am Mittwoch optimistisch, dass die Bundesrepublik ihre Klimaziele zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze erreiche. «Deutschland könnte es schaffen», sagte Kerry. Weltweit sei man aber eher auf einem Kurs Richtung 2,5 Grad oder mehr. Deshalb müssten die Investitionen in den Klimaschutz vervielfacht werden.

Der Kampf gegen den Klimawandel könne nur gelingen, wenn Regierungen Anreize für den Privatsektor schafften, in umweltfreundliche Technologien zu investieren, mahnte der ehemalige Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten. Die USA hätten das mit ihrem Anti-Inflations-Gesetz getan, das auch milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz und Soziales vorsieht. Nach Ansicht der EU-Kommission werden dadurch EU-Firmen benachteiligt. Europa fürchtet Produktionsverlagerungen und Jobverluste.


​Guterres in Davos «Die Welt schaut einem Hurrikan ins Auge»

DAVOS: Die Welt schaut nach Einschätzung von UN-Generalsekretär António Guterres «einem Hurrikan der Kategorie 5 ins Auge». «Unsere Welt wird an einer Reihe von Fronten von einem perfekten Sturm heimgesucht», sagte Guterres am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos. Große Teile der Welt stünden vor einer Rezession, dazu die Klimakrise, Kriege wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie seien noch nicht überwunden. «Und irgendwie - nach allem was wir durchgemacht haben - haben wir die globalen Gesundheits-Lektionen der Pandemie nicht gelernt. Wir sind noch nicht einmal nahe dran, auf kommende Pandemien vorbereitet zu sein.»

All diese Konflikte türmten sich auf «wie Autos bei einem Massencrash», sagte Guterres weiter. Dagegen müsse vorgegangen werden - unter anderem mit einer Reform des globalen Finanzsystems und mit mehr Engagement beim Kampf gegen die Klimakrise. «Es gibt keine perfekten Lösungen in einem perfekten Sturm. Aber wir können daran arbeiten, den Schaden zu kontrollieren und Möglichkeiten zu nutzen», sagte Guterres.

Ein Hurrikan der Stufe fünf von fünf ist ein Wirbelsturm der höchsten Kategorie und Zerstörungskraft. Beim Auftreffen eines solchen Sturmsystems auf Land ist mit verheerenden Schäden zu rechnen.


Scholz: Protektionismus schadet Innovation und Klimaschutz

DAVOS: Bundeskanzler Olaf Scholz hat im Streit über Milliardensubventionen zwischen der USA und der EU vor Protektionismus gewarnt. Er begrüße, dass die USA Milliardensummen in Energie und Klimaschutz investieren wollten. Anforderungen an bestimmte Produkte dürften aber nicht zu einer Diskriminierung europäischer Unternehmen führen, mahnte der SPD-Politiker bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums am Mittwoch in Davos.

«Protektionismus behindert Wettbewerb und Innovation und schadet dem Klimaschutz», sagte Scholz. Die EU spreche mit den USA darüber - und versuche zugleich, die Investitionsbedingungen in Europa zu verbessern.

Das US-Programm sieht zum Beispiel Investitionen in Höhe von 369 Milliarden US-Dollar (341 Mrd Euro) vor. Es wird vor allem deswegen kritisiert, weil Subventionen und Steuergutschriften daran geknüpft sind, dass Unternehmen US-Produkte verwenden oder in den USA produzieren.


Von der Leyen: Gas mittlerweile billiger als vor Ukraine-Krieg

DAVOS: Die Gaspreise in Europa sind nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schneller gefallen als erwartet. Im Vergleich zu ihrem Höchststand im August von 350 Euro pro Megawattstunde seien die europäischen Erdgaspreise diesen Monat um 80 Prozent gesunken, sagte von der Leyen beim Weltwirtschaftsforum in Davos am Dienstag. «Das ist niedriger als vor dem Krieg in der Ukraine.»

Als Grund für die Entwicklung nannte von der Leyen die gemeinsamen Anstrengungen der EU. Europa habe die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland überwunden und rund 80 Prozent des russischen Pipelinegases ersetzt. Zudem habe man die Gasspeicher gefüllt und die Nachfrage verringert - zwischen August und November um mehr als ein Fünftel.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und des drastischen Rückgangs russischer Gaslieferungen an Europa war der Gaspreis 2022 rasant gestiegen und hatte im August einen Höhepunkt erreicht. Bei Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar vorigen Jahres kostete Gas um die 120 Euro pro Megawattstunde. Zuletzt lag der Preis am Dienstagmorgen zwischen 50 und 60 Euro pro Megawattstunde. Grund dafür ist unter anderem auch der milde Winter.

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