Grüner Daumen? Nein, viel geht schief!

Schein und Sein sind auch im Garten ein Thema, die Desaster sind unsichtbar

Der Kaffee blüht momentan wie verrückt, ob es aber eine gute Ernte geben wird, steht noch in den Sternen. Fotos: hf
Der Kaffee blüht momentan wie verrückt, ob es aber eine gute Ernte geben wird, steht noch in den Sternen. Fotos: hf

Wenn Sie die Bilder in dieser Gartenkolumne betrachten, werden Sie glauben, ich hätte einen besonders grünen Daumen: Sie täuschen sich gewaltig.

Diese mexikanischen Vanille-Schoten sind noch grün.
Diese mexikanischen Vanille-Schoten sind noch grün.

Brecht brachte es auf den Punkt: „Die im Dunkeln sieht man nicht.“ Viele meiner Gartenbesucher staunen über meine angeblichen Künste, alles Mögliche und Unmögliche anzupflanzen. Was die Besucher aber sehen, sind lediglich die Erfolge, die Miss­erfolge sind nicht gerade photogen und längst weggeräumt.

Viele Probleme mit der Muskatnuss

Nehmen Sie die Muskatnuss-Bäume: Katastrophal schiefgelaufen. Für sehr viel Geld haben wir zwei bereits Nüsse tragende Bäume in der Nähe von Chumphon langsam und behutsam ausgraben lassen, sie waren mindestens sieben Jahre alt. Dann kamen sie in einem teuren Lastwagen angerollt, wurden sogleich mit dem gemieteten Löffelbagger eingepflanzt und sind in kürzester Zeit „verreckt“. Die traurigen Kadaver werden Sie bei einem Gartenbesuch allerdings nicht sehen, wir beseitigen sie demnächst.

Die Vanille-Blüten müssen von Hand bestäubt werden.
Die Vanille-Blüten müssen von Hand bestäubt werden.

Zum Glück haben wir vor etwa vier Jahren 10 kleine Muskatnuss-Bäume gepflanzt und 9 haben überlebt. In etwa drei Jahren sollten die weiblichen Pflanzen tragen – falls es ein paar davon hat… Die männlichen können wir dann getrost zu Brennholz verarbeiten, sie sind – wie im richtigen Leben – völlig nutzlos.

Und zur Sicherheit haben wir vor zwei Jahren nochmals etwa 50 Muskat-Setzlinge gepflanzt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie im Discovery-Garten eines Tages Muskatnüsse sehen werden, sind intakt, aber gedulden Sie sich etwas.

Eine fantastische Kaffee-Ernte?

Oder betrachten Sie die blühenden Kaffeesträucher: Sie explodieren momentan fast mit filigranen, weißen Blüten. Da sehen Sie vielleicht schon viele Säcke mit Bohnen, eine fantastische Ernte steht bevor!? Vielleicht, abwarten und besser Tee trinken: Im vergangenen Jahr sahen sie ähnlich aus und ein einziger Strauch hat dann tatsächlich 2(!) ganze Bohnen geliefert. Zum Glück springt Boncafé in die Bresche.

Ich liebe Mangopflaumen, leider muss ich sie kaufen.
Ich liebe Mangopflaumen, leider muss ich sie kaufen.

Nehmen Sie als weiteres Beispiel Vanille, die zu den Orchideen gehört. Natürlich haben wir Bilder der fantastischen Blüten und der noch grünen Vanille-Schoten. Aber sie stammen aus einem botanischen Garten in Mexiko. Und von dort wissen wir auch, wie wir sie künstlich befruchten können, wenn sie denn einmal blühen. Aber bis jetzt hat noch keine geblüht, wir waren wieder einmal viel zu naiv.

Wir haben zwei, drei an einem Baum angebracht, wo sie langsam festwuchsen und aufstiegen. Aber, wir haben sie vernachlässigt, nicht jeden Tag gespritzt und schon gar nicht gedüngt. Von nichts kommt eben auch nichts. Ohne Wasser und regelmäßige Düngung – organisch oder künstlich – geht nichts.

Jetzt haben wir es (hoffentlich) besser gemacht: Wir ziehen sie an einer Wand hoch, wo wir einen Sprinkler installiert haben. Erstmals sieht die Sache „solide“ aus und jetzt probieren wir dann verschiedene Dünger. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Gegenwärtig gibt es die le­ckeren Mangopflaumen (Ma prang) und natürlich habe ich mindesten 15 teure, veredelte Bäume an den verschiedensten Standorten gepflanzt. Resultat: Null, keine einzige Frucht bis jetzt.

Das tolle Bild von den Früchten habe ich auf dem Markt aufgenommen…

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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