Während der Militärdiktatur wurde ihr Sohn verschleppt. Um auf sein Schicksal aufmerksam zu machen, marschierte Nora Cortiñas jede Woche über den Maiplatz in Buenos Aires. Jetzt ist die Bürgerrechtlerin tot.
Buenos Aires ( dpa) - Die als Mitgründerin der argentinischen Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo (Mütter des Platzes der Mairevolution) bekanntgewordene Aktivistin Nora Cortiñas ist tot. Sie starb am Donnerstag (Ortszeit) im Alter von 94 Jahren, wie örtliche Medien übereinstimmend berichteten. «Wir bedauern ihren Tod sehr. Sie war eine Genossin, die nie aufgehört hat, jeden Donnerstag auf den Platz zu gehen, um für unsere Söhne und Töchter zu kämpfen», hieß es in einer Mitteilung der Madres de Plaza de Mayo.
Cortiñas' Sohn Carlos Gustavo war 1977 während der argentinischen Militärdiktatur von staatlichen Sicherheitskräften verschleppt worden. Daraufhin gründete sie mit anderen Frauen die Organisation Mütter der Plaza de Mayo. Jeden Donnerstag demonstrierten sie mit weißen Kopftüchern auf dem Platz vor dem Regierungspalast im Zentrum von Buenos Aires und forderten Aufklärung über das Schicksal ihrer verschollenen Kinder.
Im Streit über die politische Ausrichtung spaltete die Gruppe sich später auf. Cortiñas führte als Präsidentin die Organisation Madres de Plaza de Mayo Línea Fundadora, die sich strikt auf die Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur (1976 - 1983) konzentrierte. Die andere Gruppe der Mütter des Platzes der Mairevolution vertrat unter ihrer 2022 gestorbenen Präsidentin Hebe de Bonafini immer wieder extrem linke Positionen in der öffentlichen Debatte zu verschiedensten politischen Themen.